Franziska Knuppe über Heidi Klum: "Ich hätte die Fotos nicht gemacht"

Franziska Knuppe über die umstrittene Dessous-Kampagne von Heidi Klum, das Geheimnis ihrer Ehe, Orangensaft-getränkte Wattebäusche als Modelnahrung und - ihr neues Buch.

Die Küche ist ihr Lieblingsplatz, sagt sie. Auch jetzt, als wir mit ihr telefonieren, steht Franziska Knuppe in ihrem Haus in Potsdam zwischen Herdplatte und Kühlschrank. Sie lacht. „Von hier aus ist es für mich am einfachsten, alles zu regeln.“

➤ Hier mehr lesen: Fantasy-Kultautor Hohlbein: "Den strahlenden Helden finde ich albern"

Seit 25 Jahren ist die blonde Deutsche ein begehrtes Topmodel. Eigentlich wollte sie ja BWL studieren. Doch dann wurde sie beim Kellnern im Café von Wolfgang Joop entdeckt. Einer steilen Karriere stand nichts mehr im Weg und damit Modellstehen für Karl Lagerfeld oder Ellen von Unwerth, Cover für die „Vogue“ oder „GQ“, Dessous-Werbung für Triumph, Moderationen, Gastrollen.

Weiterlesen:

  • Kalorien sparen à la Knuppe
  • Das sagt sie zum Thema Body Positivity
  • Knuppe über Heidi Klums Unterwäsche-Kampagne: "Hätte ich nicht gemacht"
  • Ob ihre 15-jährige Tochter Model werden will

Jetzt hat Knuppe ein Buch verfasst: „Schlank ohne Umwege“ heißt es. Ihr „Knuppe-Prinzip“: täglich minimal weniger essen als man verbraucht – und schon zeigt die Energiebilanz nach oben und man nimmt kontinuierlich ab. 70 Rezepte helfen dabei.

Liebe Franzi, wir wollen übers Essen reden. Was gab’s heute zum Frühstück?

Getoastete Dinkelbrötchen mit Schinken und Tomaten.

Sie sind 1,82 Meter groß und ein Topmodel mit Topfigur. Warum sollte jemand gerade Ihnen Tipps gegen das Dickwerden abnehmen?

Ich bin ja nicht nur Model, sondern auch Mensch. Als Mensch möchte ich mich gesund ernähren. Und als Model stehe ich seit 25 Jahren im Beruf und weiß, wie man seine Figur hält. Klar denken alle, die ist ja eh immer dünn. Aber Diäten wollte ich nie machen.

Mussten Sie denn schon einmal abnehmen?

Es gibt immer Phasen, in denen ich merke, oh, die Jeans kneift. Aber ich kenne meinen Körper mittlerweile. Von Crash-Diäten halte ich nichts.

Man hört von Models immer wieder, sie würden mit Orangensaft getränkte Wattebäusche essen. Die vertreiben das Hungergefühl und so bleiben sie dünn. Haben Sie so etwas je mitbekommen?

Gesehen habe ich das nie, aber von Kollegen erzählt bekommen. Ich halte das für ziemlich blöd. Als Model musst du bei einem Shooting 10 bis 12 Stunden am Tag durchhalten. Wenn du da vorher nichts isst, kippst du nach einer Stunde um, weil dein Kreislauf das nicht mitmacht. Erfolgreiche Models machen das nicht. Sie ernähren sich gesund, tun ihrem Körper nichts Schlechtes an.

Auch von Kokain als Hauptnahrungsmittel hört man, von Zigaretten sowieso. Alles bei Ihnen nie Thema gewesen?

Um Gottes willen, nein. (lacht) Das würde ich meinem Körper nie antun.

Wie schaffen Sie es, so großartig in Form zu sein?

