
Grand Prix Monaco für Insider: Wie feiern die Superreichen?
Die wichtigsten Antworten zum Grand Prix. Ex-Formel 1-Pilot Alex Wurz gewährt exklusive Einblicke.
Der Grand Prix von Monaco hat alles: Die geilste Strecke, auf der man mit dem Top-Speed von 290 km/h durch die Stadt brettert. Ein Straßenrennen, bei dem die Racer aufpassen müssen, dass sie mit ihren Boliden nicht ins Hafenbecken stürzen. „Hubschrauberfliegen im Wohnzimmer“, so hat Ex-Weltmeister Nelson Piquet das genannt. Gleichzeitig hat Monaco den Glamour. Die Reichen und Schönen sind da, die Yachten, die Partys, der Luxus, die Stars.
Einer, der all das aus erster Hand kennt, ist Alexander Wurz. Der Österreicher ist 69 Rennen in der Formel 1 gefahren. Heute designt er Rennstrecken auf der ganzen Welt. Für den ORF kommentiert er die Rennen, zudem ist er Chef der Fahrervereinigung. Der Mann kennt sich also aus – und weiß alle Antworten rund um den Grand Prix im Fürstentum. Strecke frei!

Alexander Wurz, ehemaliger Formel-1-Fahrer und TV-Experte
©KURIER/Jeff Mangione„Der Grand Prix ist ein Prestige-Rennen – und ein Auflauf der Schönen, Reichen und Verrückten. Alles, von dem man glaubt, es noch nie gesehen zu haben, hier sieht man es.
Was ist der Mythos Monaco?
Für die Rennställe und die Fahrer ist Monaco etwas Besonderes – selbst wenn man nie Weltmeister wird: Ein Sieg im Fürstentum, das ist für immer. Für alle anderen gilt: sehen und gesehen werden. „Unter der Vorreiter-Rolle von Grace Kelly hat der GP sich zu einem VIP-Hotspot entwickelt“, so Alex Wurz. „Ein Prestige-Rennen – und ein Auflauf der Schönen, Reichen und Verrückten. Die Stadt verändert sich extrem während des Grand Prix. Alles, von dem man glaubt, es noch nie gesehen zu haben, hier sieht man es.“
Wie verfolgen die Superreichen und VIPs das Rennen?
Jeder Dritte in Monaco ist ein Millionär, der Zwergenstaat hat die höchste Millionärsdichte der Welt. Es wimmelt vor Luxusboutiquen, Supersportwagen und Menschen in Designeroutfits. Während des Grand Prix kommen weitere Betuchte dazu. Wer das nötige Kleingeld hat, fährt mit der Superyacht vor. Oder kauft ein Ticket, um vom Boot aus das Rennen zu verfolgen. Agenturen bieten Plätze auf Yachten.

Beste Plätze: Wer über das nötige Kleingeld verfügt, verfolgt den Grand Prix von einer Yacht aus
©EPA/ANNA SZILAGYIEin Hospitality Paket über Irvine Consultancy beinhaltet für das dreitägige Grand Prix-Erlebnis ein Gourmet-Buffet, eine ganztägig offene Bar mit unbegrenzt Champagner und den Auftritt eines Fahrers um 6.500 Euro. Senate Grand Prix bietet den Rennsonntag mit 5-Sterne-Catering und Live-DJ auf einer 44-Meter-Superyacht
um 5.000 Euro an. Der Freitag (Training) ist günstiger: etwa über Ticket Grand Prix für 990 Euro im Tabac Corner auf der Ultimate Yacht. Es geht aber auch ganz exklusiv: Der Ahoy Club bietet private Yacht-Suiten, für 15.000 Euro pro Kabine für die 24-Meter-Yacht bis zu 28.000 Euro für die 69-Meter-Yacht.
Auf der Point Garden Terrace des Hôtel de Paris kann man es sich für 3.990 Euro gut gehen lassen (nur Sonntag). Die VIPs wohnen in Luxushotels wie dem Hôtel de Paris oder dem Hôtel Hermitage, das Fairmont Hotel bietet einen Blick direkt auf die berühmte Rascasse-Haarnadelkurve. Firmen aus aller Welt laden ihre Kunden ein, um sie in exklusivem Ambiente zu verwöhnen. Auch gefragt: der Paddock Club und private Balkone.
Normalos sehen von der Tribüne aus zu, ein Sitzplatz am Sonntag kostet zwischen 180 und 1.500 Euro, ein Stehplatz 120 Euro. „Das Grand Prix-Wochenende ist ein sehr spezielles Volksfest, mit Partys bis sechs Uhr früh, wenn die Strecke wieder gesperrt wird und die letzten Nachzügler verjagt werden“, so Wurz. „Es ist eine Partytown, deren Flow man mitleben muss. Wer einen ruhigen Grand Prix erleben will, ist hier falsch. Es herrscht Highlife.“

