"Rosé auch im November": Winzerin Fanny Marie Salomon über Weintrends
Was ist morgen "in"? Schwere Weine oder leichtere? Und was ist mit alkoholfreiem Wein? Eine Winzerin über Trends, Geschmack und Gaumenkitzel.
Ob Fashion, Frisuren oder die Form der Fortbewegung, Trends kommen und gehen. Warum sollte es bei einer so umfassenden Angelegenheit wie Genuss anders sein, besonders bei flüssigem Genuss. Es wird ein Wein sein, okay, so viel steht für Winzer fest.
Aber welcher? Welche Sorten werden gut angenommen werden? Schwere oder doch eher leichte? Sortenreine oder Cuvées? Und werden Rosés, die in den vergangenen Jahren ihren Ruf als angesagte Sommerbegleiter ausgebaut haben, auch im Herbst ein Thema sein?
Fanny Marie Salomon hat das Ohr nah am Gaumen der Kundinnen und kann so gut abschätzen, wohin die Reise geht. „Ich hätte auch nicht damit gerechnet“, sagt die sympathische, zwischen den Reben um Krems aufgewachsene Weinexpertin, „aber ich merke, dass immer öfter nach alkoholfreien Weinen gefragt wird“.
Beim Bier kennt man das ja schon länger. Aber beim Wein? Ist das nicht ein Affront für Winzer?
Ganz und gar nicht. Denn es gäbe nun einmal Gelegenheiten, bei denen man gerne mit anderen anstoßen möchte, aber im Moment vielleicht eben nicht mit etwas Alkoholischem. Um sich dann bei einer Freundesrunde nicht ausgeschlossen zu fühlen, sei ein alkoholfreier Wein ein probates Mittel. „Er muss aber auch nach Wein schmecken“, setzt die leidenschaftliche Winzerin nach – und das sei gar nicht so einfach hinzubekommen.
Fanny Marie Salomon: „Der Alkohol wird nach einem komplizierten Verfahren entzogen, der Geschmack aber bleibt da. Man hat dann trotzdem das Erlebnis von Wein im Glas, das gut schmeckt.“
Richtig Rosé
Auf dem anderen Ende der Skala tut sich natürlich ebenso einiges. Schwere Weine werden weiterhin ihre Freunde finden. Aber ebenso Freundinnen. Und vielleicht sogar besonders die, denn wie vieles, das in Bewegung geraten ist, befindet sich auch das große Themengebiet Wein langsam, aber stetig im Wandel. Wird auch Zeit.
Als junge Vertreterin des Kremser Weinguts Salomon Undhof arbeitet Fanny Marie seit sie 23 Jahre alt ist in der Weinbranche und beobachtet: „Wein ist immer noch vorwiegend männerdominiert.“ Sie selbst findet das schade, „denn nach wie vor sind es die Frauen, die das Essen einkaufen, um den Wein für das Abendessen aber kümmern sich die Männer.“
Dabei sei Wein aber „gar kein so schwieriges Thema. Man muss nur einmal hineintauchen, dann verliebt man sich eh gleich“, so die junge Unternehmerin, die vor Kurzem mit „FLOW – Fine Ladies Of Wine“ einen Wein-Direktvertrieb aufgebaut hat, der neue Wege einschlagen möchte und sich besonders an Frauen wendet.
Kurze Zwischenfrage: Wird der Höhenflug der Roséweine anhalten? In den vergangenen Jahren verzeichnete gerade diese Sorte ja einen enormen Boom und das nicht nur, weil sich etwa mit Brad Pitt ein prominenter Hollywoodstar Hals über Kopf in die Rosé-Region der Provence verliebt hat.
Ein Roséwein sei ein typisches Lifestyleprodukt, meint die Expertin. „Man versucht jetzt, bei den Nuancen nicht in die tiefrote Farbe zu gehen.“ Eine „Sekundenarbeit“ sei es, da den perfekten Ton zu finden. Der Trend bei Rosé gehe in Richtung Ganzjahreswein. Fanny Marie Salomon: „Ich jedenfalls trinke auch im Oktober und im November gerne ein Glas davon, wenn es dazu passt.“
Mit dem Gemischten Satz festigte Wien auch international seinen Ruf als Weinstadt. Zukunft habe angesichts der angespannten Wetterlage sicher auch der vor allem in Deutschland beliebte Riesling. „Das ist eine Rebsorte, die kann überall wachsen, weil sie sehr widerstandsfähig ist und im Gegensatz zum Grünen Veltliner nicht so viel Wasser braucht.“
Na, dann, Prost auf die Vielfalt!
Blumen als Logo, frische Farben und pfiffige Bezeichnungen wie „The Best Friend“ für einen Grünen Veltliner , „The Social“ für einen Gemischten Satz oder „The Crazy“ für alkoholfreien Wein. Man spürt sofort, dass hier ein neuer Wind weht.
Fanny Marie Salomon hat mit „Fine Ladies Of Wine“ eine zeitgemäße Form der Wein-Distribution geschaffen. Unter dem Label „FLOW“ schuf sie ein Netzwerk an eigens geschulten, selbstständigen Weinbotschafterinnen, die im privaten Rahmen bei Abendessen, Partys oder Weinzirkeln das Erlebnis Weinverkostung direkt ins private Ambiente bringen. Denn, so die Winzerin, „ich hätte gerne, dass sich Frauen bei den Weinen, die sie zum Essen servieren, auch auskennen“. https://fineladiesofwine.com
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