Interview: Filmstar Valerie Huber in Netflix-Serie über Kitzbühel

Gerade begeisterte sie im Kino als Franz Klammers Freundin, ab nächster Woche wird Valerie Huber in einer brandneuen Netflix-Serie für Spannung sorgen.

Sie ist jung, schön und talentiert. Valerie Huber hat alles, was einen Star ausmacht. Dass sie auch noch Sinn für Humor hat und in Zeiten der unerbittlichen Selbstdarstellung allgegenwärtige Social-Media-Trends kritisch hinterfragt, ist vielleicht der Unterschied, den es braucht, um tatsächlich über Jahre ein Star zu sein.

In der Netflix-Serie "Kitz" spielt Valerie Huber die Influencerin Vanessa

©Walter Wehner/Netflix

Im Kinofilm „Klammer“ begeisterte sie heuer als Freundin von Kaiser Franz, ab 30. Dezember spielt sie in der aufwendig produzierten Netflix-Serie „Kitz“ eine Influencerin, die im Nobelskiort für Unruhe sorgt. Mit der "freizeit" traf sie sich zum Interview.

Vorweg Gratulation zur neuen Netflix-Serie. Die hat wirklich alles, was es für einen Hit braucht. Trotzdem zuerst eine Frage zu Ihrer Kindheit. Wie kommt es, dass Sie in Uganda und der Elfenbeinküste aufgewachsen sind? Das ist doch eher ungewöhnlich.
Valerie Huber: Ja, schon! (grinst) Mein Vater war in der Entwicklungszusammenarbeit tätig und ist ein echter Afrika-Experte. Er ist einer der good guys und hat wirklich was bewirkt in seinem Leben. Ich war immer sehr stolz, dass mein Papa einen Beruf von gesellschaftlicher Relevanz ausübt und gegen soziale Ungerechtigkeit kämpft. Und durch seinen Job sind wir eben alle vier Jahre umgezogen.
Und wie kamen Sie dann zur Schauspielerei?
Als ich zehn war, also etwa zwei Jahre, nachdem wir nach Wien zurückgekommen sind, hing in meinem Hort ein Casting-Plakat für „Tom Turbo“. Ich war damals der größte Tom-Turbo-Fan, habe mich beworben und bin dann tatsächlich ausgesucht worden. Ich hab es von Anbeginn geliebt, am Set zu sein und habe mich richtig wohl gefühlt. Tja, ich hab damals scheinbar Blut geleckt.
Aber dann sind Sie wieder umgezogen ...
Genau. Diesmal in die USA, nach Washington. Dort habe ich die Schauspielerei – außer die jährliche Schul-Musicalproduktion – relativ aus den Augen verloren. Mit 15 wollte ich so etwas wie mein Vater machen und habe mich entschlossen, Politik zu studieren, um vielleicht später bei einer internationalen Organisation zu arbeiten.
Und warum kam es dann doch anders?
Wieder in Wien begann ich mit 18, wie geplant, mein Studium. Nebenbei schrieb ich mich aber auch auf einer Schauspielschule ein. Es wurde dann relativ schnell deutlich, für welchen Weg ich mich entscheiden würde ... Das hat sich aber eher alles so ergeben – das war weniger eine bewusste Entscheidung damals.
Ihr Debüt feierten Sie dann schon mit 19 am Volkstheater unter Michael Schottenberg. In einem Shakespeare-Stück!
Ach, das war nur eine kleine Nebenrolle in „Ein Sommernachtstraum“, die Motte.
Die Motte ist immerhin eine Elfe.
Das stimmt, immerhin! (lacht) Aber ja, so eine große Bühne war damals natürlich sehr imposant!
Dann folgte gleich eine Reihe an Filmen und Serien: „Trakehnerblut“, Immenhof, „Neben der Spur“, eine Pilcher-Verfilmung – und „Malediven“ für „Das Traumschiff“. Harald Schmidt hat mir in einem Interview „gestanden“, dass die Traumschiff-Drehs das Großartigste seiner Schauspielkarriere waren – und für Sie?
Na ja, wenn Harald Schmidt das sagt, sollte man ihm nicht widersprechen (lacht). Ich war mir anfangs nicht sicher, ob ich das machen sollte. Dann hieß es „sechs Wochen Malediven“, und ich dachte mir, als einer der ersten Jobs, „warum nicht?“ Auch wenn's nicht die tiefgründigste Kost ist, man lernt dazu und die Work-Life-Balance war in diesen Wochen auch nicht schlecht ... (grinst)
Wie haben Sie es dann aber vermieden, in dieser Pilcher-Immenhof-Herzkomödienvorabendabteilung kleben zu bleiben?
Ich hab am Anfang natürlich fast alle Rollenangebote angenommen, man ist hungrig und möchte dazulernen. Und das kann man immer! Aber wenn du jung und blond bist, wirst du schnell in eine Schublade gesteckt, also war mir klar: Die Formate mache ich einmal – und dann nicht mehr. Das hab ich auch so durchgezogen.
