Genussvoll sparen: Kochen mit mehr Genuss und kleinem Budget

Kleineres Budget bedeutet keinesfalls geringeren Genuss. Zumindest nicht bei etwas Kreativität und Zeit in der Küche.

Steigende Preise überall und bei Lebensmitteln leider ganz besonders sind Realität. Das muss aber nicht nur ein Grund zum Klagen sein, es kann auch ein Anreiz sein, das eigene Konsumverhalten ein bisschen zu hinterfragen und eventuell einem kleinen Update zu unterziehen. Im Folgenden präsentieren wir  Vorschläge, wie man beim Lebensmitteleinkauf Kosten sparen, aber vor allem dabei noch mehr Genuss und kulinarische Freude empfinden kann. 

Obst & Gemüse

Was macht Obst und Gemüse teuer? Transport, Verpackung und Lagerkosten. Am genussvollsten kann dies reduziert werden, indem man beim regionalen Bauern direkt kauft, und zwar das, was er gerade hat, etwa am Bauernmarkt. Klingt simpel, ist es auch.
 

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Fleisch

Das wollen Sie jetzt sicher nicht hören, aber: Wir essen zu viel Fleisch. Das tut unserer Gesundheit nicht gut und der unseres Planeten schon gar nicht. Die einfachste und praktikabelste Lösung wäre also zuerst einmal weniger Fleisch zu essen, indem man die Portionsgrößen verkleinert. Noch smarter ist allerdings, nicht nur weniger, sondern „anderes“ Fleisch als sonst zu essen: Beinfleisch (herrlich!) statt Tafelspitz, Hinteres Ausgelöstes statt Rostbraten oder Raritäten wie „Fledermaus“ oder Zwerchfell alias Kronfleisch. Diese Stücke sind sehr viel günstiger als handelsübliche Schnitte, es gibt sie aber halt nicht im Supermarkt. Und auch beim Fleischhauer muss man sie bestellen.
 

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Food-Coops

Noch schlauer als am Bauernmarkt zu kaufen, sind Einkaufsgemeinschaften, so genannte Food-Coops. Die schießen gerade nur so aus dem Boden und sind die wahrscheinlich nachhaltigste Einkaufsmethode: regional, saisonal, Transport- und Verpackungs-effizient. Food-Coops gibt es schon in ganz Österreich, eine eigene zu Gründen, ist aber auch keine Hexerei. Die etwas weniger radikale Variante sind die ebenfalls boomenden Abhol-Greißlereien: Man bestellt online und holt die Ware am Abholtag. foodcoops.at, greisslerei.org, essenswert.at, bioschwestern.at
 

Einkochen

Wenn das Geld knapp wird, lohnt es sich, nachzusehen, wie unsere Vorfahren agiert haben, denn da war das Geld eigentlich immer knapp: Große Mengen einkaufen, sei es bei Fleisch, bei Obst oder Gemüse, notfalls gemeinsam mit Freunden und Nachbarn. Gemeinsam verarbeiten und haltbar machen, etwa durch Einkochen. Sauber verarbeitet halten eingerexte Lebensmittel wirklich lange und brauchen für die Lagerung nicht einmal Energie, sind also sogar Blackout-sicher. Und aus eigener Erfahrung kann ich berichten: Rindsroulade oder gefüllter Paprika schmecken nach einem Jahr genauso toll wie am ersten Tag.
 

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Milch

Auf den gesunden, erfrischenden Joghurt-Drink wollen wir nicht verzichten? Joghurt und Kefir selbst zu machen, ist weder schwer noch braucht es viel Platz. Und schmeckt selbst gemacht natürlich auch viel besser.

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Fisch

Fisch ist oftmals weder günstig noch nachhaltig, Branzino & Co. sind teuer, ihre Zucht verdreckt die Meere. Sardine, Makrele und Meeräsche hingegen werden wild gefangen, kosten wenig, sind nicht gefährdet, schmecken herrlich und strotzen vor Omega 3-Fettsäuren. Oder man wählt überhaupt gleich heimischen Bio-Karpfen, nachhaltiger geht kaum, günstiger auch nicht.

Getreide & Hülsenfrüchte 

Es muss nicht immer Schnitzel mit Erdäpfelsalat sein. Das, wovon sich unsere Vorfahren Jahrhunderte lang ernährten und was wir als „Arme Leute-Essen“ oft verschmähten, ist absolut wert, wiederentdeckt zu werden. Bohnen und Linsen etwa können – richtig zubereitet – ein Festschmaus sein: Borlotti-Bohnen mit Stangensellerie, herrlich! In Gemüsesuppe gedämpfte Hirse mit Wurzelgemüse, Polenta – besser geht’s nicht.

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Eigenanbau

Wenig überraschend – das ist zweifellos die günstigste Variante der Lebensmittelversorgung, braucht aber Platz und Zeit. Beides haben wir nicht, werden Sie einwenden. Nun ja, Platz zum Anbau eigener Gemüse, Kräuter und Beeren findet sich überall, etwa in Gemeinschaftsgärten der Bezirke oder auf Hochbeeten in städtischen Parks. Der wesentliche Punkt aber ist die Aufmerksamkeit, die solche Projekte erzeugen: Wer einmal eigene Erdäpfel geerntet hat, schmeißt Gemüse, das vielleicht keinen Schönheitswettbewerb mehr gewinnt, nicht mehr einfach weg.

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Brot

Das Grundnahrungsmittel Nummer eins erlebt gerade einen interessanten Wandel – die modernen Sauerteigbrote halten zwar länger, kosten aber halt auch ganz schön. Richtige Lagerung und „Wiederbelebung“ im Backrohr oder Toaster sind der eine Weg, der andere ist das Selberbacken. Klingt aufwendig, ist es auch, bereitet aber viel Spaß und tolle Erfolgserlebnisse. Wenig überraschend: Brotback-Bücher sind die absoluten Bestseller auf dem Kochbuch-Markt.

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Kauf-Frequenz

Klar ist es praktisch, den Einkauf für die nächsten zwei Wochen an einem Tag zu erledigen. Nur wird dann halt vieles schlecht, bleibt über, wird weggeschmissen. Ein Drittel aller Lebensmittel, knapp eine Million Tonnen pro Jahr allein in Österreich. Ein absoluter Wahnsinn, wenn man sich ausrechnet, was das kostet. Einfachste Lösung: Öfter einkaufen, nur kleine Mengen nehmen und wenn mal etwas aus ist, einfach beim Nachbarn ausborgen.

Florian Holzer

Über Florian Holzer

Florian Holzer ist Gastronomiekritiker, freischaffender Autor und FREIZEIT-Kolumnist. (Foto: Jürg Christandl)

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