Reine Kopfsache: Wie man seine Ziele erreicht

Eine Dirigentin, ein Radsportler und eine Köchin verraten, welche Methoden ihnen zum Erfolg verholfen haben

Alles beginnt im Kopf. So banal dieser Satz klingt, so sehr stimmt er. Schon als Kinder machen wir allerdings die Erfahrung, dass der Weg vom Wunsch oder Traum bis zur erfolgreichen Umsetzung nicht leicht sein kann. Doch wir lernen auch aus Stolpersteinen und Misserfolgen. Für zukünftige Projekte. Und irgendwann finden wir Strategien, die uns bei der Umsetzung unserer Pläne helfen. Und auch diese beginnen im Kopf.

„Mentale Stärke ist eine Ressource, die uns hilft, den entscheidenden Schritt voraus zu sein“, sagt Heidi Haberl-Glantschnig. Die 30-fache Staatsmeisterin im Rudern und Sportwissenschafterin arbeitet heute auf der Sportuniversität. Trotz aller Selbstoptimierungsratgeber und einer Fülle an Kursen am Markt findet sie, der mentale Aspekt ist bei der Erreichung von Zielen noch immer unterrepräsentiert. „Andere Länder sind uns hier um Längen voraus“, sagt sie.

Seine Ziele mit Hilfe mentaler Stärke zu erreichen, ist eine Sache. Die andere: Wie gelingt es? Klar sollte sein: So einfach und leicht, wie manche Werbesprüche glauben machen wollen, ist es nicht.

Drei erfolgreiche Menschen aus völlig unterschiedlichen Bereichen erzählen, welche Strategien für sie persönlich funktioniert haben, um ihre Ziele zu erreichen.

 

Elisabeth Fuchs: Die Macherin am Dirigentenpult

„Man muss es einfach machen.“ Diesen Satz verwendet Elisabeth Fuchs gerne. Und sie hat auch selbst immer viel „gemacht“. Gemeint ist,  „dass man sich etwas zutrauen sollte“ im Leben. „Wenn es gelingt, stärkt einen das und macht einen noch besser.“ Dieses Denken prägte ihre Art, sich Ziele zu setzen. Als junge Studentin, die sich fürs Dirigieren begeisterte und das studierte, wurde ihr dank eines Lehrers schnell klar: „Ich brauche ein Orchester um zu dirigieren und es zu lernen. Ein Dirigent ohne Orchester ist wie ein Geiger ohne Geige.“ Also „machte“ sie das.

Mit 22 Jahren gründete Fuchs die Philharmonie Salzburg. Das sind 110 Musiker und Musikerinnen, ihre Chefdirigentin ist die heute 45-Jährige  noch immer. Durch die Erfolge der vergangenen 20 Jahre habe sie sich „immer weiterpushen“ können.  Ihrem Weg, das Ziel Dirigentin zu erreichen, ging aber  ein Auftrag voraus. Eben die Notwendigkeit eines Orchesters. Und so ein Auftrag zeige sich meist, ist sie heute überzeugt.

©Erika Mayer

Etwas gut können

Erfolge zu feiern ist für Elisabeth Fuchs  gar nicht das große Ziel. „Ich finde, Erfolg hat mittlerweile auch einen negativen Touch bekommen. Es geht nicht darum, mit 35 Jahren schon Millionen zu verdienen. Sondern  das Ziel sollte sein, Erfüllung in seinem Tun zu finden.“ Das könne zwar durchaus mit Erfolg zusammenhängen. Was uns erfüllt, sind in den meisten Fällen jene Dinge, „die wir gut können“.

Ein wenig Glück gehört dazu, seine Ziele zu erreichen. „Dirigieren ist zu 80 Prozent Organisieren. Ich habe schon als Kind gern organisiert und durfte größer denken.“ Das versucht sie heute ihren beiden Kindern weiterzugeben. „Ich stelle mich immer wieder neuen Herausforderungen. Wenn man mehr Angst vor dem Misserfolg hat, als den Erfolg zu wollen, ist das auch nicht günstig.“

Christoph Strasser: Der Visualisierer auf dem Rad

Im Sommer 2021 schaffte er es, 1.000 Kilometer in 24 Stunden mit dem Rad zu fahren. Und in den Jahren davor gewann er sechs Mal das anspruchsvolle „Race across America“: Dass Christoph Strasser seine gesteckten Ziele erreicht, hat er in seiner Sportlerlaufbahn eindrucksvoll bewiesen.

