Räuchern

Magische Rauhnächte: Das Geheimnis des weißen Salbeis

Es gibt viele Arten von Räucherwerk, doch dem weißen Salbei werden ganz besondere Kräfte nachgesagt.

Die zwölf Nächte von Weihnachten bis Neujahr gelten als die dunkelste Phase des Jahres. Eine besondere Zeit der Mythen und Rituale, die dazu einlädt, Altes loszulassen und neue Visionen und Wünsche zu manifestieren. Rauhnächte sind eine Zeit der Stille, des Innehaltens, Reflektierens - und Räucherns. Ein Ritual, das im Trend liegt und die Menschen aus ihrem „To-Do“ ein Stück herausholt. 

Verschiedenste Räucherwerke eignen sich dafür – vom Weihrauch über Thymian, Wacholder bis zum Kiefernharz. Doch einem Kraut wohnt eine besondere Mystik inne: dem Salbei, insbesondere dem weißen Salbei. „White Sage“, wie er auch genannt wird gilt als das Räuchermittel schlechthin, weiß die Kräuterpädagogin und Astrologin Irmi Schüch-Schamburek, die in einem Online-Workshop durch die Rauhnächte führt. „Weißer Salbei steht für intensive Reinigung und Schutz und ist spirituell noch kräftiger als mediterraner Salbei. Er gilt als eine der stärksten Pflanzen zum Reinigen und Segnen von Räumen, Lebewesen und Gegenständen“, erzählt sie. Für die indigenen Völker ist sie eine heilige Pflanze, deren getrocknete Blätter zigarrenförmig zu so genannten „Smudge Sticks“ zusammengebunden werden. Zu Beginn und am Ende jeder Zusammenkunft ist es dort Brauch und Ritual, in einer Muschel oder Schale weißen Salbei, Lavendel, Zedernharz oder Holz & manchmal auch Copal zu verbrennen und die Teilnehmer mit einer großen Feder zu befächern. Der Rauch soll reinigen und von Bösen sowie unerwünschten Energien zu befreien. Das nennt man „Smudgen““, so Schüch-Schamburek. Die Ureinwohner Nordamerikas sind davon überzeugt, dass „White Sage“ eine der wenigen Pflanzen ist, die reine positive Energie tragen. Deshalb wird er verwendet, um Böses abzuwehren oder das Bewusstsein zu klären. Er ist außerdem sehr gut geeignet, um Räume zu desinfizieren oder Haus und Hof zu reinigen. Der Rauch klärt das Raumklima und wirkt antibakteriell.

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Wer weißen Salbei schätzt, sollte diese besondere Pflanze allerdings mit großem Respekt räuchern – und nicht, um irgendeinem Instagram-Trend zu folgen, der gerade angesagt ist.  Menschen, die etwas zu klären haben, Altes loslassen oder sich von Problemen lösen möchten, greifen zu weißem Salbei und räuchern ihn rituell. Also keinesfalls nebenbei, sondern bewusst, verbundenen mit Fragen wie folgende: Was möchte ich zurücklassen, wovon möchte ich mich befreien und mich „reinigen“? Die Rauhnächte sind als Zeit der Einkehr besonders dafür geeignet, weil sie spirituelle Entwicklung fördern und ermöglichen, sich wichtige Lebensfragen zu stellen.

Alternativen zu Weißem Salbei

Heimisch ist diese Salbeiart ausschließlich im Südwesten der Vereinigten Staaten und im Nordwesen Mexikos. Sein Rauch sei allerdings gewöhnungsbedürftig, meint Schüch-Schamburek: „Er enthält anteilig etwas mehr Harz als mediterraner Salbei und riecht intensiver. Ich finde, dass neben dem typischen Salbeigeschmack auch noch Umami und Knoblaucharomen dabei sind.“ Im Zuge des aktuellen Esoterik-Revivals hat weißer Salbe als Modeerscheinung große Bedeutung. „Ein kleiner Kräuterstock mit zirka zehn Blättern kostet zwischen zehn und 15 Euro, das ist bis zu zehn Mal teurer als mediterraner Salbei“, erzählt Schüch-Schamburek. Auch als Räucherwerk ist er viel teurer als andere Kräuter. 

Dem weißen Salbei als Räucherwerk am ähnlichsten sind mediterraner Salbei, Arnikawurzel, Erdrauch, Wacholder oder Weihrauch. Auch die Autorin Sonia Emilia Rainbow setzt auf die bei uns üblichen Salbeiarten und beschreibt in ihrem Buch „Frauenheilkraft“ ihre Besonderheit: „Mit dieser wunderbaren Pflanze – die auch Allerheilkraut genannt wird – bin ich am längsten verbunden. Ihre heilende Wirkung, besonders jedoch ihre energetische und spirituelle, Kraft begleiten mich nunmehr seit fast 40 Jahren.“ Salbei aus dem Süden sei aus ihrer Sicht besser für Räuchermischungen geeignet, weil er durch die intensive Sonneneinstrahlung mehr Öle entwickelt und sich daher hervorragend räuchern ließe, auch ohne Anzündkohle. „Salbei hilft, uns selbst zu erkennen und zu verstehen“, sagt die Expertin. Er unterstützt, sich zu fokussieren und zu konzentrieren.

 

 

 

 

 

Tipps fürs Räuchern in den Rauhnächten

Jede Rauhnacht ist einem bestimmten Thema gewidmet, daher ist es sinnvoll das zum Thema passende Rauchwerk für die jeweilige Rauhnacht zu wählen. Es können verschiedene Zutaten gemischt werden. Auch gilt als stark reinigend und schützend. „Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass beim Verbrennen von Pflanzen spezielle Duftmoleküle freigesetzt werden, die über die Atemluft in den Organismus gelangen. Über die Sinneszellen senden sie Botschaften ans Gehirn. Diese wiederum werden an die entsprechenden Bereiche des Nervensystems weitergeleitet, was oftmals auch eine Beeinflussung des Hormonhaushalts zur Folge hat“, sagt Irmi Schüch-Schamburek.  So entwickeln sich bestimmte Stimmungen und Gefühle, die den gesamten Menschen betreffen – seinen Körper, sein Unterbewusstsein und seine Seele. Dabei erfordert die Zeremonie des Räucherns Ruhe, was bei den meisten Menschen, verbunden mit dem Einatmen des aromatischen Dufts zu einer tiefen Entspannung führt.  Auch Küchenkräuter wie  Gewürznelken, Pfeffer, Oregano, Minze, oder Rosmarin sind als Räucherwerk geeignet.

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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