Josef Kleindienst: Es tut nicht gut, wenn man einen Psychopathen spielt

Josef Kleindienst, Schriftsteller und Schauspieler, und sein etwas anderer Thriller "Mein Leben als Serienmörder"

Wenn Gott will, schießt ein Besen. Aber das wird den Konrad nicht beruhigen: Er bringt jeden Tag eine Frau um, an manchen Tagen zwei Frauen, denn – obwohl er Schriftsteller ist – spielt er in einem Film mit: einen Serienmörder spielt er, was er schon während der Dreharbeiten bereut. Wird ein Schauspieler für Stunden unzurechnungsfähig, wenn er Psychopathen spielt?

Leises Grauen

Er betrinkt sich , und in dieser Nacht wird in Wien 15 neben der Bar eine Prostituierte ermordet – Konrad wird verdächtigt (und erinnert sich an nichts). Könnte er? Nachdem er Frauen im Film erdrosselt und mit einem Betonkübel in einen See geworfen hat?

Der Kärntner Josef Kleindienst – selbst manchmal Schauspieler – schafft etwas erschreckend Leises, ein anderes Grauen, einen anderen Thriller. Trotzdem ist es ein Thriller, der tiefes Wasser scheut und auf Möglichkeiten verzichtet, Konrad „innen“ noch besser kennenzulernen. So lernen auch wir nichts dazu, aber – egal.

Josef Kleindienst: „Mein Leben  als Serienmörder“

Sonderzahl Verlag.
184 Seiten.
20 Euro

KURIER-Wertung: ****

Peter Pisa

Über Peter Pisa

Ab 1978 im KURIER, ab 1980 angestellt, seit November 2022 Urlaub bzw. danach Pension. Nach 25 Jahren KURIER-Gerichtsberichterstattung (Udo Proksch, Unterweger, Briefbomben) im Jahr 2006 ins Kultur-Ressort übersiedelt, um sich mit Schönerem zu beschäftigen. Zunächst nicht darauf gefasst gewesen, dass jedes Jahr an die 30.000 Romane erscheinen; und dass manche Autoren meinen, ihr Buch müsse unbedingt mehr als 1000 Seiten haben. Trotzdem der wunderbarste Beruf der Welt. Man wurde zwar immer kurzsichtiger, aber man gewann an Weitsicht. Waren die Augen geschwollen, dann Musik in wilder Mischung: Al Bowlly, Gustav Mahler, Schostakowitsch und immer Johnny Cash und Leonard Cohen.

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