Weinflaschen
Kolumne

Fine Wines: Im Rausch der Rendite

Flaschenpost: Wenn Weine zum Investment und als Spekulationsobjekt behandelt werden.

Während unsereins Wein ganz schnöde trinkt oder mit Müh und Not ein paar Fläschchen zurücklegt – mehr oder weniger lang je nach Durst, Platz und monetärer Situation, zocken andere mit Weinen. Nicht mit irgendwelchen Weinen, versteht sich, sondern mit den teuersten und rarsten, so genannten Fine Wines. Die Rede ist dabei nicht von betuchten Trophäenjägern, die bereitwillig die Summe eines Kleinwagens für das Objekt ihrer Begierde ablegen. Nein, es handelt sich dabei um jene Spezies, die mit allem spekuliert, was eine hohe Rendite verspricht. Ob mit Kunst, Weizen, Rindern oder Weinen. Internationale Weininvestment-Unternehmen bieten Portfolios namhafter Gewächse, vornehmlich aus dem Bordeaux oder Burgund, deren Name hoch im Kurs steht. Dabei setzt man gerne auf „Futures“ – bei Fine Wines sind das Bordelaiser Gewächse, die in Subskription verkauft werden, also zu einem Zeitpunkt, wo sie zwar von ausgewählten Weinkritikern verkostet, aber noch nicht abgefüllt sind. Der Preis des Weins steigt oder fällt – je nachdem, ob er in der Flasche hält, was er im Fass versprach.

Zu sehen bekommen die Anleger ihre Weine in der Regel nicht. Wollen sie auch nicht. Vielmehr liegen die edlen Tropfen in ungeöffneten Holzkisten in vorbildlich temperierten Zolllagern, um zum günstigsten Zeitpunkt wieder abgestoßen zu werden. Irgendwann auf dieser virtuellen Reise werden sie wohl zu Essig – zu ziemlich teurem Essig freilich.  

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

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