Fashion Weeks: Schön schlicht und hässlich chic
In New York, London und Mailand gaben die Designer einen Ausblick, was in der kommenden Frühjahr-/Sommersaison modisch den Ton angibt.
Der nächste Frühling scheint fern, man darf die neuen Frühjahrskollektionen aber auch als Inspiration für den anbrechenden Herbst nützen: jede Menge Woll- und Ledermäntel, Fransen, Federn und viel (Schwarz-)Weiß waren in den vergangenen Wochen auf den Laufstegen der Modemetropolen zu bestaunen. Nach dem Auftakt Anfang September in New York war der Fashion-Reigen nach London und Mailand weitergezogen, wo die Schauen dieses Wochenende zu Ende gingen. Morgen beginnt in Paris – mit Höhepunkten wie Chanel, Loewe und Dior – das Finale der Prêt-à-porter-Schauen.
Gezeigt wurden da wie dort Kreationen für Frühjahr/Sommer des kommenden Jahres. Und da ist, geht es nach Labels wie Armani, Tod’s oder Ralph Lauren, die Farbe Weiß ein großes Thema. Der heuer 90 Jahre alt gewordene Giorgio Armani zeigte bei seiner Emporio-Armani-Show zudem ausschließlich flache Schuhe sowie Damenkrawatten, die über sommerliche Anzüge wie Schmuckstücke oder Schals getragen wurden.
„Power Suits“ im Stil der 90er präsentierten unter anderem Erdem und Jil Sander, auch Michael Kors setzt auf eine Silhouette mit extrabreiter Schulterpartie. Mode mit Augenzwinkern bot der neue Moschino-Kreativdirektor Adrian Appiolaza: Ironische Prints, Taschen und Gürtel in Form von Smileys und Models mit Teekannen in der Hand sorgten in seiner Schau für Schmunzeln.
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Gucci
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Moschino
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Emporio Armani
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Prada
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Max Mara
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Ralph Lauren
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Carolina Herrera
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JW Anderson
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Simone Rocha
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Erdem
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Cavalli
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Jil Sander
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Missoni
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Sportmax
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Tod's
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Tommy Hilfiger
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Fendi
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Richard Quinn
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Sergio Hudson
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Michael Kors
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Prabal Gurung
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Etro
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Badgley Mischka
Ernster ging es bei Miuccia Prada zu, die ihrem Ruf als Pionierin des „Ugly Chic“ Ehre machte. „Wir leben heute in einer Flut von Informationen, die von Algorithmen gesteuert werden“, erklärte die Modemacherin nach der Show. „Diese schlagen allen ihre eigene Version der Gegenwart vor. Im Vordergrund unserer Überlegungen stand nicht die Kritik, sondern der Wunsch, uns mit dieser Idee auseinanderzusetzen und einen Dialog über unseren kulturellen Kontext zu eröffnen.“ Zu futuristischen XL-Sonnenbrillen und Kopfmasken gesellten sich bei Prada dann etwa Mikro-Röcke, dicke Strumpfhosen und Metallic-Elemente.
Für einen Superstarauflauf sorgte auch Gucci-Chefdesigner Sabato de Sarno. Unter anderem die Schauspielerinnen Daisy Edgar-Jones und Dakota Johnson sahen zu, wie seine Models bodenlange Mäntel über Baggy-Jeans, transparente Kleider in Neonfarben, viel Kirschrotes und flache Boots vorführten. Gut möglich also, dass das eine oder andere Teil schon bald auf einem Red Carpet zu sehen sein wird.
Brigitte R. Winkler über "ihre" Fashion Week
Wenn man über 40 Jahre im Modebusiness unterwegs ist, dann weiß man, dass alle Modeschauen - egal ob in New York, London, Mailand oder Paris - mindestens eine halbe Stunde später als auf den Einladungen steht, beginnen. Zur Boss-Show in Mailand wurde man diesmal aufgefordert, pünktlich - wie auf der Einladung geschrieben - um 11:30 Uhr auf seinem Platz zu sitzen! Der Grund: das neue Testimonial von Boss, David Beckham, werde als Stargast pünktlich erscheinen. Offenbar wollte man ihn nicht auf die Show warten lassen. Uns ließ Mister Beckham eine Viertelstunde warten. Genau um 11:45 Uhr ging es los. Mit einem Tennis-Star als erstes Model: Taylor Fritz, der es bei den US-Open ins Finale geschafft hatte. Der Trend in der Männermode bei Boss geht zu lässigeren Anzügen. Weg mit der Krawatte! Einige Models trugen auch Tennisschläger als Accessoires. Kein Wunder, das Boris Becker mit seiner jüngst geehelichten, dritten Frau im Publikum saß.
Männermodels während der Damenmodewoche? Die strikte Trennung gibt es schon lange nicht mehr. Das hat die Modewelt Helmut Lang zu verdanken. Bei der Roberto Cavalli-Show wurde sie jedoch eingehalten. Fausto Puglisi zeigte nur Damenmode. So berührend, als nach dem Ende der Show nicht nur der Designer auf den Laufsteg kam. Sondern davor 7 Modelle des im April verstorbenen Gründer des Modehauses, getragen von ehemaligen Supermodels, darunter Eva Herzigova und Alek Wek. Das ließ sich auch Roberto Cavallis Ehefrau, Eva, die in der ersten Reihe gesessen war, nicht entgehen. Sie sprang auf und zog mit den 7 Models mit. Die Vorarlbergerin hatte Roberto 1977 als Miss Austria bei der Wahl der Miss Universe kennen und lieben gelernt. Auf die Frage, wann sie das letzte Mal in Vorarlberg gewesen sei, antwortete Eva Cavalli backstage: „Ich war heuer in Salzburg auf Kur. Das hat mir so gut getan.“
Am nächsten Tag sorgte „unser“ Arthur Arbesser mit seiner wieder einmal genial präsentierten Kollektion für Begeisterung. Dazu hatte er sich einen kleinen Raum am Ende der Werkstatt eines Malers ausgesucht und dort seine subtilen Outfits installiert. Wunderschön wie immer die Muster. Man verlässt Arthurs Kunstwerke ungern, aber die nächste Show wartet schon. Den Tag beendete sein einstiger Arbeitgeber, Giorgio Armani, mit seiner Emporio Armani Show und einer Party im Anschluss. Wo auch wieder ein Österreicher nicht zu Wort, aber zum Werken kam: „unser“ weltberühmter DJ WOLFRAM. Und was stand dabei auf Wolfram Amadeus T-Shirt? „I love Mister Armani“. Wer nicht?
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