Warum sich Spitzenkoch Andreas Senn für eine österreichweite Guide Michelin-Bewertung einsetzt

Seit 2009 entsendet der Restaurantführer Guide Michelin seine Tester nur mehr nach Wien und Salzburg. Warum sich Andreas Senn, für ein bundesweites Comeback einsetzt.

Er ist Feinschmeckern international ein Begriff: Der Michelin Guide, der Gourmets aus aller Welt als Restaurant- und Hotelführer potenzielle Ziele für ihre kulinarischen Ansprüche aufzeigt. Darin zu finden ist auch der Salzburger Spitzengastronom Andreas Senn. Erst kürzlich wurde er nach sechs Top-Bewertungen in Folge erneut mit zwei Sternen im Guide Michelin Main Cities of Europe 2022 ausgezeichnet. „Darauf bin ich wirklich sehr stolz“ sagt er. Das einzige Problem: Seit 2009 entsendet der Restaurantführer seine Tester nur mehr nach Wien und Salzburg, zuletzt scheiterte eine österreichweite Bewertung an öffentlichen Geldern. Laut Senn muss sich das schnellstmöglich ändern. Warum, erzählt er im Interview. 

Der Guide Michelin hat sich 2009 aus Österreich zurückgezogen. Österreich ist nur mehr im „Main Cities“-Guide vertreten und auf die Städte  Wien und Salzburg begrenzt. Entgeht dem heimischen Tourismus hier eine große Chance?

Andreas Senn: Ja definitiv. Gerade in Österreich gibt es im ländlichen Raum herausragende kulinarische Spitzenleistungen. Diese bleiben dem internationalen Publikum verborgen. Das ist wirklich ein großer Nachteil.

Andere Führer wie Gault&Millau oder Falstaff bewerten  in ganz Österreich. Ist das nicht ausreichend?

Jeder Guide ist für Österreich wichtig, aber der Guide Michelin ist weltweit die wahrscheinlich stärkste Marke für die besten Restaurants. Es gibt Menschen, die planen ihre Reisen nach dem Urteil der Michelin-Tester. Insofern ist das international sicher die größte Plattform und das größte Marketingtool. Und gerade in Zeiten wie diesen müssen wir solche Möglichkeiten nutzen.

Deshalb machen sich Gastronomen wohl auch schon länger stark für ein Comeback des Guide Michelin in ganz Österreich. Warum hat es noch nicht geklappt?

Gastronomen und auch zahlreiche Unternehmen stehen hinter dieser Idee. Es braucht beim Guide Michelin für die Wahrung der Unabhängigkeit aber auch die Unterstützung der öffentlichen Hand. Und zuletzt scheiterte es genau daran.

Kann das Geschäft der gehobenen Küche nicht auch ohne diese Guides funktionieren?

Es wäre gelogen zu sagen, dass sich Auszeichnungen wie diese nicht auf das Geschäft auswirken. Das tun sie, einfach, weil sie für eine gewisse Bekanntheit sorgen. Sie sind gute Werbung für alle Restaurants, nichts anderes als Empfehlungen von Profis. 

Ob Guide Michelin, Gault&Millau oder Falstaff – sie alle haben Ihr Restaurant als top bewertet. Strebt man da überhaupt noch nach weiteren Anerkennungen?

Auszeichnungen sind eine Bestätigung für die Arbeit des gesamten Teams. Und natürlich ehrt es uns, quer durch alle Gourmet Guides zu den Besten zu zählen. Und ja, wir sind auf jede dieser Auszeichnung sehr stolz – am Ende sind auch Tester nur Gäste. Und wenn wir unsere Gäste begeistern, dann haben wir unsere Aufgabe erfüllt.  

Zum Spitzenkoch

Werdegang: Nach der Lehre  und diversen Stationen im In- und Ausland wechselte Senn 2004 zu Roland Trettl ins Restaurant Ikarus in Salzburg, wo er Souschef wurde. Zwischen 2010 und 2014 kochte er im Restaurant Heimatliebe im A-rosa Kitzbühel. Seit 2015 betreibt er sein Restaurant Senns im Gusswerk in Salzburg.

Auszeichnungen: Die zwei Michelin-Sterne sind die dritte Auszeichnung innerhalb weniger Monate. Im Dezember verlieh der Schlemmer Atlas 4,5 von 5 möglichen Kochlöffeln, Ende November gab es 18,5 Punkte und 4 Hauben im Gault&Millau.   

Theresa Kopper

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