Nach ein paar Runden, bei denen (vergeblich) das Gleichgewicht und auch die Muskeln aktiviert werden, geht es los mit den ersten Übungen. Diese werden von Kat vorgezeigt, während sie erklärt, worauf besonders geachtet werden muss. Jetzt bin ich dran. Gestartet wird mit sogenannten "Fischchen". Hier bewegt man sich vorwärts, indem man die Beine abwechselnd nach außen und wieder zusammenführt.
Dann wird der Spieß umgedreht. Das Ganze wird rückwärts ausgeführt. Hier kommt mir erstmals der ein oder andere Fluch über die Lippen, da sich die Kufenspitze des Eislaufschuhs aufgrund meiner ruckartigen Bewegungen oftmals im Eis verhakt. Mit der Hilfe der Profi-Eiskunstläuferin gelingt die Übung jedoch bereits nach ein paar Minuten. Gedanklich sehe ich mich schon über das Eis springen. Wenn das schon so schnell klappt, dürfte einer Pirouette doch nichts mehr im Wege stehen. Oder? Unterbrochen werden meine Gedanken von einer ungemütlichen Bekanntmachung. Mein Gesäß trifft nämlich zum ersten Mal auf das Eis. Autsch!
Wackelige Angelegenheit
Jetzt wird das Laufen auf einem Bein geübt. Kein Problem, da ich dies auch als Kind schon oftmals probiert habe. Und so lange ist meine Kindheit dann doch noch nicht her. Auch hier strotze ich nur so von Selbstbewusstsein. Das Übersetzen, welches als nächstes auf dem Plan steht, funktioniert auch überraschend gut.
"Arme weiter vor. Mehr Abstoßen. Bein weiter nach oben. Mehr in die Ferse drücken", höre ich Kat. Mein Übermut beginnt langsam zu bröckeln. Statt meinen Kopf gerade zu halten und auf gleichmäßige Schritte zu achten, bin ich damit beschäftigt zu kontrollieren, ob denn jemand meine Ausrutscher bemerkt hat.
Nach mehreren Versuchen habe ich den Dreh jedoch raus. Denke ich zumindest. Bis es wirklich ans Drehen und an die erste Pirouette geht. Ohne Schwung dreht man sich nicht richtig und mit zu viel Schwung kommt man ins Straucheln. Statt die Hände zum Himmel zu heben, berühren sie immer öfter das Eis. Nach etlichen Versuchen ist sie jedoch endlich geschafft: meine erste Pirouette! Vor lauter Konzentration halte ich den Atem an und traue mich erst wieder nach Luft zu schnappen, als sich die Erde um mich nicht mehr zu drehen scheint. Meinen Stolz kann man mir vom Gesicht ablesen. Stolz ist auch meine Trainerin Kat, die mich zwar kurz bejubelt, mich aber sofort wieder an meine Armhaltung erinnert. Es fühlt sich an, als würde ich in der Luft schweben. Unglaublich schwerelos
Auf Eis gelegt
Nachdem ich knappe zwei Stunden über das Eis gejagt wurde, bin ich erledigt. Nicht nur die Waden, sondern auch die Arme schmerzen. Auch der Mund schmerzt vor lauter Lächeln. Gelächelt wird vor allem über meine eigenen Fehler. Trotz der vielen Fauxpas und auch wenn es unglaublich anstrengend war, ist es eine wahnsinnig lustige und außergewöhnliche Erfahrung. In dieser Zeit eine Pirouette aufs Eis zu legen, ist schwieriger als ich zugeben möchte. Demnach muss ich einsehen, dass ein einziges Training nicht ausreicht, um mich Eisprinzessin nennen zu können.
Um eine vielversprechende Laufbahn als Eiskunstläufer*in anzustreben, reicht es leider nicht, mit Mitte 20, mit dem Training zu beginnen. Hinzu kommt, dass Berufssportler*innen tagtäglich ihren Alltag mitsamt ihrer Ernährung und mehreren Trainings dem Tanz auf dem Eis widmen. So viel Spaß ich auch hatte und so sehr ich noch im Gefühl der Schwerelosigkeit schwelge, muss ich leider einsehen, dass meine Karriere als Eiskunstläuferin – genauso wie ich es während des Trainings – erstmal auf Eis gelegt ist.
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