Skurrile Studie: Brustimplantate können bei Autounfällen schützen

Forschende haben herausgefunden, dass Brustimplantate wie kleine Mini-Airbags bei einem Autounfall funktionieren. Entscheidend bleibt allerdings das Tempo.

Die Gründe für eine Brustvergrößerung sind vielseitig: Die einen wünschen sich ein runderes, volleres Aussehen der Oberweite; andere möchten die Asymmetrie ihrer Brüste beheben; wiederum andere wollen damit den Folgen eines starken Gewichtsverlusts Einheit gebieten. Im Endeffekt sind die Beweggründe auch vollkommen egal. Jeder Mensch darf selbst entscheiden, was mit dem eigenen Körper geschehen soll. Forschende haben allerdings jetzt herausgefunden, dass die Brustimplantate noch mehr können: Sie können bei einem Autounfall den Brustkorb schützen. 

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Laut der amerikanischen Studie der Gesellschaft für plastische Chirurgie in Spokane und Seattle verringern Brustimplantate das Trauma der Brustwand bei einem ungebremsten Kraftfahrzeugunfall mit niedriger Geschwindigkeit. Zu dem Ergebnis sind sie gekommen, indem sie maßgeschneiderte medizinische Gel-Brustimplantatkonstrukte entwickelten, um eine vergrößerte menschliche Brust und nicht vergrößerte menschliche Brust zu simulieren. Beide wurden einer Belastung ausgesetzt, die etwa einer niedrigen Geschwindigkeit von 10 Meilen pro Stunde – also 16 km/h – entsprach.

Ihre Untersuchung zeigte, das Vorhandensein eines Implantates verringert den maximalen Druck an der Brustwand um 23 Prozent und den durchschnittlichen Druck um 28 Prozent. Das bedeutet, bei Menschen mit Brustimplantaten, die an langsamen, ungebremsten Autounfällen beteiligt sind, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie Rippen- und Brustbeinfrakturen sowie Thoraxverletzungen erleiden, geringer als bei Menschen ohne Implantate.

Auf die Geschwindigkeit kommt es an

Wissenschaftler einer anderen Studie haben sich mit der Sicherheit von Brustimplantaten bei einem versehentlichen Aufprall beschäftigt. Für ihre Tests nutzen sie Implantate aus medizinischem Silikonkautschuk, gefüllt mit einem hochviskosen Füllgel aus medizinischem Silikon. Die Tests ermöglichten insbesondere eine Abschätzung des Versagensdrucks der untersuchten Prothesen. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Autounfälle oder schwere Stürze den Implantaten erhebliche Schäden zufügen können. Bei einem Schlittentest mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 90 km/h kam es zu Rippenknochenbrüchen und im Inneren trat Gel aus. Darüber hinaus kann die mögliche langfristige Alterung der Silikonhülle zu einer gewissen Verschlechterung der Eigenschaften führen, wodurch die Folgen zufälliger Ereignisse noch mehr Beachtung verdienen. Allerdings nehmen die Wissenschaftler an, dass bei den meisten Traumata die Implantate keinen Schaden nehmen – außer es kommt zu einem Zusammenstoß mit spitzen Gegenständen.

Risiken von Brustimplantaten

Das Bundesinstitut für Arznei und Medizinprodukte (BfArM) ist unter anderem für die Risikoerfassung und -bewertung von Medizinprodukten zuständig. Aus zahlreichen Quellen ist dem BfArM bekannt geworden, dass sich viele Brustimplantatträger bei der Entscheidung zu diesem Eingriff der damit verbundenen möglichen Risiken und Folgen nicht ausreichend bewusst waren. Zu den möglichen Risiken zählen:

  1. Rupturen und andere Implantatdefekte: Brustimplantate sind nicht dafür ausgelegt, ein Leben lang zu halten. Mit steigendem Implantatalter steigt deutlich die Wahrscheinlichkeit von Implantatdefekten wie z.B. Rupturen an.
  2. Kapselfibrose: Nach der Implantation bilden sich in Folge des Heilungsprozesses um das Implantat eine Hülle aus Narbengewebe, die sogenannte Implantatkapsel. Kommt es zu einer verstärkten Gewebebildung, kann die Kapsel verdicken und verengen. Das kann zu einer Quetschung der Implantate und schmerzhaften Verhärtungen des Brustgewebes führen.
  3. Brustimplantate-assoziiertes großzelliges anaplastisches Lymphom: Abgekürzt wird diese mögliche Folge der Implantation mit BIA-ALCL. Gemeint ist damit eine Tumorerkrankung, die von Blutzellen ausgeht.
  4. Brustimplantatekrankheit / Breast Implant Illness (BII): Hierbei handelt es sich um ein Krankheitsbild, dass mit Brustimplantaten aus Silikon in Verbindung gebracht wird. Symptome sind chronische Müdigkeit, Gelenkschmerzen, Herzrasen, Vergesslichkeit, Konzentrationsstörung, Migräne, Muskelschwäche, Taubheitsgefühle und Hautausschlag. Auf der Internetseite des BfArM steht außerdem diesbezüglich: "Spezifische diagnostische Marker zum Nachweis der Erkrankung existieren aktuell nicht. Eine Klassifizierung per ICD-10-Code und Anerkennung als Erkrankung durch die WHO liegen aktuell ebenfalls nicht vor. Dennoch nimmt das BfArM die aktuellen Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Brustimplantaten und der beschriebenen Symptomatik sehr ernst."

Über Janet Teplik

Digital Producer bei freizeit.at. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte zog die gebürtige Deutsche nach Wien und studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Zuletzt war sie stellvertretende Chefredakteurin bei der MG Mediengruppe.

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