Bitte mehr schimpfen: Studie belegt, dass Fluchen guttut
Schimpfwörter von sich zu geben, gilt als schlechtes Benehmen. Vor allem bei Frauen. Dabei hat das Fluchen auch gute Seiten
Es ist ja nicht immer alles happy peppy, was um einen herum passiert. Und manchmal hat man echt eine Wut im Bauch. Der Lieblingspullover, den man gerade anziehen wollte, hat ein Loch? F**k! Draußen ist es schon in der Früh finster und klirrend kalt. Echt Oar***!
Fluchen ist gesund
Zu schimpfen wie ein Kesselflicker ist nicht die feine Art? Jo eh. Aber manchmal muss es einfach raus. Gefühle nur runterzuschlucken engt ein, es rauszulassen, kann befreiend sein. Ja, dazu gibt es Studien, aber das kennt jeder auch aus eigener Erfahrung.
Schimpfen ist menschlich. Laut Sprachwissenschaftler Dr. André Meinunger vom Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaften (ZAS) in Berlin gibt es aber noch einen anderen Vorteil zu fluchen und zu schimpfen: „Es ist ein Fortschritt für die gesamte Menschheit. Eine sehr große Kulturleistung, wenn man so will. Aggression wird nicht mehr in physische Gewalt umgesetzt, sondern in verbale."
Wobei natürlich zu unterscheiden ist, ob man herzhaft vor sich hinflucht, sich selbst beschimpft oder andere verbal beleidigt. Zweiteres wäre schlecht für den Selbstwert und Drittes nicht gerade förderlich für den Umgang mit anderen Menschen, egal ob im Job oder privat. Wer bitte braucht schon jemanden in seiner Nähe, der ständig aus der Haut fährt und einen zur Zielscheibe macht. Hier bringt das Fluchen sicher keinen Segen.
Vielleicht das beliebteste Beispiel für einen Meister der Schimpftiraden:
Und hier wohl das extremste Beispiel für jemanden, dessen Schimpftiraden sicher nicht gesund sind. Achtung, nichts für schwache Nerven:
Okay, wir nehmen uns lieber kein Beispiel an Klaus Kinski. Dennoch, wer in bestimmten Situationen schimpft und flucht, liegt gar nicht so falsch. Denn das verpönte Verhalten hat auch seine gute Seite.
Das hat auch die britische Wissenschaftlerin Emma Byrne, die sich eingehend mit dem Thema Fluchen beschäftigt und auch ein Buch dazu geschrieben hat („Swearing is good for you: The amazing science of bad language“, 2017), analysiert. Sie selbst benutze oft Schimpfwörter, verriet sie dem National Geographic. Vor allem, um in der Männerdomäne akzeptiert zu werden, in der sie arbeitet. Aber ist das nicht unfein für eine Lady?
Frauen fluchen nicht, oder?
„Es ist entsetzlich, aber es ist nach wie vor so, dass fluchende Männer akzeptabel sind und fluchende Frauen anstößig. Man meint zwar, Frauen würden seltenerer und weniger Schimpfwörter verwenden als Männer, aber Studien haben gezeigt, dass das nicht der Fall ist“, so Byrne. Umfragen belegten jedoch, dass sowohl Frauen als auch Männer das Fluchen bei Frauen härter verurteilten – was schwerwiegende Folgen haben könne.
Verhaltenspsychologe Richard Stephens war selbst überrascht, als er nach langer Zeit feststellte, wie sehr seine eigene Frau das Fluchen beherrscht. Es kam quasi über sie, als sie ihr erstes Kind zur Welt brachte: „Es war eine lange und schwere Geburt. Irgendwann begann meine Frau zu fluchen, auf eine ziemlich derbe, ausfallende Art", erzählte er dem Magazin Stern. Es war dem Wissenschaftler peinlich, seiner Frau ebenso. Doch die Hebamme versicherte, dass es vielen Frauen so ergehe, weil es den Schmerz lindere. Das weckte die Neugierde des Wissenschaftlers: So dass er ein Experiment mit 67 Studierenden machte. Sie sollten alle ihre Hand in Eiswasser halten, allerdings mit unterschiedlichen Vorgaben. Die Hälfte sollte das Wort „Tisch“ sagen, die andere Hälfte Fluchen. Das Ergebnis: Die Gruppe, die fluchte, hielt den Schmerz wesentlich länger aus.
Auch woran das liegt, ist erklärbar: Wer schimpft, aktiviert die Hirnfunktion, die den Körper in Stress versetzt - Adrenalin und Cortisol werden ausgeschüttet, was uns schmerzunempfindlicher macht. Auch Sportler, die hart trainieren, kennen das.
Also, wann hast du das letzte Mal geflucht? Ärger dich nicht zu lange darüber, wenn es passiert. Aber, auch das liegt auf der Hand: mit Maß und Ziel. Wer übrigens Hemmungen hat, einfach mal die Wut rauszulassen, kann es ja mit einem Ausmalbuch für Erwachsene versuchen.
Sich von „Casino“ mit Robert de Niro inspirieren lassen (hier werden 422 Schimpfwörter verwendet).
Oder in die Geschichte des Fluchens eintauchen: Nicolas Cage gibt in der Netflix-Comedy-Serie Einblicke in die Geschichte der Schimpfwörter. Wir wünschen verdammt viel Spaß! Fuuuuuuuuc*
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