Glas Wein

Flaschenpost: Pipifeiner Wein

Istrien hat sich nach dem Zerfall Jugoslawiens und dem Ende der Balkankriege zum kulinarisch-önologischen Hotspot gemausert.

Bevor die Österreicher im Sommer auf glutheiße Inseln flogen, sind sie leidenschaftlich gern an die Obere Adria gefahren. Da gab es zwei Fraktionen: die Fans der Hausmeisterstrände von Jesolo bis Lignano und die von Rovinj bis Opatija.

Erstere mussten sich damals schon in einer bacherlwarmen Drecklacke suhlen, konnten sich aber mit pipifeinem Futter und Wein trösten – während sich die Istrien-Partie zwar über glasklares Meer freute, aber kulinarisch-önologisch nichts zu lachen hatte. Als Istrien noch zu Jugoslawien gehörte, gab es in den Gaststätten halbverkohlten Fisch mit einer zentimeterdicken Knoblauchschicht und Wein aus dem Kanister, der gerne nach Klebstoff roch.

Mittlerweile brodelt das Meer rund um Jesolo vermutlich schon vor Hitze und die Küste Istriens ist zwar immer noch schön, aber heillos überfüllt. Istrien hat sich jedoch nach dem Zerfall Jugoslawiens und dem Ende der Balkankriege zum kulinarisch-önologischen Hotspot gemausert: Zwar serviert man in so manchen Touristenfallen immer noch Ramsch – wenn man will, bekommt man aber feinsten Stoff.

Besonders spannend kann etwa der Malvasia Istriana sein, so er nicht zum uniformen Allerweltswein deformiert wird. Pioniere wie Giorgio Clai oder Roxanich lassen ihn nach alter Tradition auf der Maische gären, ihre Nachfolger wie Piquentum oder Ivan Ipsa verfeinerten die Methode. Die zarten Gerbstoffe stehen der alten Rebsorte gut. Und zu rohen Scampi mit einem Hauch Olivenöl aus Istrien gibt es ohnehin nichts Besseres!

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

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