Flaschenpost: Sprudel-Pairing
Schaumweine entwickeln sich zunehmend zu anspruchsvollem Stoff.
Die Mär vom Schaumwein als reines Aperitif-Vergnügen hält sich hartnäckig. Auf Neudeutsch: Das Narrativ entpuppt sich als Fake News – es wird Zeit für eine neue Erzählung. Dafür braucht es freilich auch ein adaptiertes Mindset.
Die Vorstellung, Sprudel eignet sich bloß zur Ouvertüre, stammt aus einer Zeit, als es bloß um die lustigen Bläschen ging und die Qualität Nebensache war. Für das Menü musste ernster, stiller Wein her. Auch wenn sich so manche Ouvertüre schöner erweist als die Hauptakte – man denke an Wagner-Opern, deren nicht und nicht enden wollende Gesänge nur abgebrühte Fanatiker begeistern.
Schaumweine entwickeln sich zunehmend zu anspruchsvollem Stoff. Und zwar nicht nur in der Oberliga, bei den Prestige Cuvées, die sich Ilse und Otto Normaltrinker für gewöhnlich nicht leisten können: Spätestens seit kleine Champagne-Winzer zeigten, dass Schaumwein auch im Basisbereich Herkunft und Klasse besitzen, sind auch große Häuser davon beseelt, mehr als nur Vorspiel zu sein. Die Klimaerwärmung bringt der Champagne auch Vorteile. In der kühlen Anbauregion reifen die Trauben nun besser – eine hohe Dosage, also Zuckerzugabe, erübrigt sich meist. Der Geschmack bleibt ungeschminkt, Schaumweine zeigen all ihre Facetten und spielen so auf Augenhöhe mit den differenzierten Aromen einer Menüfolge.
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