Die "Kiningreiter" in Neukirchen bei Altmünster

Der königliche Segen kommt auch hoch zu Ross

85.000 Sternsinger sind für den guten Zweck unterwegs.

Die Masken sind ab, die 3-G-Regel Geschichte und Abstandsgebote gibt es auch keine mehr: Waren die jungen Darstellerinnen und Darsteller der Heiligen Drei Könige und ihre erwachsenen Begleitpersonen vor nur einem Jahr coronabedingt noch unter besonders strengen Auflagen unterwegs (gesungen werden durfte nur maskiert), erteilen sie heuer ihren Segen wie einst.

"Die Freude in den Pfarren, bei den Kindern und Jugendlichen ist natürlich groß – endlich wieder normal unterwegs sein" beschreibt Georg Bauer von der Dreikönigsaktion, die von der Katholischen Jungschar auf die Beine gestellt wird. Nicht nur menschlichen übrigens: In einigen Regionen Österreichs werden die Weisen seit ein paar Jahren von Alpakas begleitet. Wesentlich älter ist der Brauch, die Könige hoch zu Ross loszuschicken.

Dreikönigsritte

Dreikönigsritte gibt es etwa in Bad Ischl (Oberösterreich) oder in Scheibbs (Niederösterreich), dort seit 1947 nahezu in unveränderter Form direkt am Dreikönigstag: Die drei Könige ziehen zu Pferd gemeinsam mit Stern- und Gabenträgern, Fanfarenbläsern und als Hirten verkleidete Kinder durch die Stadt und stoppen an fünf Stationen, bis sie ihr Ziel, die Stadtpfarrkirche, erreicht haben. In Neukirchen bei Altmünster (Oberösterreich) sind dagegen die "Kiningreiter" zu Hause. Sie werden von Musikanten begleitet, die Krippen- und Hirtenlieder singen, die nur noch in diesem Gebiet verbreitet sind.

Sternsinger zu Besuch beim KURIER: Chefredakteurin Martina Salomon überreichte ein Spendenkuvert

©Kurier/Juerg Christandl

Erstmals 1959 begonnen, ist der Brauch der "Kiningreiter" fast so alt wie die von der Jungschar ins Leben gerufene Dreikönigsaktion selbst: 1954 zogen erstmals als Caspar, Melchior und Balthasar kostümierte Gruppen von Haus zu Haus. Damit griff man eine Jahrhunderte alte Tradition der Dreikönigsspiele und -umzüge in adaptierter Form auf. In dem Fall stand das Spendensammeln im Vordergrund: Missionare baten um Motorräder für ihre Arbeit – die Spendensumme reichte 1954 für die Anschaffung von drei Fahrzeugen.

Hilfe für Regionen in Armut

Seither sind Spenden und Engagement gehörig gewachsen. Rund 85.000 Teilnehmer stellen sich jedes Jahr in den Dienst des guten Zwecks. Im Vorjahr kamen 15,3 Millionen Euro zusammen, die in mehrere Hundert Projekte in Armutsregionen weltweit flossen. Schwerpunkt der diesjährigen Sternsingeraktion ist die Hilfe für Hirtenvölker im nördlichen Kenia, die wegen des Klimawandels unter anhaltender Trockenheit leiden. Finanziell gelitten haben auch die Sternsinger während der Pandemie, speziell 2020/21, die Spenden brachen um ein Drittel auf 13,4 Millionen Euro ein.

Elisabeth Holzer-Ottawa

Über Elisabeth Holzer-Ottawa

Seit 1992 als Journalistin in der Steiermark-Redaktion tätig. Promovierte Historikerin (Geschichte- und Doktoratsstudium an der Uni Graz), interessiert an zeitgeschichtlicher Forschung. 2007 das erste Buch veröffentlicht ("Schleichhändler vor Gericht"); es folgten zusammen mit weiteren AutorInnen einige mehr, etwa "McScience" (2015) oder 2017 "Die Geschichte der Frauen in der Steiermark". Ausgezeichnet mit dem Inge-Morath-Preis des Landes Steiermark für Wissenschaftspublizistik.

Kommentare