Junge Frau mit Gitarre hinterm Mikrofon auf der Bühne

Diese Österreicher sind internationale Stars - Würdet ihr sie kennen?

Musik oder Mode, Kunst oder Design – einigen Österreichern gelang es, sich im Ausland einen Namen zu machen. Daheim sind sie kaum bekannt. Eine Spurensuche.

Und Daniel Voglhuber

Was gilt der Prophet im eigenen Land? Genau, oft gar nicht so viel, wie er eigentlich sollte. Und dieser alte Bibelspruch hat, in abgewandelter Form, durchaus auch heute noch Aktualität, wenn's um international erfolgreiche Künstler geht. Beispiele?

Österreichische Musiker sind natürlich weltweit aktiv, und das auch sehr erfolgreich. Klassik, Jazz, hin und wieder auch Pop – aber mit legendären Super-Bands verbindet man sie nicht auf Anhieb. Und dann gibt's da doch glatt einen Schlagzeuger aus Niederösterreich, der seit sage und schreibe 27 Jahren für Depeche Mode den Takt angibt: Christian Eigner.

In der Szene ist der Mann natürlich ein Household-Name, er hat für Georg Danzer, Peter Cornelius, Ostbahn Kurti gezeugelt, war an sagenhaften 300 CD-Produktionen beteiligt. Aber mit dem Glamour und dem Ruhm internationaler Kult-Gruppen verbindet man ihn eben nicht sofort. Großer Irrtum, denn ohne Christian Eigner gehen Superstars Dave Gahan und Martin Gore auf keine Bühne.

Drummer mit blonden Haaren beim Schlagzeug vor einer LED-Wand

Christian Eigner gibt seit 27 Jahren bei Depeche Mode auf der Bühne den Takt an.

©Kurier/gruber franz

Ähnliches galt, zumindest für die Jahre 1976-1980 für Ikone Frank Zappa. Auch der hatte an einem österreichischen Musiker einen Narren gefressen, nämlich an Keyboarder Peter Wolf.

Der Wiener, der schon mit neun Jahren sein erstes Beethoven-Konzert gegeben und später am Konservatorium klassisches Klavier studiert hat, ging 1975 in die USA, wo er in Atlanta, Georgia in einer Jazz-Band spielte. Ein Jahr später lernte er den Klassik- und Jazz-affinen Frank Zappa kennen.

Wie Peter Wolf eine Rock-and-Roll-Stadt baute

Und nun ist der Mann aus Hietzing auf einigen von Zappas erfolgreichsten Platten vertreten: "Sheik Yerbouti", "Joe’s Garage I + II", "Tinsel Town Rebellion" und dem legendären "Shut Up 'n Play Yer Guitar".

Wobei dies – bei allem Kultstatus – eigentlich erst der Anfang für die atemberaubende Karriere Peter Wolfs war. Für die Commodores sollte er 1985 den Super-Hit "Nightshift" produzieren, bevor er mit Starship – vormals die Band Jefferson Airplane – die Charts stürmte: "We Built This City“, daran kann man sich auch heute noch erinnern. Es folgten erfolgreiche Koproduktionen mit Bands wie Heart, Go West und Santana, um nur einige zu nennen. Billboard listet 80 Millionen verkaufte Platten, an denen Wolf entweder mitkomponiert oder -produziert hat.

Anna F. mit Friedberg in der Heimat von Rock & Pop

Einen völlig anderen Weg hat Anna F. eingeschlagen. Sie eroberte zuerst mit Songs wie "Time stands still" Österreich, bevor sie im Vorprogramm von Lenny Kravitz durch Europa tourte. Nach fünf äußerst erfolgreichen Jahren zog sie zuerst nach Berlin, später nach London – und hörte auf als Anna F. Musik zu veröffentlichen. Und während man sie hier gar nicht mehr richtig auf dem Radar hat, sorgt sie seit einigen Jahren auf der britischen Insel für Furore – mit ihrer All-Girls-Band Friedberg. Treibender Garagen-Rock, der so richtig zu London und seinen unzähligen Live-Clubs passt.

Es könnte natürlich sein, dass sie auch in ihrer alten Heimat bald wieder Gesprächsstoff ist. Im Dezember kommt Anna F. als Frontfrau ihrer britischen Band Friedberg auf Österreich-Tour. Im Gepäck hat sie die aktuelle CD der Combo: "Hardcore Workout Queen" – man darf gespannt sein.

