Zwischen Tradition und Moderne: Eine Hex’ zaubert Krampusse

Mit ihrer speziellen Schnitzkunst fällt die Salzburgerin Lisa „Schoatnhex“ Hirschbichler auf.

Die Sägespäne wirbeln in ihrer Werkstatt in Saalfelden nur so durch die Luft. Einige verfangen sich in ihren langen Dreadlocks. Ein Bild, das namensgebend für die Maskenschnitzerin war. Lisa Hirschbichler nennt sich „Schoatnhex“ (Späne im Dialekt des Pinzgaus) und im Internet auch „The woodcarving witch“.

©Hirschbichler

Sogar aus den USA oder Großbritannien bekam sie heuer schon Aufträge – dazu kamen solche regionaler Passen (Krampusgruppen): „Auf Social Media geht das schnell“, lacht sie. Eine geschnitzte Maske ging sogar nach Mexiko, dessen Brauchtum dem Krampus ähnliche Gestalten kennt. Fürs Verschicken musste sie die langen Hörner extra noch einmal abschneiden.

„Die mystische Energie bei den Läufen hat mich immer schon fasziniert“, erzählt die Künstlerin. Jedes Jahr laufen Krampusse noch früher, was immer wieder auch für Kritik sorgt. Bereits Mitte November wurde zu ersten Veranstaltungen geladen. Corona habe einen Stau bei höllischem Treiben ausgelöst. Gewaltpotenzial wurde reduziert, besteht aber noch, was Hirschbichler scharf verurteilt.

©Hirschbichler

Ihre Arbeit beginnt mit einem Holzblock, den sie in ein Gesicht verwandelt. Langsam kommen detailreiche Züge mit Mund, Nase und Augen zum Vorschein. Schritt für Schritt erwachen die furchterregenden Gestalten zum Leben. „Man kann einem Stück eines toten Baums noch einmal neues Leben einhauchen. Das fasziniert“, schwärmt sie. Beim Schnitzen läuft oft auch Reggae-Musik im Hintergrund. Wichtig: Der Gesichtsausdruck, die Augen sind oft blutunterlaufen. Letzter Schritt: die Farbe.

Am Anfang arbeitete Hirschbichler nur mit Schnitzeisen. Sie hatte großen Respekt vor der Motorsäge. Doch mittlerweile wurde die 30-Jährige auch darin eine richtige Meisterin.

Woher die Inspiration stammt

Ideen holt sie sich aus Fotografien, Überlieferungen oder durchaus auch aus Fantasy-Serien wie „Game of Thrones“. „Brauchtum darf sich weiterentwickeln“, meint Hirschbichler, die „Schoatnhex“. Oder sie findet „Models“ in der eigenen Umgebung: Wie für jene Maske, die ihren Freund Erwin zeigt, wie er eine böse Grimasse schneidet. „Die Haare sind seine eigenen Dreadlocks.“ Er, selbst Motorsägen-Künstler, inspirierte sie ursprünglich.

Lisa Hirschbichler bei der Arbeit

©Sabine Salzmann

20 bis 30 Stunden Arbeit stecken in einer Maske. Viel Liebe zum Detail gehört dazu: „Oft übermale ich die Augen mehrmals. Sie sind ein zentrales Element.“ Wichtig sei es auch, die Maske zum Schluss noch in richtigem Maß auszuhöhlen. Der Träger soll sich später in seinem zweiten Gesicht wohlfühlen.

Mit den sich immer schneller drehenden Preisspiralen kämpft auch sie: Die Kosten für Zirbenholz, ihrem wichtigsten Rohstoff, sind explodiert. Auch Hörner, wie besonders edle Exemplare vom Steinbock, haben einen stolzen Preis.

Die "Weibs-Teufel"

Lisa Hirschbichler stemmt oft weibliche Züge ins Holz, wenn auch die Ursprünge des Krampus-Brauchtums ganz in männlicher Hand lagen. Sie ist eine der wenigen Krampusschnitzerinnen im ganzen Alpenraum und fertigt gern „Weibs-Teufel“, wie ihre weiblichen Masken heißen, an. Ein Feld mit steigender Nachfrage. Ihr Traum: „Ich würde gern einmal eine ganze Frauenpass ausstatten.“

Über Sabine Salzmann

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