
Verkannter Schilcher: Warum es sich lohnt, den Rosewein neu zu entdecken
Der Rosé steht noch immer im Schatten anderer Sorten. Dabei hat er Potenzial für die Zukunft.
Papst Pius VI. war nicht gerade begeistert: „Sie haben uns zum Essen einen rosaroten Essig vorgesetzt, den sie Schilcher nannten“, notierte der gebürtige Süditaliener 1782 in seinem Tagebuch. Den Wein hatte man dem Pontifex im steirischen Franziskanerkloster Maria Lankowitz aufgetischt, wo er auf seiner Reise nach Wien übernachtete. Vermutlich hätte das Kirchenoberhaupt knapp 250 Jahre später ein anderes Urteil gefällt. Heute gilt der Schilcher zwar noch immer als eher säurebetonter Wein – der allerdings frischer und gehaltvoller daherkommt und als Alleinstellungsmerkmal der Weststeiermark gilt.
Gar kein Heckenklescher mehr
Dass er landläufig oft mit wenig freundlichen Attributen wie „Heckenklescher“ oder „Rabiatperle“ bedacht wird, findet Verena Langmann ausgesprochen schade. „Die Rebsorte ist nicht mit anderen vergleichbar, sie verfügt außerdem über eine gute Säure- und Tanninstruktur.“
Andere Reifegrade
Zudem hat sich die Verarbeitung weiterentwickelt. „Wir erreichen heute ganz andere Reifegrade als noch vor 20 Jahren.“ Was die Winzerin an diesem traditionellen Roséwein so spannend findet: „Man hat ein sehr wertvolles Werkzeug in der Hand, um Herkunft in der Flasche ausdrücken zu können.“ Mit ihrem Vater Stefan hat sie sich vor allem dem Schilcher verschrieben, der am Familienweingut schon rund 250 Jahre gekeltert wird.
Ebenso lange wird auch die Rebsorte Blauer Wildbacher in den Weingärten angebaut. „Diese autochthone Sorte ist hauptsächlich in der Weststeiermark ansässig, die Höhe und das kühlere Klima sind ideal für sie.“ Manche Rieden befinden sich auf mehr als 500 Meter Seehöhe, die Hangneigung beträgt teilweise bis zu 60 Prozent.

Seit jeher werde in der Region daraus Roséwein produziert. Verena Langmann betont, dass moderner Schilcher höchst unterschiedlich schmeckt. „Von der Aromatik her zeigt er unglaubliche Dichte.“ Der Geschmack variiere sogar nach den einzelnen Parzellen, auf denen die Trauben wachsen. „Das reicht von Ribiselanklängen bis zu ganz dunklen Waldbeeren, je nachdem, auf welcher Höhe die Trauben gewachsen sind“, erklärt sie. Das heißt, Trauben aus einer kühlen Lage ergeben einen anderen Schilcher, als jene von einem wärmeren Südhang, der aber höher gelegen ist. Grundsätzlich transportiere Schilcher aber immer „viel Frische und eine präzise Frucht“. Und einen Namen, der sozusagen Programm ist. Schilcher geht auf ein Dialektwort für „schillern“ zurück.
Dass sich die Reben in der eher kühlen Weststeiermark wohlfühlen, gibt den Blauen Wildbacher-Trauben auch Zukunftspotenzial. „Durch den Klimawandel haben sich einerseits die Anbaubedingungen in der Weststeiermark verbessert. Gleichzeitig wird unser Gebiet als eines der kühlsten Mitteleuropas auch in den nächsten Jahrzehnten noch für Frische stehen“, betont Stefan Langmann zuversichtlich.
Was den aktuellen Jahrgang betrifft, hoffen die Langmanns auf ein normaleres Jahr als 2024. „Er ist zwar klein, aber qualitativ sehr hochwertig. Es sind elegantere, eher wärmere Weine geworden.“ Der Grund ist, dass die Reben im Vorjahr aufgrund warmen Wetters schon im Februar und März früh ausgetrieben haben, dann aber durch Spätfrost Ende April gedämpft wurden.
Bei der Ernte kam vielen Schilcher-Winzern die höhere Lage der Weststeiermark zugute. „Dadurch waren höhere Parzellen später dran und wir konnten die Lese etwas hinauszögern.“ Man habe da durchaus „viel gepokert, aber das Zuwarten hat sich ausgezahlt“. Wie der heurige Jahrgang wird, wird sich naturgemäß erst zeigen. „Aber bis jetzt hatten wir normale Temperaturen – und vor allem keinen Spätfrost. Das ist das Wichtigste.“
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