Guido Tartarotti

Überleben: Warum unsere Ehe gescheitert ist?

Vor 30 Jahren war ich mit einer wunderbaren Frau verheiratet.

Vor 30 Jahren war ich mit einer wunderbaren Frau verheiratet. Genau genommen ist sie immer noch wunderbar. Warum unsere Ehe gescheitert ist? In Wahrheit ist sie nicht gescheitert. Wir haben uns irgendwann verändert und sind als Freunde auseinandergegangen. Wir wurden einfach andere Menschen und haben nicht mehr zusammengepasst.

Als wir noch zusammen waren, hatten wir das Hobby Reisen. Wir waren in Italien, in Griechenland, in Dänemark, in den USA. Als wir noch sehr jung waren, fehlte uns das Geld für Hotels, und wir haben in Griechenland am Strand geschlafen. Das war wunderschön, der Mond hat geleuchtet, es war warm.

Eines Jahres waren wir wieder miteinander auf einer griechischen Insel, ich glaube, es war Kassos. Unsere Fähre kam mitten in der Nacht an, es war stockdunkel und wir suchten verzweifelt einen Platz zum Schlafen. Schließlich fanden wir ein schönes Stück Sand, dort legten wir uns hin und schliefen zufrieden ein. Erst am nächsten Tag, als es wieder hell wurde, stellten wir fest, dass wir mitten auf dem Flugplatz lagen. Wir lachten uns schief, suchten und fanden das Weite.

Auf Kassos fühlten wir uns nicht wohl, es gab nichts zu Essen, und wir nahmen die nächste Fähre nach Karpathos. Dort aß ich etwas Falsches und wurde so richtig krank. Ich bekam 40 Fieber und begann zu fantasieren. Ich hörte tatsächlich die Beatles auf der Straße spielen.

Wie es das Schicksal so wollte, war ich nach zwei Tagen wieder gesund, und wir gingen Pizza mit Muscheln essen.

Alles in allem war es eine wunderschöne Zeit. Wir sahen die Welt und waren immer zufrieden, vielleicht sogar glücklich.

Ich bin heute sehr zufrieden, dass ich diese Zeit erleben durfte. Ich möchte sie nicht missen, es ging uns immer gut miteinander.

Ich wünsche jedem Menschen eine solche Zeit, sie war richtig gut.

Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

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