Infused Water: So gesund ist es wirklich
Wasser mit Geschmack liegt voll im Trend. Worauf man dabei als Konsument achten sollte, erklärt eine Ernährungsberaterin.
Die Fastenzeit neigt sich langsam dem Ende zu. Die einen verzichten aufs Fleisch, die anderen auf Alkohol, und wieder andere entsagen dem Zucker. Leichter gesagt als getan, schließlich ist dieser in zahlreichen Speisen enthalten – und Getränken. Doch auf Zucker zu verzichten heißt nicht zwangsläufig auf Geschmack zu verzichten. Wer also nicht über ein Monat lang nur ungesüßten Tee und Wasser trinken will, dem kommt der Trend zum sogenannten „Infused Water“ gerade recht. Genuss – aber gesundheitsbewusst, das verspricht das Wasser mit Geschmack.
Sein Wasser kann man zwar ganz leicht selbst beispielsweise mit ein paar Minzeblätter, einem Scheibchen Ingwer oder Spritzern einer frischen Limette oder Orangen interessanter machen. Wer aber lieber auf fertig abgemischte Produkte zurückgreift, kann unter einem großen Angebot wählen. Praktisch jede Mineralwassermarke hat in den letzten Jahren ihr eigenes Aromawasser auf den Markt gebracht.
"Natürliches Aroma"
„Viele haben im Hinterkopf, dass sie mehr trinken sollten – und diese Produkte werden stark als die gesündere Alternative zu Softdrinks und Limonaden beworben“, erklärt sich Ernährungswissenschafterin und -beraterin Martina Steiner die zunehmende Beliebtheit der Lifestyle-Getränke. Der Blick aufs Etikett ist jedoch ratsam. Denn Wasser ist hier nicht gleich Wasser, und in manch einer Flasche verstecken sich dann doch reichlich Zucker und Zusatzstoffe.
„Natürlich sind die verschiedenen Produkte gesünder als z. B. ein Cola“, so die Expertin. „Doch man darf nicht vergessen, dass auch sie künstlich sind. Oft ist Süßungsmittel zugesetzt wie Fruktosesirup, Aspartam oder Sucralose. Trinkt man dann zuviel davon, kann das den Darm belasten und zu Blähungen oder Durchfall führen. Ich rate dazu, nicht die gesamte Flüssigkeitszufuhr auf fertig gekauftes Infused Water umzustellen.“
Was sollte man also als Konsument beachten? „Je kürzer die Liste der Inhaltsstoffe, desto besser. Und man sollte sie alle verstehen und auch hinterfragen“, so die Expertin. Denn steht beispielsweise bei einem nach Erdbeeren schmeckenden Wasser „natürliches Aroma“ auf der Flasche, dann bedeutet das nur, dass dieses nicht synthetisch erzeugt wurde. Es heißt aber nicht, dass dafür wirklich Erdbeeren verarbeitet wurden. „Zusatzstoffe sind eigentlich immer dabei, zum Beispiel solche, die für die Haltbarkeit des Getränks sorgen.“
Alternativen
Nicht jeden Wasser-Drink gibt es aber in der Flasche zu kaufen. So auch die Microdrinks des 2016 gegründeten Wiener Start-ups Waterdrop, das Ende des vergangenen Jahres bereits 1,5 Millionen Kunden vorweisen konnte. Das Besondere an ihrem Produkt: Extrakte aus Pflanzen und Früchten werden zu feinstem Granulat in Würfelform gepresst. Diese Würfel in Geschmackssorten wie Hibiskus-Acerola-Aronia löst man dann in Wasser auf.
Abgefülltes Wasser wollte auch Lena Jüngst nicht auf den Markt bringen. Sie ist Mitgründerin des Münchner Start-ups air up, in das zuletzt auch Hollywoodstars Ashton Kutcher und Mila Kunis investierten. Doch das Thema interessierte Jüngst. Konkret die Frage, wie man Geschmack simulieren könnte, ohne Zusatzstoffe und Zucker beizumischen. „Wir konsumieren zu viel Scheiß“, stellt sie knapp fest, denn „wir sind süchtig nach Geschmack. Darum fällt es uns auch so schwer, unsere Ernährungsgewohnheiten zu verändern.“ Ihre Lösung: Das retronasale Riechen.
„80 Prozent unserer Geschmackswahrnehmung werden durch Aromen ausgemacht, die beim Zerkauen oder Trinken zu unseren Riechrezeptoren gelangen“, erklärt Jüngst. So denkt man beispielsweise ein Apfelaroma zu erkennen, obwohl man eigentlich nur Leitungswasser trinkt. Möglich machen das die sogenannten Aromapods, die als Ring um den Strohhalm der air-up-Flasche fixiert werden und je nach Geschmack getauscht werden können. "Dabei ist der Stoffübergang der Aromen ins Wasser so minimal, wie wenn man an einer Bäckerei vorbeigeht und das frischgebackene Brot riecht."
Selbst gemacht
Generell sollte man sich aber besser nicht angewöhnen, auf Geschmack nicht verzichten zu können, meint Martina Steiner. Hat man jedoch Schwierigkeiten, sonst auf die empfohlene Tagesmindestmenge von 1,5 Liter Flüssigkeit, oder besser noch zwei bis drei Liter zu kommen, ist Wasser mit Geschmack zumindest eine Alternative. Dennoch gibt die Ernährungsberaterin prinzipiell dem selbst frisch gemachten Infused Water den Vorzug: „Hier weiß man immer genau, was drinnen ist.“
Tipps der Expertin
Viele Pflanzen produzieren sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, wie z.B. ätherische Öle. Diese werden in Ölzellen bzw. Öldrüsen gespeichert. Durch ein Aufbrechen der pflanzlichen Struktur (z.B. durch Anknicken, Zerreiben zwischen den Händen, Anritzen der Schale o.ä.) werden die Zellwände aufgebrochen und die wertvollen Öle freigesetzt. Einige ätherische Öle haben positive Eigenschaften (Beispiele folgen unten). Man kann das Wasser natürlich auch heiß als Tee genießen. Wichtig hierbei: das heiße Getränk unbedingt abdecken. Die ätherischen Öle sind leicht flüchtig und sammeln sich so als Tropfen auf dem Deckel und können anschließend wieder ins Getränk zurück gelangen.
Um zwei Beispiele für Kombinationen zu nennen:
Pfefferminze, Ingwer und Zitrone
Menthol aus der Pfefferminze (Mentha piperita) wirkt u.a. kühlend, verdauungsfördernd und krampflösend. Kann gut mit Ingwer (Zingiber officiale) kombiniert werden. Dieser enthält ebenfalls krampflösende Inhaltsstoffe Stoffe und kann bei Blähungen und Völlegefühl Linderung verschaffen. Damit ergänzt er die verdauungsfördernde Wirkung der Pfefferminze perfekt. Geschmacklich ergänzt frische Zitrone das Wasser perfekt.
Thymian und Orange/Zitrone
Echter Thymian (Thymus vulgaris) wirkt u.a. desinfizierend, antibakteriell und schleimlösend. Durch die Kombination mit einer Vitamin C Quelle, wie Orangen oder Zitronen, kann er als Unterstützer bei Atemwegsinfekten und Erkältungen eingesetzt werden. Schmeckt auch sehr gut als Tee.
Weitere ausgefallene Kombinationen wären noch: Rosmarin und Orange, Basilikum und Erdbeere, oder Gurke und Minze. Bei der Verwendung sollte man auf alle Fälle auf unbehandelte Lebensmittel in Bio-Qualität setzen.
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