Klein, aber oho: So kostengünstig und nachhaltig sind Tiny Houses

Tiny Houses sind eine Möglichkeit für all jene, die auch auf wenigen Quadratmetern glücklich sein können.

Hier die Küche, rechts daneben der Wohnbereich, links der Schlafraum. Der Esstisch, der fallweise auch als Schreibtisch dient, ist aufklappbar, die gemütliche Eckbank ist zugleich die Couch. Ein großer perfekt eingebauter Schrank fungiert als Raumteiler, zum Bad samt Toilette ist es auch nicht weit. Ebenso ist der Garten vor dem Fenster jederzeit zum Greifen nahe.

Das modulare Baukonzept vom Lagom Haus (Bild: in der Herstellungsphase) erlaubt außen wie innen eine optimale Nutzung

©Lagom Haus

Wie groß muss ein Eigenheim sein, um sich darin wohlzufühlen? Und was ist heute für Singles, Paare und Jungfamilien angesichts der aktuellen Zinspolitik und der gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise noch leistbar? Bessere Kostenkontrolle, Nachhaltigkeit, überschaubare Wohnräume und Reduktion aufs Wesentliche sind erwünscht.

Entsprechend hoch ist die Nachfrage nach sogenannten Tiny Houses. Kompakt geplant und auf die eigenen Bedürfnisse bestmöglich abgestimmt, kann man den verfügbaren Raum perfekt nutzen und hat durch geringere Instandhaltungsarbeiten mehr Zeit für die wichtigen Dinge im Leben, die abseits des Haushalts stattfinden.

 Beim Mikrohaus wird auf bestmögliche räumliche Effizienz geachtet

©Lagom Haus

Ein Tiny House wird meist via Lkw geliefert und ist schnell mithilfe eines Krans aufgestellt. Aber Achtung: Bauvorschriften sind auch hier zu beachten, und eine Baugenehmigung ist vielerorts Voraussetzung. Bei Mikrohäusern auf Rädern bedarf es oft ebenso spezieller Vorkehrungen und Genehmigungen. Jedenfalls sind im Vorfeld Kosten für Planung und Anschlüsse (Kanal, Wasser und Strom) zu bedenken. Nicht zuletzt sollte man diverse Nebenkosten – etwa für die Errichtung eines Fundaments oder für einen Lagerraum für Pellets – im Gesamtbudget berücksichtigen, ebenso die Beschaffenheit des Grundstücks, denn jede Hanglage ist mit Mehrkosten verbunden.

Die  nachhaltig hergestellten Tiny Houses werden per Kran platziert 

©Lagom Haus

Den Trend zum Tiny House bestätigt Theresa Mai, Geschäftsführerin und Mitgründerin von „Wohnwagon“: „Für viele Menschen, die sich ursprünglich ein Einfamilienhaus gewünscht haben und jetzt nicht mehr verwirklichen können, gibt es diese Alternativen“. Für Mai sind Tiny Houses aber mehr als kleine, kostengünstige Häuser. „Es ist auch ein politisches Statement, um zu zeigen, was es für die Zukunft braucht. So verwenden wir leistbare Naturbaustoffe, etwa Schafwolle als Dämmstoff.“

Theresa Mai, Geschäftsführerin von „Wohnwagon“ vor einem solchen. Manche Modelle haben Räder,  sind aber nicht uneingeschränkt mobil.   

©daniel zangerl

Durch ihre tollen Dämmeigenschaften schützt sie vor Kälte und Hitze und sorgt für ein gesundes Raumklima. Generell sollte, so Mai, autarkes Wohnen eine Selbstverständlichkeit werden: „Energie selbst erzeugen, alles aufs Wesentliche reduzieren und dies als Luxus und nicht als Beschränkung zu verstehen. Man sollte wieder Gemeinschaften bilden, um Ressourcen zu teilen und dadurch einen Gegentrend zur Zersiedelung zu schaffen.“

