Brennnessel: Was die "Heilpflanze des Jahres 2022" alles kann
Die häufig als Unkraut verschriene Pflanze hilft bei Blasenproblemen, unterstützt das Immunsystem und ist eine Eiweißbombe.
Seien es schmerzhafte Kindheitserinnerungen oder ständige Versuche, ihr ausuferndes Wurzelgeflecht aus dem eigenen Garten zu eliminieren: Mit der Brennnessel haben die meisten Menschen nicht gerade positive Assoziationen. Dabei passen auf die Pflanze weit mehr Begriffe als nur jener des hartnäckigen Unkrauts, das bei Hautkontakt brennt. Sie ist eine wahre Allrounderin und deshalb vom deutschen Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise (NHV Theophrastus) zur Heilpflanze des Jahres 2022 ernannt worden.
Die Brennnessel zählt zu den ältesten Heilkräutern der Menschheit und ist für mindestens ebenso viele positive Eigenschaften bekannt wie die weitaus beliebtere Kamille.
Bereits in der Medizin der Antike war sie fixer Bestandteil: Der römische Naturkundler Plinius schwor auf die Wirkung der Brennnessel bei Geschwüren und Gelenkschmerzen. Als Mittel zur Blutreinigung kam sie bei Hippokrates zum Einsatz.
Verwertung aller Teile
Geschätzt werden die getrockneten Blätter heute vor allem für ihre harntreibende Wirkung und sind damit Bestandteil vieler Blasentees zur Behandlung entzündlicher Erkrankungen der ableitenden Harnwege. Auch Beschwerden, die mit einer vergrößerten Prostata einhergehen, können durch die regelmäßige Einnahme gemildert werden. Hier kommt nicht das Blatt, sondern die zu Kapseln verarbeitete pulverisierte Wurzel der Brennnessel als Phytotherapeutikum zum Einsatz.
Die positive Wirkung auf das Immunsystem ist ebenfalls belegt: Studien zufolge hat die Brennnessel einen stärkeren Effekt als der Sonnenhut (Echinacea). Bei Darmerkrankungen kommt die entzündungshemmende Wirkung zum Tragen, ebenso wie bei Arthrose und Arthritis.
Selbst die Samen der Brennnessel sind verwertbar. Als Nahrungsergänzungsmittel können sie bei Haarausfall helfen. Wer die Samen aufbrüht und eine Essenz zieht, kann diese auf Haare und Kopfhaut auftragen. In zermahlenem Zustand ergeben die Samen der bis zu drei Meter hohen Pflanzen ein aufgrund des hohen Eiweißgehalts (bis zu dreimal höher als jener der Sojabohne) hervorragendes Proteinpulver, das Smoothies oder Müslis zugesetzt werden kann.
Ernte ohne Schmerz
Wer die Brennnessel selbst ernten will, sollte zwar Handschuhe tragen, kann jedoch zusätzlich Folgendes ausprobieren: Die Pflanze brennt nicht, wenn man von unten nach oben an ihr entlang streicht und die Blattoberseiten nicht berührt.
Im Frühjahr geerntet können die frischen Triebspitzen auch als Alternative zu Spinat gedämpft werden und sind damit ein hervorragender Lieferant der Vitamine A und C, ebenso Eisen und Kalzium. Nur einen Nachteil haben sie mit dem Spinat gemein: Sie fallen bei der Zubereitung in sich zusammen – es braucht also viele davon. mz
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