Hornissenattacke: Ist die Angst vor den Tieren berechtigt?

Wie gefährlich Stiche für Menschen sind, was im Ernstfall zu tun ist und ob heuer wirklich mehr Hornissen unterwegs sind.

Alleine das tiefe Brummen von Hornissen löst bei vielen Menschen Panikreaktionen aus. Horrormeldungen, wie erst am vergangenen Wochenende zum Tod eines 58-jährigen Burgenländers nach einer Hornissenattacke, schüren diese Angst weiter.

Ob diese berechtigt ist, was im Ernstfall eines Stichs zu tun ist und wie ein Nest beseitigt wird:

Wie gefährlich sind Hornissenstiche für Menschen?

Hornissen sind zwar sehr gefürchtet, für die meisten Menschen ist ihr Stich aber nicht gefährlicher als der einer Biene oder Wespe. Auch wenn der Hornissenstich von den meisten als schmerzhafter empfunden wird, ist das Gift vergleichbar. "Ein Hornissenstich ist in der Regel nicht tödlich. Bei den meisten Menschen kommt es zu einer starken lokalen Rötung und Schwellung sowie Schmerzen an der Einstichstelle. Brennen, Jucken und Pochen sind Teil der normalen Reaktion“, sagt der Wiener Notarzt Hamidreza Eskandari.

Gefährlich werden kann ein Stich im Mund- und Rachenraum, da Schwellungen die Atemwege verlegen können. Lebensgefährlich ist der Stich einer Hornisse zudem für Allergiker.

In Österreich sind etwa zwei bis drei Prozent der Menschen von einer Allergie gegen das Gift betroffen. "Bei Menschen, die stark reagieren, kommt es sehr schnell zu Atemnot oder Schwellungen abseits der Einstichstelle, z. B. im Gesicht, bis hin zum allergischen Schock. Hier sollte rasch der Notruf gerufen werden und – wenn man von der Allergie weiß – ein Allergie-Pen verwendet werden“, rät Eskandari.

Woran erkenne ich die allergische Reaktion?

Die allergische Reaktion zeigt sich meist innerhalb weniger Minuten mit Warnsignalen wie einem juckenden Nesselausschlag, dem Anschwellen von Augen, Lippen, Gesicht oder Handflächen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Herzklopfen, Schweißausbruch, Atemnot. Bei einem anaphylaktischen Schock, der stärksten allergischen Reaktion, kann es zu schweren Komplikationen bis hin zum Kreislaufstillstand kommen. Das Gift von Bienen, Wespen und Hornissen ähnelt sich teilweise. Manche Menschen sind gegen Stiche aller Arten allergisch, manche nur gegen Bienenstiche. Genaue Auskunft gibt ein Allergie-Test.

Wie ist es, wenn man von mehreren gestochen wird?

Volksweisheiten wie "Drei Hornissen töten ein Pferd, sieben einen Menschen“ sind schlicht falsch. Für Nicht-Allergiker sind Hornissenstiche erst ab einer Zahl von 500 bis 1.000 Stichen lebensgefährlich. Dies wird allerdings nicht erreicht, da nur ein Zehntel der rund 200 bis 600 Tiere eines Nestes stechen.

Zudem sind sie friedfertig und werden nur bei Bedrohung und zur Verteidigung ihres Nestes wehrhaft. Bienengift ist vier- bis 15-Mal stärker als das von Hornissen, allerdings ist der Stachel der Hornisse deutlich dicker und länger. Ihr Gift enthält zudem Acetylcholin, einen Neurotransmitter, der starke Schmerzen verursacht.

Was soll ich tun, wenn ich von Hornissen gestochen wurde?

Notarzt Eskandari empfiehlt, Hornissenstiche ernst zu nehmen und zu beobachten. "In den meisten Fällen reicht eine lokale Kühlung oder eine antihistaminhaltige Salbe, wenn vorhanden. Wurde man gestochen, ist es gut, jemanden zu informieren, der gegebenenfalls den Notruf setzen kann.“ Dies ist bei den genannten Warnsignalen für eine allergische Reaktion der Fall. Bei Stichen im Mund- und Rachenraum sollte ebenfalls der Notruf verständigt werden.

Sind heuer mehr Hornissen unterwegs?

Dass heuer ein stärkeres Hornissen-Jahr ist, bestätigt Klaus Zimmermann, Experte der Inatura Dornbirn: "Der sehr warme Mai bot ideale Brut-Bedingungen.“

Wer hilft mir bei der Beseitigung eines Hornissen-Nests? 

"Grundsätzlich agiert die Feuerwehr nur, wenn Gefahr in Verzug herrscht“, erklärt Abschnittsbrandinspektor Richard Berger vom österreichischen Bundesfeuerwehrverband. Das sei zum Beispiel bei einem neuen Nest in einem Wohnraum oder auf einem Kinderspielplatz der Fall. Ob dieser Tierrettungseinsatz der Feuerwehr kostenlos ist, hängt vom jeweiligen Bundesland ab. Ansonsten seien gewerbliche Schädlingsbekämpfer für die Entfernung zuständig.

Wie funktioniert die Beseitigung eines Nests?

Laut Berger stehen Hornissen als Wildtiere unter Naturschutz. Demnach wird das Nest nicht beseitigt, sondern lediglich umgesiedelt.

Über Sophie Seeböck

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