Ich höre auf meinen Körper, ernähre mich intuitiv, weiß, was ihm gut tut und was nicht. Balance ist wichtig, in meinem Buch zeige ich Rezepte von leichter bis deftiger Küche. Um schlank zu bleiben empfehle ich aber vor allem, Routinen, die sich bei den meisten eingeschlichen haben, zu vermeiden. Also unnötiges Essen, das man so nebenher futtert, wegzulassen.

Fixpunkt bei Knuppe: Abendessen mit der Familie. Am Tisch gilt Handyverbot

©Ulrich Lindenthal-Lazhar
Zum Beispiel?

Im Restaurant das Weißbrot vor dem Hauptgang. Das Stück Kuchen am Computer im Büro. Den dritten Cappuccino unterm Tag. Ich habe auch mein Leben lang so gut wie keine Softdrinks getrunken, vielleicht einmal im Jahr ein Cola. Ich trinke Wasser oder Tee. Abends manchmal Wein. Man kann versteckte Kalorien gut und locker weglassen, ohne auf Genuss zu verzichten.

Also keine Askese?

Nein, das ist nichts für mich. Denn ich liebe es zu kochen. Und zu essen! Das heißt jetzt nicht, dass ich mir jeden Tag den Bauch mit Burgern vollschlage. Viele essen leider aus Langeweile oder Frust. Aber ich liebe einfach den Genuss. Und zwar ohne schlechtes Gewissen. Zu genießen und danach deshalb zwei Wochen lang Saftdiät machen zu müssen oder einen Monat lang auf Kohlenhydrate zu verzichten, das wäre nix für mich.

Franziska Knuppe

Franziska Knuppe

Franziska Knuppe wurde 1974 in Rostock geboren. Lernte Hotelfachfrau, wurde dann mit 23 von Wolfgang Joop beim Kellnern in einem Café  entdeckt. Kampagnen u. a. für Triumph, Joop, Reebok, Cover für „Elle“, „Marie Claire“, „Vogue“. Eigene Modemarke (Nylah) bei HSE, Unicef-Botschafterin. Verheiratet, eine Tochter. 

Viele schwören auf Intervallfasten …

Das muss jeder selbst einschätzen, wie sein Körper das verträgt. Leuten, die um sechs Uhr früh beginnen zu arbeiten, fällt es aber sicher nicht leicht, bis mittags keinen Bissen zu essen.

Hatten Sie je eine Phase, in der Sie sich dachten, ich pfeife jetzt auf die Traumfigur?

Ich gebe Acht auf die Ernährung, weil ich mich wohlfühlen möchte und nicht, weil ich muss. Ich reagiere nicht auf einen Druck von außen. Fleisch ist erlaubt, Hauptsache regional und saisonal. Abends kochen wir, worauf wir gerade Lust haben.

Wie sieht so ein typisches Abendessen im Hause Knuppe aus?

Ich frage in die Runde, was mein Mann und meine Tochter Lust haben zu essen. Nudeln, Geschnetzeltes, Salat? Kommen keine besonderen Wünsche, ziehe ich los, kaufe und koche. Meistens essen wir zwischen 18 und 19 Uhr. Das Schönste ist, dass wir alle zusammen an einem Tisch sitzen. Dann besprechen wir den Tag. Unsere Essen sind ein Ritual. Das habe ich von meiner Familie gelernt, wie wichtig das ist. Auch das ist Genuss.

Ich halte es für den falschen Weg, mit 15 zu sagen, berühmt zu werden ist mein großer Traum. Das ist die falsche Einstellung.

Gilt Handyverbot am Tisch?

Das Handy hat beim gemeinsamen Essen nichts zu suchen. Es ist kein Verbot, aber eine unausgesprochene Regel.

Body Positivity richtet sich gegen unrealistische Schönheitsideale und plädiert dafür, seinen Körper zu akzeptieren, wie er ist. Wie nehmen Sie diesen Trend wahr?

Mein Buch heißt zwar „Schlank ohne Umwege“, aber schlank bedeutet hier nicht, superschlank zu sein, wie die Gesellschaft es einem vielleicht vorschreibt, sondern so schlank zu sein, dass man sich wohlfühlt.