Wer den Namen Marion Genser hört, denkt wohl nicht sofort an die große weite Welt des amerikanischen Indie-Rocks. Sollte man aber. Denn egal ob Lollapalooza, Coachella oder wie die angesagten Festivals alle heißen, die junge Künstlerin aus der Steiermark wird wahrscheinlich dabei sein. Sie ist nämlich sensationellerweise die neue Stimme der US-Indie-Helden Mercury Rev. Wobei sie zuvor schon als bildende Künstlerin international auf sich aufmerksam machte – und so überhaupt erst mit den Jungs in Kontakt kam. Aber das ist eine andere, durchaus spannende Geschichte.

In der elektronischen Musik sind nicht nur Kruder & Dorfmeister international unterwegs. Aber anders als die Wiener Slo-Beat-Pioniere ist Cassy in Österreich keine Berühmtheit. Sie ist DJ, Sängerin, Produzentin und Labelgründerin und legt von Ibiza über Detroit bis Berlin House und Techno auf.

Cassy wurde als Tochter einer Österreicherin und eines Barbadiers in London geboren und wuchs im beschaulichen Hadersdorf am Kamp in Niederösterreich auf.

Mit Techno und House einen Werbevertrag für Cassy 

"Es gab Zeiten, da habe ich mir darüber den Kopf zerbrochen, aber ehrlich gesagt wüsste ich nicht, was mir die Bekanntheit in Österreich bringen würde. Einen Werbevertrag?", sagte sie einmal dem Falter.

Der breiten Öffentlichkeit eher unbekannt sind auch HVOB, obwohl sie derzeit zu den wichtigsten heimischen Pop-Exporten gehören. Anna Müller und Paul Wallner aus Niederösterreich haben die Truppe ins Leben gerufen und bewegen sich zwischen sanften Klängen und Techno – gewürzt mit Müllers markanter Stimme. Sie waren zuletzt etwa auf dem Burning Man Festival in den USA oder richteten eine Nacht im bekannten Londoner Club Fabric aus.

Moby, Peaches, Hercules and Love Affair oder Haddaway: Sie alle machten mit Wolfram Musik oder ließen Stücke remixen. Der DJ veranstaltete früher Partys im Wiener Fluc oder der Pratersauna. Heute spielt er bei so gut wie allen amtlichen Aftershow-Partys von Modemarken wie Balenciaga, Armani und Co. auf. 

DJ Wolfram legte auf und lernte Pamela kennen

Und auch da entstehen Kollaborationen: "Ich legte bei einer Vivienne-Westwood-Aftershow-Party auf und Pamela (Anderson, Anm.) tanzte immer in der ersten Reihe. Als ich fertig war mit dem Auflegen, fragte ihr Assistent, ob ich mitkommen könnte, weil sie mich gern kennenlernen würde", erzählte er einmal dem KURIER.

DJ Wolfram mit Sakko sitzt vor einer Box auf einem Container

Wolfram ist DJ und legt auf den Afterpartys großen Modemarken auf 

©imago images/Rudolf Gigler/Rudi Gigler via www.imago-images.de

In der Modewelt bestens vernetzt ist auch Nina Hollein. Die in New York lebende, österreichische Designerin arbeitete lange als Architektin, bevor sie zur Mode wechselte und als Autodidaktin das Modelabel NINAHOLLEIN gründete. "Ich achte darauf, so wenig neue Materialien wie möglich zu kaufen, sondern zu verarbeiten, was noch da ist", sagte sie dem KURIER.

Ihr Mann ist Max Hollein, der Direktor des Metropolitan Museum in New York. Bei der berühmten und viel beachteten Met-Gala im Mai zeigte sie sich in einer bunten Eigenkreation aus ihrer "Zero Waste"-Serie.

Nina und Max Hollein bei der Met Gala im Metropolitan Museum am 6. Mai 2024.

©APA/AFP/ANGELA WEISS

Von der Ost- an die Westküste. Dort will Swen Temmel in Hollywood groß rauskommen. Er will nichts mehr als ein Superstar werden, wie er des Öfteren in Medien verlautbart hat. Der 32-jährige Steirer drehte schon mit Al Pacino oder Gerard Butler

Hauptrolle im Actionfilm

Jetzt hat er sogar die Hauptrolle in einem neuen Actionfilm. Aber alles noch sehr geheim. Einen Daytime Emmy hat er auch schon gewonnen. Für die Amazon-Prime-Serie "The Bay" in der er im Produktionsteam tätig war.

Und wenn er ganz groß rauskommt, kann er es sich leisten, in den besten Lokalen der Welt zu speisen. Etwa bei Hans Neuner in Portugal. In Österreich kennen ihn wohl eher Feinspitze und Zuschauer von Tim Mälzers TV-Show "Kitchen Impossible". In Portugal gilt der Tiroler hingegen als bester Koch des Landes.

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

Kommentare