Die geerbte Karriere: Peyman Amin über das Potenzial modelnder Promikinder
Die Töchter von Kate Moss und Heidi Klum treten in die beruflichen Fußstapfen der Mütter. Mit den standardisierten – und etwas veralteten – Modelmaßen können sie jedoch nicht aufwarten. Wie Szenekenner Peyman Amin das Potenzial der modelnden Promikinder beurteilt.
Am Laufsteg für Versace, das Werbegesicht von Ermanno Scervino und Haute-Couture-Shows bei Fendi – Lila Moss wandelt gerade auf den übergroßen Modelspuren ihrer Mutter Kate Moss. Der 19-jährige Promispross kann sich vor Shootings und Werbeanfragen derzeit kaum retten. Auch ihre beste Freundin Iris Law ist gut im Geschäft. Sie prangt am Cover der Februar-Ausgabe Vogue Japan, modelt für große Namen wie Miu Miu, Marc Jacobs und Dior. Papa der 20-jährigen Durchstarterin ist übrigens Schauspieler Jude Law, Mama ist Filmproduzentin Sadie Frost und Kate Moss fungiert als Patentante.
Neben ihren Promi-Eltern haben die Busenfreundinnen noch etwas gemeinsam: Sie sind für Models eigentlich viel zu klein. Lila misst 1,65 Meter, Iris gerade einmal 1,62 Meter. In Zeiten von mehr Diversität im Modebereich an sich ein gutes Zeichen.
Dennoch hätten die beiden Mädchen ohne bekannte Namen und High-Society-Kontakte wenig Chance am Modelmarkt gehabt, erklärt der deutsche Modelagent Peyman Amin, der schon Supermodels wie Gisele Bündchen oder Laetitia Casta betreute. „Sie bringen die Größe nicht mit und können nur in einem bestimmten Bereich modeln.“ Denn Models gebe es wie Sand am Meer, es herrsche ein irrsinniger Konkurrenzkampf. Auf einen Job kommen zig Absagen – und noch immer werden für den Laufsteg in der Regel Frauen ab 1,75 Meter gecastet.
Auch Heidi Klums Tochter will unbedingt Model werden – kein Wunder, saß Leni schon jahrelang bei Mamas Show „Germany’s Next Topmodel“ hinter den Kulissen und wollte am liebsten selbst bei den Shootings mitmachen, wie Heidi vor Kurzem verriet. Hat die 48-Jährige ihre älteste Tochter lange komplett aus den Medien herausgehalten, darf Leni – seit sie im Vorjahr 16 Jahre alt wurde – nun endlich auch ins Rampenlicht. Ihr erster Job: Ein Covershooting für die deutsche Vogue. Allerdings gemeinsam mit Mama Heidi. „Die ersten Schritte, die gemeinsam gemacht wurden, sprechen Bände. Ohne ihre Mutter wird es für Leni schwer in dem Business“, analysiert Amin. Auf einem internationalen Level sieht er die mittlerweile 17-Jährige nicht, vor allem wegen ihrer Größe von 1,68 Meter. Noch härter ging schon MGM-Agenturchef Marco Sinervo mit Klums und Flavio Briatores Tochter ins Gericht. Sie sei „ein hübsches Mädchen von nebenan, aber kein Topmodel“. Er würde sie jedenfalls nicht unter Vertrag nehmen.
Dass es aber schon lange nicht mehr nur um Maße und Aussehen geht, ist den Experten sehr wohl bewusst. Celebrity-Kinder seien für Marken Gold wert, weil sie Publicity erzeugen, erklärt Peyman. Es werde immer schwerer in der Mode, auf sich aufmerksam zu machen und aus der Masse hervorzustechen. „Man kauft sich mit dem Promi-Nachwuchs nicht nur ein Model, sondern auch einen Namen. Dadurch wird über die Kampagne im Idealfall viel mehr berichtet.“
Die großen Talente
Auch durch Social Media und TV-Auftritte kann der Sprung zum Model gelingen. Dank Instagram und einer Reality Show stiegen etwa die Hadid-Schwestern zu Supermodels auf, ebenso wie ihre Busenfreundin Kendall Jenner.
Gigi und Bella sind die Töchter von Achtzigerjahre-Model Yolanda Hadid, die sich in Beverly Hills mit einem reichen Ehemann zur Ruhe setzte. Ihr Luxusleben zeigte sie in der Show „Real Housewives of Beverly Hills“, in der auch ihre Töchter zu sehen waren. Die feschen Schwestern wurden nicht zuletzt durch Liebeleien mit bekannten Musikern zu Teenieidolen – und Luxuslabels schnell auf sie aufmerksam. Inzwischen zählen sie zu den erfolgreichsten Models weltweit. Peyman: „Sie haben sich etabliert und in ihre Rolle hineingefunden. Die beiden haben Ausstrahlung und sich auch weiterentwickelt. Aber ohne reichen Vater, bekannte Boyfriends und der TV-PR hätten sie es wohl nicht so weit geschafft.“
Starke Social-Media-Auftritte sind heute beinahe unverzichtbar für Models. Die Mädchen sollen Charakter haben und den auch zeigen, einen speziellen Typ repräsentieren. Ein hübsches Gesicht alleine reicht nicht mehr aus. Insofern hat sich in der Szene auch vieles zum Positiven gewandelt. Und eine, die trotz Promi-Eltern alles mitbringt, was ein klassisches Topmodel braucht, ist Kaia Gerber. Ihrer Supermodel-Mama Cindy Crawford steht sie um nichts nach, so Peyman. „Sie hat die Maße, die Ausstrahlung, ihr Look ist sehr zeitgemäß. Damit kann sie aus dem Schatten ihrer Mutter heraustreten.“
Das sehen auch Luxushäuser so, die sich um die 20-Jährige reißen. Sie arbeitet für alle Hochkaräter von Chanel über Saint Laurent bis Celine. Im Modebiz hat Kaia Gerber mit mehreren Vogue-Covern und millionenschweren Kampagnen so ziemlich alles erreicht – jetzt will sie sich auch als Schauspielerin versuchen. Ganz so wie ihre Mutter, der eine zweite Karriere jedoch misslang. Umso spannender wird sein, was ihre schöne Tochter nun aus ihrer Chance macht.
Kommentare