Formel 1 von oben: Auch Balkon-Plätze sind heiß begehrt, Wurz empfiehlt, sich über die privaten Anbieter aber genau zu informieren
©mauritius images / Alamy Stock Photos / James Moy/Alamy Stock Photos / James Moy/mauritius imagesWie komme ich zu einem Balkonplatz an der Strecke?
Cool ist natürlich, das Rennen von einer Wohnung aus zu verfolgen. Am besten ist, man kennt also jemanden, der jemanden kennt und ist privat bei Freunden eingeladen. Aber wie bei den Yachtplätzen bieten auch hier Agenturen Möglichkeiten an.
„Es gibt da allerdings unterschiedliche Qualitäten der Unterkunft“, weiß Alex Wurz, „manche Apartments sind wirklich toll positioniert. Bei anderen wiederum sieht man nur wenig – und wieder bei anderen hörst du mehr als du siehst vom Rennen.“ Wurz empfiehlt, genau zu recherchieren und sich auch die Kommentare zu den Erfahrungen mit den angebotenen Services anzuschauen, weil „vielleicht sind da auch ein paar Abzocker dabei“.
Was ist der Paddock Club und was wird einem dort geboten?
Bester Service, exklusive Sicht und ganz nah dran: In diesem exklusiven VIP-Bereich (meist einen Stock über dem Fahrerlager) werden Gäste, Promis und Sponsoren verhätschelt. Es fließt der Champagner, das Essen kommt aus Österreich: Für das Gourmet-Catering ist Do & Co zuständig – „perfektioniert in Service und Qualität“, weiß Wurz. „Ein cooles Erlebnis, es gibt auch Gelegenheiten für Fotos mit den Fahrern und Teamchefs“, so der Formel-1-Insider, „aber natürlich hat auch das seinen Preis.“
Die Preise variieren je nach Anbieter, man kann von 13.000 Euro ausgehen. Das Network-Erlebnis beinhaltet zudem geführte Touren mit gut informierten Guides durch die Garagen der Teams und Pit Lane Walks, Führungen durch die Boxengasse.

Glamour beim Grand Prix: Stars Michael Douglas, Heidi Klum oder Emily Ratajkowski konnten in den Vorjahren etwa begrüßt werden
©Illustration: Bartosz Chudy/MidjourneyRund um den Grand Prix ist alles sehr teuer, die Preise steigen teilweise ins Irrwitzige – selbst für Wurstsemmel oder Apfelsaft gespritzt.
Wie schafft man es, durch die Boxengasse zu spazieren?
Die Antwort ist leicht: als Normalsterblicher – gar nicht. „Das kannst du dir nicht kaufen“, so Wurz, „das geht nur über Tickets der Teams oder Sponsoren. Das sind sehr wenige und geht nur über Einladung.“ Für Stars weniger ein Problem: In den vergangenen Jahren waren etwa Michael Douglas, Heidi Klum, Jared Leto, Emily Ratajkowski, Kylian Mbappé oder Tommy Hilfiger zu Gast.
Wird es Grid Girls geben?
Bei der Startaufstellung einen Schirm zum Schutz vor der Sonne über die Fahrer halten, dann ein Schild mit der Startnummer zeigen und dabei dauerlächeln: Das war seit Jahrzehnten der Job eines Grid Girls. Doch seit 2018 sind sie abgeschafft – obwohl Fahrer wie Max Verstappen dagegen waren und Niki Lauda sowieso („Haben die einen Vogel?“).
Der Grund für die Abschaffung: Grid Girls seien nicht mehr mit den Markenwerten der Formel 1 in Einklang zu bringen und auch nicht mit modernen gesellschaftlichen Normen. Stattdessen stehen nun Grid Kids mit am Start. Das soll vermehrt junge Fans ansprechen; bei den Kids handelt es sich um per Los ermittelte Kinder aus dem Kartsport.

