Ein Spaziergang in Haslach an der Mühl - immer am Fluss entlang

Vom Hauptplatz bis zum Vinzenziplatz.

Es bedurfte einer glücklichen Verkettung von Umständen, dass ich dem in einer ehemaligen Textilfabrik domizilierten Webereimuseum in Haslach an der Mühl im Mühlviertel einen Besuch abstattete. Die kurze Geschichte der Weberei in Oberösterreich erwies sich als Abenteuer mit packenden historischen, technischen, sozialen, aber auch ästhetischen Facetten. Zum Beispiel entdeckte ich in den Archivläden so wundervoll bunte Stoffe, die für die Bespannung von Liegestühlen produziert worden waren, dass ich bis heute darüber nachdenke, wie ich zu Liegestühlen in diesen grundoptimistischen Sommerfarben komme. Wer einen Tipp hat, bekommt als Finderlohn einen Spaziergang um den Häuserblock. Also fand ich mich mit guter Laune in Haslach wieder. Haslach liegt an der „Großen Mühl“, und weil ich flussabwärts in einem sehr empfehlenswerten Landgasthaus namens Mühltalhof stationiert war, beschloss ich, den Heimweg zu Fuß anzutreten, immer am Fluss entlang. 

Das fing schon einmal gut an. Nach den letzten Ausläufern der Suburbs von Haslach kam ich auf einen Pfad durch die Flussauen, der den Namen Michlweg trug und permanent schöne Blicke auf Wasser und Wald offenbarte. Dass auf der anderen Flussseite die B38 verläuft, minderte den Spaß nur ein kleines bisschen. Eine Ausflugspartie hatte sich ein kleines Floß gemietet, um, umgeben von Wasser, ungestört ihre Biervorräte aufzehren zu können und mit zufälligen Passanten ins Gespräch zu kommen, zum Beispiel mit mir – „Hosd an Duaschd, goi?“

©Klobouk Alexandra

Vor der Siedlung Magerl biegt die B38 nach rechts ab und mit ihr der Verkehr. Ich ging weiter geradeaus und nahm das Sträßchen, das zur sog. Teufelsmühle führt. Der Sage nach soll die dortige Müllerin dem Teufel den Auftrag gegeben haben, eine Brücke über die Große Mühl zu bauen, und weil die Müllerin gerissen genug war, kam sie bei dem Handel davon, ohne für die Brücke mit ihrer Seele zu bezahlen. Als ich selbst über die Brücke ging, stieß ich allerdings auf das Marterl, mit dem zweier Menschen gedacht wurde, die hier ums Leben gekommen waren – ein 60-jähriger Müller und ein vierjähriges Kind – mhm. Die Teufelsmühle ist heute ein Ausflugswirtshaus, beliebt bei Radlern und Wanderern. Ich ging weiter auf dem Sträßchen, das den Fluss entlangführt – unten am Wasser wartete kein Pfad mehr, dafür war ich mehr oder weniger allein, fettes Gras, glänzendes Wasser, am anderen Ufer die Bahnstrecke der Mühltalbahn, die mir angesichts des länger werdenden Weges immer verlockender vorkam. Als ich nach knapp zwei Stunden dann an einem Wehr ankam, wo junge Menschen badeten, sah ich jenseits des Flusses einen kleinen Bahnhof, und der dort affichierte Fahrplan informierte mich darüber, dass in einer Viertelstunde der Zug nach Linz Urfahr erwartet werde. Auf den wartete ich doch glatt, fuhr die Station zurück zu meinem Hotel nach Neufelden, ging, was ich mir schon seit Stunden gewünscht hatte, in der Großen Mühl schwimmen und belohnte mich für den Marsch mit einem zwölfgängigen Menü beim Ausnahmekoch Philipp Rachinger. Zur Nachahmung durchaus empfohlen.

Die Route

Haslach an der Mühl – Teufelsmühle – Bahnhof Igl Mühle: 11.000 Schritte

Christian Seiler

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