Doch wie gelingt es, sich immer wieder selbst anzutreiben, die richtige Motivation zu finden? Einfach drauf los trainieren ist der falsche Weg. Vielmehr kommt es auf eine „attraktive Zieldefinition“ an. „Je genauer man ein Ziel definiert, desto größer ist die Motivation, es zu erreichen.“ Damit dies gelingt, visualisiert er sich sein jeweiliges Ziel so, als ob er es bereits erreicht hätte. „Ich stelle mir vor einem Rennen zum Beispiel vor, wie es sich anfühlt, wenn ich durchs Ziel fahre.“ Das malt er sich so oft in allen Details aus, bis es im Bewusstsein verankert ist. „Für mich macht das Sinn, weil es mir die positiven Konsequenzen meines Tuns zeigt.“

©Lex Karelly

Zielsetzungspsychologie

Dem 38-jährigen Extremsportler ist allerdings auch wichtig, dass nicht jedes Ziel tatsächlich erreichbar ist – der intensivsten Auseinandersetzung mit moderner Zielsetzungpsychologie zum Trotz. „Ziele können nur funktionieren, wenn sie auch realistisch sind. Da gehört auch viel Wissenschaft und Technik dazu. Das beste Mentaltraining nutzt nichts, wenn  Technik und körperliche Basis fehlen.“ 

Das hat er selbst erfahren: Seinen aktuellen Weltrekord schaffte er erst im dritten Anlauf. „Ich wusste, da ist bei Training und Ausrüstung noch viel zu tun.“ Etwa, sich etwas zurückzunehmen – auch wenn das paradox klingt. „Ich wurde demütiger und denke lieber in kleinen Schritten. Ein großer Marschplan für kleine Zwischenziele hat sich als effizienter herausgestellt. Mit jedem Zwischenziel komme ich dem großen Ziel näher.“ 

Lisa Wieland: Die Köchin mit Glaubenssätzen

Mit 19 Jahren kam für Lisa Wieland ein Wendepunkt: Nach ihrer Lehre zur Köchin brach sie zu ihrem ersten beruflichen Auslandsaufenthalt in ein Spitzenrestaurant in London auf. In der Metropole war sie anfangs höchst unglücklich.  Die noch fremde Sprache, die hohen Anforderungen im Top-Restaurant, fehlende soziale Kontakte  und vor allem Heimweh prägten ihre Tage. Schon nach kurzer Zeit alles hinzuwerfen, sei da eine Option gewesen. Doch  dann  nahm sie sich den Rat ihres Vaters zu Herzen. „Er sagte: Wenigstens ein Jahr durchhalten. ‚Dann hast du es wenigstens probiert’.“

Irgendwann ging es dann plötzlich bergauf. „Von da an wollte ich immer mehr Erfahrungen machen, meine Träume wurden immer größer. Ich habe mir ein Projekt nach dem anderen gesucht.“ Diese immer wieder zu meistern, sei ihr mit positiven Glaubenssätzen gelungen. „Mit Gedanken und dem Unterbewusstsein kann ich viel bewirken und mein Handeln steuern.“  Geholfen habe dabei ihr „Grundvertrauen ins Leben“.

©Lisa Wieland

Aufkochen bei den Oscar's

Nach London führte sie ihr Weg über Spanien bis nach Dubai, wo sie im einzigen Sieben-Stern-Hotel im berühmten Turm Burj Al Arab kochte. „Und dann klopfte plötzlich Hollywood an. Ich hätte mir mit 19 nie gedacht, dass ich einmal in die USA kommen werde.“ Noch dazu nicht irgendwo hin, sondern zu Wolfgang Puck ins „Spago“, um bei der Oscar-Verleihung aufzukochen.

Einen lang gehegten Traum hielt sie hintan – ein eigenes Kochbuch. Sie setzte ihn schließlich um – und  gewann mit „Back to the Roots“ den begehrten „Gourmand World Cookbook Award 2020“, eine Art „Kochbuch-Oscar“.  „Gerechnet hätte ich damit nie.  Aber es zeigte mir, dass man mit starken Glaubenssätzen die Realität gestalten kann.“

Der Preis war ebenso wenig geplant, wie ihre Rückkehr nach Kärnten. Dann lernte Fuchs ihren Freund, einen Spitzensportler kennen. „Mit 30 haben sich meine Ziele  verändert.“ Das Paar arbeitet an einem Projekt, das  Gesundheit, Sport und Kulinarik verbindet.

Ingrid Teufl

Über Ingrid Teufl

Redakteurin im Ressort Lebensart. Gesundheit, Wellness, Lifestyle, Genuss. Seit 1997 beim KURIER, Studium Geschichte/Publizistik, Germanistik, Politikwissenschaften [Mag.phil.] Mag Menschen, Landschaften und Dinge, die gut tun, gut schmecken, gut riechen, neu sind.....und darüber schreiben.

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