Die schönsten künstlerischen Lichtinstallationen zwischen Wien und Paris

Wenn Lichtkünstler mit den Elementen spielen, setzen sie auf Naturlicht und energiesparende LED-Technologien. Räume, die zum Träumen einladen und Museen zu Rückzugsorten machen.

Wer die geheimnisvollen Lichtkreise der österreichischen Künstlerin Brigitte Kowanz im Wiener MuseumsQuartier über dem Leopold Museum schweben sieht, erkennt auf Anhieb, dass diese Lichtinstallation ein leuchtendes Signal für Kunst ist. Licht ist ein faszinierender Werkstoff, für den sich Künstler wie Besucher begeistern, um in geheimnisvolle Sphären zu tauchen. Etwa in den aktuellen Ausstellungen in Wien, Paris, Unna im Ruhrgebiet und Florenz. Dort haben internationale Lichtkünstler Räume geschaffen, die physikalische Grundgesetze erweitern und die Besucher in fantastische Traumwelten versetzen. „Licht bedeutet Leben“, ist das Motto von Susanne Rottenbacher, deren Lichtinstallation „In Love With Tomorrow“  aktuell die Auslagen des Swarovski Kristallwelten Store auf der Kärntner Straße in Wien erhellt.

Fröhliche LED–Technologie: Susanne Rottenbachers Installation „In Love With Tomorrow“ im Swarovski Kristallwelten Store Wien

©Swarovski Kristallwelten/PABLO CHIEREGHIN

Die Installation aus LED-Lichtschläuchen und zweieinhalb Millionen Swarovski-Kristallen „will eine zeitgenössische Geschichte erzählen, unsere Sehnsucht nach natürlicher Balance widerspiegeln und statt Konsum Poesie vermitteln“.

Susanne Rottenbachers Leuchtboxen in Wien erzählen von den vier Elementen

 

©Swarovski Kristallwelten

Die Lichtskulpturen sollen sich auch gegen die unruhige Stadt durchsetzen. „Meine Arbeiten spiegeln die Sehnsucht nach natürlicher Balance wider“, so die Lichtmalerin, die darin auch die vier Elemente Wasser, Erde, Feuer und Luft einbezieht. Rottenbacher lässt bei ihren Formen des Lichts neben Architektur auch das sich ändernde Tageslicht und die Reflexionen der Umgebung mitspielen. „Das Spezielle an Licht ist die Eigenschaft, sich ausdehnen zu können, Räume zu besetzen und völlig neu zu strukturieren“, so die Bühnenbildnerin, die den „Master in Licht“ in London gemacht hat. 

Licht schafft emotionale Räume

„So kann ich mit Licht ganze Partituren oder Choreografien in einen Raum schreiben“, sagt Rottenbacher, die mit ihren Licht-Farbkörpern und ihrem Leitspruch „Es werde Licht“ für Besucher visuelle und emotionale Erlebnisse schaffen will. „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder. Erst durch die Kommunikation mit dem Betrachter wird sie sichtbar.“ Dabei war es ein Fotograf, der Licht erstmals als künstlerisches Stilmittel entdeckte. László Moholy-Nagy baute in den 1920er-Jahren einen Licht-Raum-Modulator, der das Licht bunter Glühbirnen auf Wände projizierte. Und in den 1960er-Jahren wurde die gelbe Leuchtstoffröhre des Amerikaners Dan Flavin weltbekannt.   

Neues Sehen: „Firefly double-polyhedron sphere experiment“ von Ólafur Elíasson in „Nel tuo tempo“ , Palazzo Strozzi in Florenz

©ela bialkowska/okno studio

Heute zählen Ólafur Elíasson und James Turrell zu den wichtigsten Vertretern der Lichtkunst. „Licht ist nicht etwas, das andere Dinge erleuchtet, sondern eine Substanz, die sich selbst offenbart“, sagt Lichtkünstler James Turrell, dessen Himmelsobservatorium „Skyspace“ im Hochgebirge, am Tannegg in Oberlech auf 1.780 Metern Höhe, 2018 fertiggestellt wurde.

James Turrells „Ariel“ in der Ausstellung Confidences, zu sehen bis Ende Dezember in der Galerie Gagosian,  Paris

©James Turrell/Thomas Lannes

Durch den Blick in  den Himmel verschmelzen Licht, Raum, Zeit  zu einer sinnlichen, existenziellen Grenzerfahrung.  „Wir sind uns nicht bewusst, dass wir selbst dem Himmel seine Farbe geben. Wir denken, dass alles vorgegeben ist, aber wir haben doch aktiv Teil daran, die Realität, in der wir leben, zu erschaffen.“ 

James Turells Vulkan-Projekt

Turrell arbeitet seit 1974 parallel an einem gigantischen Kunstwerk im Roden Crater, einem erloschenen Vulkan in der Wüste von Arizona. Dort ließ er nach astronomischen Berechnungen ein Netz von unterirdischen Skyspaces in den Krater bauen, wo der Nachthimmel, der in der Wüste besonders dunkel ist, beobachtet werden kann. Das Großprojekt begeisterte sogar den Rapper und  Modedesigner Kanye West, der  seinen Imax-Film „Sunday Service Full Performance“, direkt in Turrells Installation im Roden Crater drehte und dem Kunstprojekt 10 Millionen Dollar spendete. Auch Rapper-Kollege Drake  ließ sich von Turrells Lichtinstallationen für das Video „Hotline Bling“ inspirieren. Aktuell können sich Pariser Besucher der Ausstellung „Confidence“ in der Galerie Gagosian in den Bann vom  Spiel mit Licht und Raum ziehen lassen, das Turrell mittels neuester LED-Technologie ermöglicht.

Ólafur Elíasson sorgt mit der 11 Meter großen Lichtskulptur „Under the weather“ für einen Moiré-Effekt im Palazzo Strozzi in Florenz

©ela bialkowska/okno studio

Farbe, Wasser und Licht sind die Werkstoffe des dänischen Künstlers Ólafur Elíasson, die er für die Ausstellung „Nel tuo tempo“ („In deiner Zeit“) im Palazzo Strozzi in Florenz einsetzte.  Elíasson will mit seinen poetischen Installationen das Museum zum Ort individueller und kollektiver Erfahrung machen. Seine Lichtobjekte spielen mit naturwissenschaftlichen Phänomenen, in einem Raum schluckt Gelb alle anderen Farben. Seine Installation „Yellow Fog“ in Wiens Innenstadt fasziniert seit 2008.

Lichtinstallation „Breathing Cloud“ der Künstlerin Dorette Sturm im Museum für Lichtkunst in Unna

©Frank Vinken

Lichtinstallationen der besten Lichtkünstler der Welt, von Turrell, Elíasson bis zu Mario Merz, Brigitte Kowanz und neuen, jungen Künstlern finden Interessierte im einzigen Museum für Lichtkunst in Unna. Dort in der ehemaligen „Lindenbrauerei“  kann auch James Turrells neuer Skyspace in der Ausstellung HYPERsculptures besucht werden.

 

Florentina Welley

Über Florentina Welley

Mag. Florentina Welley schreibt seit 2006 als Lifestyle-Autorin über ihre Lieblingsthemen: Mode, Reise, Design und Kunst. Darüber hinaus konzipiert sie Shootings, kuratiert auch Kunst- und Designevents. Auch Film-Erfahrung hat sie, etwa als Co-Produzentin für den Spielfilm „Die toten Fische“, darüber hinaus ist sie in Werbung und Medien bekannt für Konzepte, Textierungen jeden Genres und Modeproduktionen samt Styling, Regieassistenz, Ausstattung und Kostümbild.

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