Von Löwen bis KI-Designs: Das sind die Tattoo-Trends im Jahr 2025
Löwen, Bären, Wölfe: Realistische Tätowierungen sind immer noch gefragt. Und warum ein großes Studio auf künstliche Intelligenz setzt.
Realistische Löwen-Tattoos sind so wie Avocado-Toast: Ewig da, eigentlich nicht wahnsinnig aufregend, gefällig und unzerstörbar. Ob auf dem hochtrainierten Arm eines Fitnessstudio-Stammgasts oder auf dem Ausschnitt einer Influencerin, die sich für ihre "wilde Seite" feiert – der König der Tiere thront 2025 weiter auf der Haut.
Signalisiert er doch: Ich bin stark. Oder ich bin eine Löwenmama. Oder als Kind war ich in Simba aus König der Löwen verschossen. Hauptsache emotional aufgeladen.
"Wir stechen jede Woche sechs bis sieben Löwen", sagt Alexander Groß, Geschäftsführer des deutschen Unternehmens Inklabs. Es betreibt in Deutschland vier Studios und kann auf einen Pool von 300 Künstlern zurückgreifen. "Die Leute googeln nach den Wörtern Tattoo und starkes Tier." Und zack, kommt ein Löwe.
Der Löwe bleibt ein Brüller
Sechs bis sieben Raubkatzen bannt man bei Inklabs pro Woche auf die Haut der Kunden. Nicht wirklich zur Freude der Tätowierer. Aber was bleibt ihnen übrig? Der Kunde ist der sprichwörtliche König. "Wir können nur beraten und aufklären", sagt der Studio-Boss.
Das kommende Jahr bringt keine großen Überraschungen, aber dafür viel Stärke: Realistische Tattoos bleiben der Renner – am liebsten mit Symbolen von Kraft und Entschlossenheit: "Auch Wölfe oder Bären werden oft verlangt." Nicht zu vergessen, die Uhr, deren Zeit nicht abläuft.
Und dann wären da noch die wilden nordischen Krieger, die mühelos um ihren Platz auf Armen, Rücken und Brust kämpfen – was auch immer man damit verdeutlichen will.
Damit die Kämpfer zumindest nicht allzu ähnlich aussehen und Unikate sind, hat Inklabs mit Ink AI eine künstliche Intelligenz entwickelt. Einfach eigene Ideen und Stilvorlieben eintippen, und schwupps, zaubert die KI eine Palette von Vorschlägen. Womöglich brüllt der Löwe dann vor einem Muster oder ringt mit einem Krieger. Mehr als 5.000 von der KI entworfene Motive hat Inklabs schon tätowiert.
Der Weg ins Studio war früher ein Ritual der Improvisation. Man kam mit einem zerfledderten Bild aus einem Magazin oder einem verschwommenen Ausdruck aus dem Internet, der Tätowierer fügte noch seinen kreativen Touch hinzu, und die Maschine brummte wie ein ausrangierter Rasierapparat.
Schweres Schwarz ist immer noch ein Tattoo-Trend
Doch die Zeiten ändern sich, und mit ihnen die Trends – auch in der Tattoo-Welt, die bekanntlich eine Vorliebe für langlebige Hypes hat. "Das Heavy-Blackwork hält sich schon eine Weile", sagt Groß. Gemeint sind großflächige Designs mit tiefschwarzer Tinte. Gerade angesagt sind Formen, die an Pinselstriche erinnern. Einst Markenzeichen der Subkultur, erobert der Stil nun auch die Körper millionenschwerer Fußballspieler wie Lionel Messi. Natürlich neben Wolken, Uhren – und realistischen Löwen.
"Das eignet sich hervorragend, um alte Tattoos zu überdecken", erklärt Groß. Die Tribal-Sünden aus den Neunzigern und 2000ern? Ein dicker Pinselstrich drüber, und schon sieht’s nach Kunst oder Coolness aus. Wobei: Auch diese Fantasieornamente – allen voran das berühmt-berüchtigte Arschgeweih – kann man ja seit geraumer Zeit wieder mit Stolz tragen. Weil sie wieder in Mode sind. Die jungen Menschen der GenZ haben die Tribals für sich wiederentdeckt.
"Sie sind wieder da. Ob klassisch oder als Neo-Tribals mit Schatten und Details. Der trashige Look feiert ein Comeback, was man ja auch an den vielen Trainingsjacken sieht." Und mit ihm auch die klassischen Stellen: Unterer Rücken, Oberarm oder der sogenannte Underboob, also unter der Brust.
Unkaputtbar und immer noch voll im Trend: der Fineline-Stil. Mit seinen ultradünnen Strichen bleibt er auch im nächsten Jahr die erste Wahl für alle, die es filigran und elegant mögen. Indigene Muster wird es auch weiterhin geben. "Es setzen sich vermehrt auch Formen abseits der polynesischen Muster durch", sagt Groß.
Dem Studio-Boss selbst hat es vor allem das Patchwork angetan, wo wild unterschiedliche Motive und Muster gesammelt werden.
Tattoo-Reue als neuer Trend?
Wobei: Im Vorjahr tat sich offenbar ein neuer Trend unter der Generation Z auf: Die Tattoo-Reue. Laut einem Bericht von USA Today wächst die Zahl derer, die sich von ihren Haut-Kunstwerken verabschieden möchten. "Wir hören mehr Geschichten von Leuten, die es bereuen, als je zuvor", erzählte Phia Walla, Tätowiererin aus New York.
Ein großer Schuldiger: der Patchwork-Trend. Der wirkt zwar lässig, endet aber oft in Bedauern, weil diese Tattoos auch impulsiv und ohne viel Nachdenken gestochen werden. So wird aus etwas Spontanem ein potenzieller Kandidat für die Laser-Entfernung. Oder fürs Überdecken mit großen schwarzen Flächen.
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