Der GP ist ein Volksfest, die Stadt im Ausnahmezustand, alles feiert. Deshalb: am besten außerhalb wohnen und - nicht mit dem Auto anreisen
©Illustration: Bartosz Chudy/MidjourneyWo quartiert man sich als Normalsterblicher am besten ein?
Nicht für jeden spielt Geld keine Rolex. Während des GPs schnellen die Preise für Unterkünfte empfindlich in die Höhe. Der durchschnittliche Hotelpreis liegt bei 6.000 Euro pro Nacht, das günstigste Airbnb-Apartment kommt für vier Nächte auf 1.160 Euro. Normalverdienern wird daher empfohlen, während des Grand Prix nicht direkt in Monaco zu wohnen, sondern in einem Nebenort.
Zum Beispiel in Beausoleil, das direkt an das Fürstentum Monaco angrenzt, kommt ein Quartier deutlich günstiger. Ebenso gut geeignet sind Cap-d’Ail, Roquebrune-Cap-Martin oder Èze – idyllische Städte an der Côte d’Azur, die eine gute Verbindung mit Bus oder Bahn bieten. Dort ist es ruhiger und man kann sich nach dem Trubel in Monaco anschließend auch besser erholen. Auch Nizza als Basis ist logisch. Immer gilt: Nicht mit dem Auto anreisen – die Straßen sind gesperrt und Parkplätze rar.
Ist es sehr teuer?
„Es ist alles sauteuer“, weiß Wurz. Leider würde bei dem riesigen Ansturm die Qualität der Restaurants darunter leiden. „Die Preise steigen teilweise ins Irrwitzige. Man braucht nicht glauben, dass man dort günstig durchkommt – selbst wenn man Wurstsemmel und Apfelsaft gespritzt bestellt, wird es teuer.“
Top-Restaurants in Monaco sind etwa das Cipriani, Nobu (im Fairmont) oder das Le Louis XV von Alain Ducasse im Hôtel de Paris. Besser, so Wurz, sei es mitunter in Restaurants im Hinterland, wo man in kleinen Orten „gediegen, authentisch und wunderschön“ isst. Für einen Abstecher entlang der Küste weist Wurz auf lohnende Ausflüge nach Menton, Roquebrune-Cap-Martin und Antibes hin.
Wie kommt man am besten an ein Autogramm?
Im Paddock Club hat man die Chance auf ein Autogramm oder Selfie mit Fahrern. Agenturen bieten spezielle Meet & Greet-Pakete an. In der Fanzone braucht man dagegen Glück. Oder vor den Hotels, in denen die Racer wohnen. Tipp von Alexander Wurz: „Die Piloten verlassen das Hotel meist zwei- bis zweieinhalb Stunden vor dem Training, um ins Fahrerlager zu kommen.“

Party on: In den legendären Nachtklub Jimmy'Z kommt man über die Gästeliste oder man bezahlt ein teures VIP-Paket
©MONTE-CARLO Société des Bains de MerWo feiern die Fahrer und Formel 1-Leute nach dem Rennen?
Wer nicht auf einer Yacht im Port Hercule (Eintrittspreis mehrere Tausend Euro) oder privat feiert, geht vielleicht ins Sass Café (Gäste: Bono bis Sharon Stone) oder den Star-Hotspot Jimmy’Z (nur mit Gästeliste oder VIP-Paket).
Die legendärsten After-Partys steigen in der Amber Lounge. Hier feierten schon Kim Kardashian oder Justin Bieber, auch Lewis Hamilton schaut gern vorbei. Star-DJ ist heuer Armand Van Helden. Gegründet wurde die Lounge von Sonia, der Schwester von Ex-Formel-1-Champion Eddie Irvine. Ebenso gibt es Tickets für den Amber Lounge Beach Club auf der Terrasse des Le Meridien Beach Plaza und für Plätze auf einer Superyacht. Da der GP gleich nach dem Filmfestival Cannes stattfindet, kann auch mit Hollywoodstars gerechnet werden.
Tickets kosten ab 600 Euro für den Samstag und 800 Euro für den Sonntag. Ein VIP-Diamant-Paket für zehn Personen kann bis zu 40.000 Euro kosten. Für Alex Wurz alles kein Thema: „Was das Feiern betrifft, bin ich kein Experte, denn ich esse am Sonntagabend meistens zu Hause mit der Familie, genieße die Ruhe und gehe zeitig schlafen.“
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