Sie erwähnten die Essen mit Ihrer Familie, wie erinnern Sie sich daran?

Bei uns hat abends immer mein Vater gekocht. Ich habe ihm oft über die Schulter geschaut, bei den Vorbereitungen geholfen. Wenn dann alle zuhause waren, meine Mutter war berufstätig als Kinderärztin, haben wir zusammen gegessen und uns ausgetauscht. Am besten ist mir der legendäre Kartoffelsalat meines Vaters in Erinnerung geblieben. Aber auch meine Oma hat köstlich gekocht.

Was war damals das Lieblingsgericht der kleinen Franzi?

Bei meiner Oma habe ich mir immer besonders gern die Eierkuchen, also Plinsen, schmecken lassen. Bei euch heißt das, glaube ich, Palatschinken.

Sie sind zufällig Model geworden, Modedesigner Wolfgang Joop hat Sie in einem Café entdeckt und angesprochen, als Sie Kellnerin waren.

Niemals hätte ich damals vorhergesehen oder einen Gedanken daran verschwendet, dass ich einmal so lange und erfolgreich als Model arbeiten würde. Ich hatte ja Abitur bzw. Matura gemacht und Hotelfachfrau gelernt. Ich dachte mir zu der Zeit einfach: probier’s mal und warte ab, wo dich das hinführt.

Glamour und Glanz auf dem roten Teppich. „Niemals hätte ich vorhergesehen, dass ich einmal so lange und erfolgreich als Model arbeiten würde“, so Knuppe 

©Getty Images for Netflix/Andreas Rentz/Getty Images
Gibt es ein Erlebnis oder einen Auftrag, der Ihnen besonders in Erinnerung ist?

Jede große Beauty-Kampagne, jedes hochkarätige Zeitschriftencover ist toll. Aber natürlich war es etwas ganz Besonderes, als sich mir die Chance bot, in New York mit dem Fotografen Peter Lindbergh zu arbeiten. Es ist nach wie vor ein klingender Name.

➤ Hier mehr lesen: Diabolisch im TV: Die besten bösen Helden

Wie finden Sie eigentlich die Intimissimi-Kampagne von Heidi Klum, für die sie mit ihrer Tochter in Unterwäsche und Hand in Hand posiert?

Ich finde es immer schwierig, über jemanden zu urteilen, den ich persönlich nicht kenne. Im Endeffekt war das die Entscheidung von beiden, Mutter und Tochter. Aus meiner Sicht hätte ich die Fotos mit meiner Tochter aber nicht gemacht.

Warum?

Meine Tochter ist im Teenie-Alter, aber auch als sie kleiner war, gab es die eine oder andere Möglichkeit und Anfrage, sie Job-technisch einzubinden. Wir haben das bis jetzt immer abgelehnt. Wir wollen unsere Tochter so weit es geht auch schützen vor der Öffentlichkeit.

Die Fotos sorgten bei einigen Leuten für Irritationen.

Gemeinsame Fotos in Unterwäsche sind nochmal eine andere Liga, nämlich einen Tick schärfer. (lacht) Ich würde niemanden dafür verurteilen, auch Heidi nicht, aber ich würde meiner Tochter sagen, dass ich die Kampagne nicht mache. Die Fotos sind eigentlich stilvoll und nicht anrüchig. Aber Mutter und Tochter, zusammen in Unterwäsche – leider gibt es viele Leute, die das falsch interpretieren.

Ihre Tochter Mathilda ist 15, möchte Sie auch Model werden oder ist das gar nichts für sie?

Nee. Das ist momentan noch kein Thema.

Mit Leni Klum oder Kaia Gerber eifern einige ihren berühmten Model-Müttern nach.

