Blue Monday: Was dahinter steckt und wie man die Psyche stärken kann
Der heutige "Blue Monday" gilt als traurigster Tag des Jahres. Warum das so ist - und welche Maßnahmen gegen den Blues helfen.
"I’m feeling blue", sagen Englischsprachige, wenn sie ein diffuses Gefühl von Traurigkeit und Unwohlsein zum Ausdruck bringen möchten. Auf diese Formulierung geht der "Blue Monday", blauer Montag, zurück: Der Tag hat nichts mit Blaumachen zu tun, sondern beschreibt jenen Tag im Jahr, an dem die kollektive Stimmung – angeblich – einen Tiefpunkt erreicht (siehe unten). In diesem Jahr fällt der Blue Monday auf den 20. Jänner. Also heute.
Dass das Depri-Datum heuer (erneut) mit diversen Regierungskrisen, Umweltkatastrophen sowie der Amtseinführung eines umstrittenen US-Präsidenten zusammenfällt, drückt vielen Menschen zusätzlich aufs Gemüt. Das Blue-Monday-Modell gilt zwar als unwissenschaftlich, fängt aber dennoch die Stimmungslage ein, weiß Johanna Gerngroß.
Die Klinische und Gesundheitspsychologin lehrt an der Sigmund-Freud-Universität und hat sich u. a. auf Krisenintervention und Resilienzförderung spezialisiert. Warum um diese Jahreszeit viele Menschen ein Tief erleben? "Einerseits spielt das Wetter eine Rolle – es ist kalt und die Tage sind kurz, andererseits sind die Feiertage vorbei und der Alltag wieder eingekehrt", erklärt Gerngroß. "Vor allem dürfte aber vielen Menschen der Lichtmangel zu schaffen machen. Unsere Glückshormone werden von Sonnenlicht stimuliert und wenn das fehlt, fühlt man sich schlapp und antriebslos."
Blue Monday
Erfinder
2005 entwickelte der britische Psychologe Cliff Arnall eine Formel, mit der er den vermeintlich traurigsten Tag des Jahres errechnete. Dieser fällt demnach immer auf den dritten Montag im Jänner
Faktoren
Das Jänner-Wetter, finanzielle Schwierigkeiten nach der Weihnachtszeit, Ende der Feiertage, Verwerfen der ersten guten Vorsätze und generell: Montag
Literatur
Johanna Gerngroß: "Stark durch krisenhafte Zeiten. Resilienz fördern bei sich selbst und anderen". Schattauer, 240 Seiten, 38 €
Dagegen hilft eine Tageslichtlampe und, sobald es geht, Bewegung an der frischen Luft. Hauptsache weg vom (kleinen oder großen) Bildschirm. Gerade in Zeiten politischer Umbrüche neigt man zum "Doomscrolling", dem automatisierten Abrufen digitaler Medien. Kurz nach der Wiederwahl Donald Trumps klagten im Netz viele über Zukunftsängste, in Österreich lässt sich derzeit Ähnliches beobachten.
Psychologen raten, das Handy bewusst wegzulegen, aktiv zu werden und sich mit Gleichgesinnten zu engagieren. "Vielen Menschen hilft es in solchen Situationen, die Selbstwirksamkeit und Kontrolle über das eigene Leben zu stärken", bestätigt Gerngroß. "Dabei geht es um die Frage, was in unserer Hand liegt. Häufig bekommt man das Gefühl, nichts tun zu können, den 'Mächtigen' oder dem Schicksal ausgeliefert zu sein. Das führt zu einem Gefühl der Ohnmacht und letztlich zu Frustration und eventuell sogar zu Aggression."
Aktiv gegensteuern
Im Sog besorgniserregender Nachrichten geht der Fokus für das viele Positive oft verloren: Die sogenannte "Negativverzerrung" schlägt zu. "Darunter versteht man das Phänomen, dass wir negativen Gefühlen, Ereignissen und Nachrichten mehr Beachtung schenken als positiven", erklärt die Psychologin. "Das mag evolutionsbiologisch Sinn ergeben. Wie so oft hilft schon das Wissen um dieses Phänomen – so können wir aktiv gegensteuern."
Eine bekannte, effektive Übung dazu stammt vom "Vater" der Positiven Psychologie, dem US-Psychologen Martin Seligman: Er empfahl, jeden Abend drei Dinge, für die man dankbar ist, in ein Notizbuch zu schreiben. Das funktioniert auch am dritten Montag des Jahres.
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