Flaschenpost: Royaler Aufputz

Manche Gebräuche halten sich hartnäckig. Warum es etwa im 21. Jahrhundert Weinköniginnen braucht, die mit eng geschnalltem Dirndl und Krönchen ihr Weinland repräsentieren, ist schleierhaft.

1955 wurde die erste niederösterreichische Weinkönigin gekürt, seither ziehen die Hoheiten durchs Land und schmücken mit ihrem Antlitz Weintaufen, Eröffnungen und andere aufregende Wein-Veranstaltungen.

Zwar betont man von offizieller Seite, es brauche für die verantwortungsvolle Aufgabe mehr als nur zu lächeln und ein Weinglas zu halten, aber Charme sollen sie  schon besitzen, die Botschafterinnen des österreichischen Weins. Ob man mit einem derlei anachronistischen Frauenbild das Image des heimischen Weines aufzupolieren vermag, sei dahingestellt. Es entstammt jedenfalls einer Zeit, als Frauen als Winzer undenkbar erschienen und lediglich als Rückenstärkerinnen ihrer Gatten fungierten. Oder ist es  tatsächlich noch der Traum vieler Mädchen mit Kleidchen und Krönchen zu posieren, aufgestachelt von Formaten wie „Germany’s Next Top Model“?  Und warum gibt es  keinen Weinkönig? An mangelndem Fachwissen oder Redegewandtheit, wie im Anforderungsprofil verlangt, wird es wohl nicht liegen. Traut man einem männlichen Weinbotschafter keine Charmekompetenz zu oder macht er als Fotoaufputz dann doch nicht so viel her? Dem Vernehmen nach sei man aber offen für männliche Nachfolger. 
 

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Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

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