Magnesium und Sauerkirschsaft: Der Sleepy Girl Mocktail geht viral

Im Internet kursiert ein neues Allheilmittel bei Schlafproblemen. Der sogenannte Sleepy Girl Mocktail besteht aus maximal vier Zutaten und verspricht eine erholsamere Nachtruhe.

Schäfchen zählen hilft bei 25 bis 30 Prozent der Österreicher schon lange nicht mehr, denn sie leiden an Schlafstörungen. So wie ihnen geht es weltweit zirka 40 Prozent der gesamten Bevölkerung. Dabei ist Schlaf wichtig für unser geistiges und körperliches Wohlbefinden.

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So überrascht es wenig, dass immer wieder neue Tipps und Tricks die Runde machen, die darauf aus sind, die Schlafqualität zu verbessern. Das neueste Allheilmittel trägt den Namen Sleepy Girl Mocktail. Woraus er besteht und was Experten dazu sagen, erfahrt ihr hier.

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Alles, was es für den neuen viralen Drink braucht, sind Magnesiumpulver, reiner Sauerkirschsaft sowie ein Schuss präbiotisches Soda und je nach Belieben noch Granatapfelkerne. Seine Zubereitung erinnert an die eines angesagten alkoholischen Getränks, den Aperol-Spritz. Der einzige Unterschied: Der Mocktail soll müde und nicht betrunken machen. 

Ganz so neu ist das Mixgetränk allerdings nicht. Erstmals kam es im März 2023 auf den Markt, nachdem die Schöpferin Gracie Norton (@gracie_norton) auf TikTok ein Video gepostet hatte, in dem sie den Schlaftrunk mixte. 

Kein Drink für jede Nacht

Norton merkt an, dass sie ihre Mixtur nicht jeden Abend trinken würde. Lediglich am Ende der Lutealphase ihres Menstruationszyklus greift sie darauf zurück. Die Lutealphase beginnt nach dem Eisprung und hält, sofern keine Befruchtung erfolgt, etwa 14 Tage an. Nach dem Hoch erleben viele Frauen ein Tief, wodurch Stimmungsschwankungen auftreten können. 

"Sleepy Girl Slushy“

Die TikTok-Userin ist aber nicht nur die Erfinderin des Sleepy Girl Mocktails, sie hat auch den Sleepy Girl Slushy kreiert. Dieser besteht aus zwei Sauerkirschsaft-Eiswürfel, zwei Eiswürfel präbiotisches Bobby-Soda mit Himbeergeschmack und eine Kugel Cocowhip (Softeis auf Kokosmilchbasis) sowie eine Handvoll gefrorener Beeren und Magnesiumpulver. 

Hält der Drink, was er verspricht?

Bereits 2010 haben Wissenschaftler versucht, den Effekt von Sauerkirschsaft auf den Schlaf zu untersuchen. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass Sauerkirschsaft "den Schlaf bei älteren Erwachsenen mit Schlaflosigkeit geringfügig verbessern kann“. Allerdings gibt es kaum Unterschied zu den Ergebnissen, die mit anderen Naturprodukten wie etwa Baldrianwurzel oder Melatonin erzielt wurden. 

Kim Yawitz ist Ernährungsberaterin. Gegenüber dem Magazin Men’s Health sagte sie im letzten Jahr, dass derzeit nicht bewiesen werden kann, ob Sauerkirschsaft die Schlafqualität wirklich verbessere, "einfach, weil es nicht viele große Versuche am Menschen gegeben hat“. Laut ihr wisse man zwar, dass Sauerkirschsaft eine gute Quelle für Antioxidantien sei, aber dennoch gebe es keinen Hinweis darauf, dass der tägliche Verzehr Zellschäden und Entzündungen reduzieren kann.

Magnesium, der echte Helfer

Wie Medical News Today berichtet, ist nicht der Sauerkirschsaft das Wundermittel im Drink, sondern das Magnesium. Forschende haben bereits mehrfach untersucht, wie sich der Mineralstoff auf den Körper auswirkt. Dabei haben sie herausgefunden, dass bei Einnahme des Präparats Entspannung und Stressabbau gefördert werden und so die Schlafqualität verbessert werden kann.

Mehr Wille statt Können

Pieter Cohen, Professor an der Harvard Medical School, erklärt gegenüber der New York Times, dass der Sleepy Girl Mocktail vielmehr auf "völlig magischem Denken“ als auf Wissenschaft basiere. 

Er verweist allerdings auf den Placebo-Effekt und dessen Wirksamkeit. "Die Wissenschaft hat herausgefunden, dass ein Placebo unter den richtigen Umständen genauso wirksam sein kann wie herkömmliche Behandlungen“, heißt es. Demnach kann es für die Schlafqualität förderlich sein, an einen positiven Effekt zu glauben. "Wenn man anfängt, irgendetwas einzunehmen, und dann anfängt zu glauben, dass man dadurch einschlafen kann, ist dieser Glaube wirklich mächtig.“

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