„Almwagon Fanni“ im Countrystyle 

©wohnwagon.at

Qualität, Nachhaltigkeit und Gesundheit stehen auch bei der Lagom Haus GmbH im Fokus. Geschäftsführerin Marion Vötter: „Wir verbringen 80 bis 90 Prozent unserer Lebenszeit in geschlossenen Räumen. Für unseren Wohnbereich sollten wir also nicht nur der Umwelt wegen, sondern auch unserer Gesundheit zuliebe natürliche Materialien wählen.“ Das Lagom-Konzept (von Lagom, schwedisch) sei als Lebenseinstellung zu verstehen – die Kunst mit nicht zu viel, aber nicht zu wenig auszukommen.

Marion Vötter, Geschäftsführerin vom  „Lagom  Haus“:  „Es ist eine Kunst der guten Balance“

©Lagom Haus

„Dabei geht es nicht um Verzicht, sondern um das Mittelmaß, in dem wir uns wohlfühlen“, erklärt Vötter. Zusammen mit ihrem Ehemann und Geschäftspartner, der als Holzbaumeister tätig ist, bietet die Expertin „Modulare Tiny Häuser“ an, die hochwertig aus Massivholz gebaut sind und je nach Bedarf und Lebenssituation von 25 auf bis zu 100 Quadratmeter Wohnfläche erweitert und auch wieder rückgebaut werden können.

Die Idee dahinter: In jungen Jahren, wenn der Platzbedarf noch gering ist und die Finanzen nicht ausreichen, kann man klein starten, als junge Familie den Wohnraum vergrößern und später wieder verkleinern.

 

Raum- und Grafikdesignerin Simone Kamleitner lebte selbst fünf Jahre in einem Mikrohaus im Salzburger Seenland, ehe sie aus ihrer Begeisterung ein berufliches Betätigungsfeld machte. „Ich war davon fasziniert, dass ich trotz meines hohen Anspruchs an das Wohnen auf meinen 30 Quadratmetern alles hatte, was ich zum Glücklichsein brauchte. Es hat sich eine Art Liebe zu meinem Haus entwickelt.“

©Klaus Doppler

Als logische Konsequenz hat sie wenige Jahre später die ME & ME Mikrohäuser auf den Markt gebracht. „Wir erstellen unsere Tiny Houses in Holzriegelbauweise und sind um einen hohen Vorfertigungsgrad bemüht.“ Fertig gebaut wird vor Ort, wobei stets ökologische Dämmstoffe verwendet werden.

Das Domizil von Grafikdesignerin Simone Kamleitner zeigt, wie gemütlich und naturnah es sich in einem Tiny House wohnen lässt 

©Klaus Doppler

Der Weg zum Mikrohaus war bei Mario Schwagerle ein ganz anderer: „Es war eher aus Langeweile“, erzählt der Geschäftsführer der Manilumi GmbH und Riwo House Immobilien in Kärnten. „Als ich mir Anfang 2021 im Ort ein Grundstück gekauft habe und dort Lagercontainer für die Vermietung aufstellen wollte, war die Behörde dagegen, da die Widmung des Grundstücks dafür nicht vorgesehen war.“

Mario Schwagerle, Geschäftsführer von RIWO House, und sein erstes Musterhaus

©Riwo Tiny Haus

Nach weiteren Planungen beschloss Schwagerle, Wohnungen in Containerbauweise zu errichten. „Das Thema hat mich gefesselt, ich habe mich intensiv damit beschäftigt.“ Für sein „Tiny-Haus-Konzept“ erhielt er heuer im September die Bewilligung.

„Im Frühjahr werden wir drei Wohneinheiten zu je 65 m², bestehend aus 21 Modulen, errichten, die zum Verkauf stehen werden.“ Wie alle anderen ist auch der Hersteller der Kärntner Tiny Häuser überzeugt: „Mit diesem Haus hinterlässt man einen kleineren ökologischen Fußabdruck und erhält mehr Freiheit und Verbundenheit mit der Natur.“

Riwo Haus

©Riwo House

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