Ich hätte nichts dagegen, wenn Mathilda den Wunsch äußert, Model zu werden. Ich habe nichts gegen meinen Beruf einzuwenden, sonst würde ich ihn nicht seit 25 Jahren ausüben. Aber ich halte es für den falschen Weg, mit 15 zu sagen, berühmt zu werden ist mein großer Traum. Das ist die falsche Einstellung. Ich habe mit 16 damals auch nicht die Schule abgebrochen, sondern meine Matura hinter mich gebracht und meine Ausbildung abgeschlossen. Das war ein besserer Weg.

Feiern bald Silberhochzeit: Knuppe und Christian Moestl. Gab es fremde Versuchungen? „Ich war nie jemand, der angefangen hat zu flirten“

©imago images/Eventpress/Eventpress Golejewski/imago images
Sie gelten als geerdet und sind sehr lange verheiratet ...

25 Jahre sind es nächstes Jahr! Dann feiern wir silberne Hochzeit.

Wie hält eine Ehe so lange?

Wenn ich das wüsste, hätte ich schon den nächsten Bestseller geschrieben. (lacht) Aber im Ernst: durch Zusammenarbeit, in jeder Hinsicht. Was Liebe, Partnerschaft und Familie betrifft, können wir uns aufeinander verlassen. Das ist ganz wichtig. Vor allem auch: Nicht gleich aufgeben, wenn es einmal nicht passt – sondern daran arbeiten.

Franziska Knuppe: „Schlank ohne Umwege: Wie bewusstes Essen und einfache Routinen dich endlich zum Ziel führen“. 160 Seiten, Becker Joest Volk Verlag, 30 €

©Becker Joest Volk Verlag
Geheimtipp gibt es keinen, etwa Frühstück ans Bett bringen, etwas in der Art?

Wir kommunizieren einfach sehr viel miteinander. Mehrfach am Tag telefonieren wir, selbst wenn ich beruflich unterwegs bin; wir schreiben uns Nachrichten, wohin wir fahren oder wenn ich mit dem Flugzeug in einer anderen Stadt lande. Solche Kleinigkeiten machen viel aus. Es geht darum, dass man es nicht muss, sondern möchte. Damit der andere weiß, dass es einem gut geht. Und man aneinander denkt.

➤ Hier mehr lesen: Chiara Ferragni: So mächtig ist die begehrteste Mode-Influencerin der Welt

Waren Sie nie in Gefahr, in Versuchung geführt zu werden?

Nein, tatsächlich nicht. Wenn ich jemanden an meiner Seite habe, von dem ich weiß, dass ich ihn liebe, dann schaue ich weder nach rechts noch links. Brauche ich auch nicht! Natürlich unterhalte ich mich gern mit anderen Menschen. Aber ich bin nie jemand gewesen, der angefangen hat zu flirten. Das ist nicht meins. Und deswegen bin ich auch immer noch glücklich verheiratet.

FRANZISKA IM WORDRAP:

Dahin möchte ich mit dem Boot noch unbedingt schippern … 
Schweden und Dänemark. 
Meine liebste Sünde … 
Leberkäs-Semmel! 
Als Geburtstagsessen wünsche ich mir … 
Wiener Schnitzel. 
Ich mache mir Sorgen über … 
Dass meine Tochter und meine Familie immer gesund bleiben. 
Mein Mann bewundert an mir …
Dass ich immer gut gelaunt bin. 
Wenn ich tanzen will, lege ich diesen Song auf … 
„Music Was My First Love“ von John Miles.

Alexander Kern

Über Alexander Kern

Redakteur KURIER Freizeit. Geboren in Wien, war Chefredakteur verschiedener Magazine, Gründer einer PR- und Medienagentur und stand im Gründungsteam des Seitenblicke Magazins des Red Bull Media House. 12 Jahre Chefreporter bzw. Ressortleiter Entertainment. Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Stil und mehr. Interviews vom Oscar-Preisträger bis zum Supermodel, von Quentin Tarantino über Woody Allen bis Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio. Reportagen vom Filmfestival Cannes bis zur Fashionweek Berlin. Mag Nouvelle Vague-Filme und Haselnusseis.

Kommentare