Stimmt, Sie haben immer wieder auch Independent-Filme gemacht, 2020 etwa „Die Macht der Kränkung“, der auch tolle Kritiken erhielt. Und mit „Klammer“ sollten Sie sich wohl endgültig „frei gespielt“ haben.
Das kann ich nicht abschätzen, aber natürlich war es für mich schön, nachdem ich die letzten Jahre fast nur in Deutschland gearbeitet habe, bei einem österreichischen Film über eine echte Legende mitzuwirken. Es ist auf jeden Fall eine Ehre, Franz Klammers damalige Freundin und heutige Frau Eva verkörpern zu dürfen – sie ist eine tolle, sympathische Persönlichkeit!
Wir haben „Kitz“ ja schon angesprochen. Eine Netflix-Serie über eine Gruppe von Rich-Kids, die jeden Winter Kitzbühel unsicher machen. Und ihre Antagonisten, die örtliche Jugend, die wie ihre Eltern von deren Geld abhängig sind, sie aber nicht mögen. Wen spielen Sie in dieser Serie?
Ich spiele Vanessa, eine auf den ersten Blick oberflächlich scheinende, reiche Influencerin aus München. Sie kommt mit ihrer Clique nach Kitzbühel, um dort Silvester zu feiern. Doch es ist nicht immer alles Gold, was glänzt; hinter der perfekten Fassade steckt eine toughe Businessfrau UND ein fragiles, verletztes Mädchen, deren Welt bald Stück für Stück zerbröselt. Kitz war ja meine erste Netflix-Serie, und ich muss sagen, das ist schon noch einmal ein anderes Kaliber. Alleine die potenzielle Reichweite! Die Serie wird in über 190 Ländern verfügbar sein – das ist für einen deutschsprachigen Schauspieler natürlich eine ganz andere Plattform.
Sie waren in früheren Rollen ja schon Hunde- und Pferdetrainerin, jetzt eine Influencerin. Stichwort Method-Acting! Waren Sie also während der gesamten Drehzeit die superarrogante Bitch?
Nein, ich bin kein Verfechter des Method-Acting. Ich SPIELE eine Rolle, ich werde nicht zu ihr. Natürlich lebt man sich hinein, schon klar, aber nach dem Dreh am Buffet bin ich wieder ganz normal „ich“. Dennoch bin ich tatsächlich bei Vanessa das erste Mal ein bisschen reingekippt und war überrascht, wie leicht mir das „Bitchige“ oft über die Lippen ging ... (lacht) Das hatte aber sicherlich auch mit dem langen Drehzeitraum zu tun.
Wie haben Sie für die Rolle recherchiert? Sind Sie unter die Influencer gegangen?
Nein, ich selbst poste nicht sehr viel und hab auch gar nicht so viele Follower. Ich erachte die Entwicklungen rund um Social Media die letzten Jahre als sehr problematisch. Es herrscht ein enormer Druck, Teil dieser Scheinwelt zu sein. Da müssen ständig Fotos gemacht werden, anstatt zu leben. Traurig. Aber ich habe mir natürlich Profile von bekannten Influencern angesehen – die gibt es ja wie Sand am Meer. Und ich habe mir „Gossip Girl“ reingezogen (lacht).
„Gossip Girl“? Ist das nicht zu Old-School?
Aber die Grundstruktur der Serie wird immer aktuell sein. Du hast eine Gang – und eine Anführerin, die beneidet wird, die sich aber auch immer wieder beweisen muss.
Sie fahren selbst ausgezeichnet Ski, reiten, fechten – und haben auch sonst klassischen Old-School-Spaß, wie ich gelesen habe. Stichwort „Activity“.
Ach so, ja! Ich liebe es, „Activity“ zu spielen! Vor allem zu Silvester! Ist ein Riesenspaß in einer Gruppe von Freunden. Auch wenn sie mich bei den Pantomime-Spielen ordentlich unter Druck setzen – als Schauspielerin sollte natürlich immer alles perfekt performt sein, meinen sie … (lacht)
Gelingt nicht immer?
Nein, gar nicht!
Was war das Schwierigste, das Sie bisher pantomimisch darstellen mussten?
Hm, da gab's schon wirklich vieles, da muss ich nachdenken ... Ein Bettlaken!
Das hätte ich wirklich gerne gesehen. Vielen Dank für das Gespräch.

Zur Person

Valerie Huber, wurde am 4. Jänner 1996 in Wien geboren und verbrachte ihre Kindheit in der Elfenbeinküste, Uganda und teilweise in den USA. Mit 19 debütierte sie unter Michael Schottenberg am Volkstheater in
„Ein Sommernachtstraum“. Im Kinofilm „Klammer“ spielte sie eine Hauptrolle, ab 30.12. ist sie in der TV-Serie „Kitz“ zu sehen.

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

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