Old Cuban

So wurde der Cocktail Old Cuban zum neuen Barklassiker

Der Drink schmeckt fast allen Barflys. Er passt zum Sonnenuntergang wie zur Silvesterparty. Und er ist noch ziemlich jung.

Der schwere Rum, der ganz sanfte Anklang von Bitter, kombiniert mit fruchtiger Leichtigkeit einer Limette, dazu die Frische der Minze und das Spritzige des Champagners. Ja, so hat man den Old Cuban in der Cocktailschale schon in den swingenden 20ern in Florida genossen. Während man elegant hergerichtet, mit Blick auf im Wind wehende Palmen, auf den türkisen Ozean, in einer schicken strohbedeckten Bar saß, während sich über den Köpfen der Genießenden der Ventilator drehte. Ja, das könnte man meinen, wenn man einen Schluck vom Barklassiker nimmt. Stimmt aber so gar nicht.

Der veredelte Mojito ist noch gar nicht so alt, wie man meinen könnte. Und kreiert wurde er nicht im sonnigen Süden der Roaring Twenties, sondern in New York der Jahrtausendwende. Die Erfinderin heißt Audrey Saunders. Sie ist die Betreiberin des "Pegu Clubs" und gilt als eine der einflussreichsten Barfrauen weltweit. "Ich wollte einen eleganten Champagner-Cocktail mit einer neo-tropischen Note kreieren. Das Rezept sollte einfach und klar sein, aber auch ein würziges, komplexes und sprudelndes Profil haben", sagte sie einmal dem Online-Magazin Punch Drink.

Mojito trifft French 75

Saunders griff den damals grassierenden - und Barkeeper schon anödenden - Mojito-Trend auf und kombinierte das mit einem klassischen Schaumwein-Cocktail à la French 75. Verschriftlicht hat sie das Rezept im Jahr 2002.

Zum ersten Mal so richtig aufmerksam auf den, wie sie sagt, "Mojito im kleinen Schwarzen" wurden die Barflys in der "Bemelmans Bar" des Hotel "The Carlyle" in der Madison Avenue, wo Sanders arbeitete. Der Drink passte einfach dermaßen gut in das schummrige Lokal im amerikanischen 40er-Jahre-Chic mit seinen schweren Ledergarnituren und golden glänzenden Wänden. "Champagner und Champagner-Cocktails sind hier immer durch die Venen des Anwesens geflossen", sagte sie einmal. Und in der Tat, das Publikum freute sich gewaltig über die neue spritzige Kreation. "Nachdem er herauskam, war das, als würde ein Pferd aus dem Tor gelassen", erklärte Sanders einmal.

Es hätte auch durchaus sein können, dass sich das Pferd nur in New York ausgetobt hätte - und dann nach einer Erschöpfungsphase in Ruhestand gegangen wäre. Aber es sollte eine größere Spielwiese bekommen. Und das ging so: Das "Carlyle Hotel" ließ im befreundeten "The Ritz" London zu Werbezwecken eine Bemelman-Pop-up-Bar errichten und schickte Sanders 2002 mitsamt des Old-Cuban-Rezepts nach Europa. Londons Journalisten - von Financial Times bis Independent - waren voll des Lobes über den neuen Drink. Und berichteten auch euphorisch darüber. 

In Paris ging es weiter

Der Siegeszug ging weiter, als Sanders etwa auch Bars in Paris beriet. Von ihr inspiriert, boten auch französische Barkeeper den Drink feil, wenn jemand einen schnöden Mojito orderte. Und die Gäste ließen sich überzeugen.

Sanders ist mit ihrer Erfindung Erstaunliches gelungen: Es wird wohl kaum eine Person geben (außer jene, die keinen Alkohol trinken), die den Old Cuban nicht mag. Geschmacklich ist für alle etwas dabei - vor allem fügt sich das zu einem harmonischen Ganzen. Der Drink passt sowohl zum Ausklang eines schönen Sommertages als auch zu einer Silvesterparty im Winter. Und: "Kaum ein anderer Cocktail aus dem 21. Jahrhundert hat einen vergleichbaren globalen Siegeszug angetreten. Einen Old Cuban muss man heut als gute Bar nicht mehr auf die Karte schreiben, es ist selbstverständlich, in Singapur, Los Angeles, Melbourne oder Frankfurt in eine Bar zu gehen und einen zu bestellen. Das geht nicht mit vielen „jungen“ Drinks", schreibt das Mixology Magazin hymnisch.

Hier geht's zum Rezept:

Ausgetrunken

ist ein digitales Format der freizeit. Jede Woche beleuchten wir den Hintergrund und die Geschichte eines berühmten Drinks.

Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember 2020 über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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