Salzburg blüht: Retour zu einem Garten Eden

Schritt für Schritt holt Franziskaner Bruder Beda ein Stück Natur in die Stadt Salzburg zurück, das zum Abstellplatz von Baumaschinen geworden war.

Zu jedem Klostergarten gehört auch ein Kräutergarten. Bruder Beda und sein Freund Norbert Kopf, passionierter Gärtner und Fotograf, von dem die Paradiesgarten-Bilder auf diesen Seiten stammen, überlegten, einen in Form einer Kräuterspirale im Hofgarten der Franziskaner zu errichten. Dieser liegt in der Altstadt von Salzburg, nicht weit vom Dom und nahe dem neuen Festspielhaus. In der Tat ist an diesem Ort in Zusammenarbeit der beiden Gartenbegeisterten und einer Anzahl freiwilliger Helfer über zehn Jahre hinweg eine üppige "Chlorophyl-Idylle“ der Spitzenklasse entstanden. Man meint, der Heilige Franziskus hätte an diesem Stück Natur, das den Mitgeschöpfen aus Flora und Fauna einen geradezu perfekten gemeinsamen Lebensraum bot, seine Freude gehabt.

"Wir fuhren zu einem nahe gelegenen See, wo sich hunderte von Maulwurfshügeln über die Landschaft zogen“, erinnert sich Kopf an den ökologisch motivierten Start des Unternehmens, kübelweise sammelten wir die kostbare Erde ein und brachten sie in den Klostergarten. Tags darauf dankte Bruder Beda in der Messe dem lieben Gott für die Maulwürfe, die so gute Erde aus der Tiefe hervorbrachten.“ Durch konsequentes Gärtnern im Einklang mit der Natur, das Bodengesundheit ernst nimmt, zeigte sich im ganzen rund 1.700  großen Garten ein überzeugender Blüh- und Ernteerfolg. "Es ist ein Phänomen“, hält Norbert Kopf in seinem Buch "GartenEden“ fest, „dass auch die Lilien innerhalb der Klostermauern mächtiger als bei mir zu Hause wachsen, obwohl ich ihnen dieselbe Pflege zukommen lasse“. Ab April sprossen die ersten Lilien aus der Erde. Zunächst blühten die kleinen Wildformen, wie die weiß- bis lilafarbenen Türkenbunde. Und im Sommer entwickelte sich ein wahres Lilienfeuerwerk. Ende Juni verliehen die schneeweißen Königslilien mit ihren tiefen, gelben Blütenkelchen dem Garten Anmut. 

Ebenso zauberhaft gediehen die Rosen. Ob das alles am Genius Loci, dem besonderen Standort, liegt oder am grünen Daumen, bleibt offen. Faktum ist, dass die Rosen im Frühling mit einem biologisch verträglichen Mittel gegen Läuse und andere Feinde gespitzt wurden. Von März bis September bekamen sie auch immer wieder Kompost und eine Handvoll Hornspäne. Im Herbst wurden sie angehäufelt und erhielten eine Winterdüngung mit Patentkali  und Holzasche vom Kachelofen. 

Der Franziskaner-Garten in der Salzburger Altstadt (Bild von 1823) diente traditionell dem Meditieren und der Klosterküche

©Salzburg Museum

Vorher: üppiger Lebensraum für Menschen (Pater Bala, Bruder Beda), Tiere und Pflanzen

©Norbert Kopf

Doch im April 2020 war es mit der Idylle vorbei. Im Zuge der groß angelegten Renovierung des Franziskanerklosters wurde der Garten zum Abstellplatz für Baumaschinen, damit fast restlos zerstört und anschließend, einem radikalen Reduktionskonzept folgend, mit Wiesenflächen, durchquert von schnurgeraden Wegen, neu gestaltet. Aus der Bevölkerung kamen Unmutsäußerungen, dass das ein Vorgehen gegen die Natur und somit nicht im Sinn des Ordensgründers Franz von Assisi sei. 

Vorher: Die Mitte des Gartens markierte der Brunnen mit der Weltkugel, von Blüten und Grün gerahmt.

©Norbert Kopf

Heute: Die Lilien kehren zurück

©Norbert Kopf

"Wir bedauern das selbst am meisten,“ sagt Pater Thomas Hrastnik, der Guardian, also Vorsteher des Klosters, "dass alles wieder in Schuss kommt, liegt uns am Herzen. Schritt für Schritt gehen wir strategisch vor.“ Bruder Beda, der Gärtner und zugleich für die Armenbetreuung zuständig, ist dabei, den Traumgarten zurückzuholen, indem er da und dort blühende Inseln oder Bäume in die "Einöde“ setzt – als erste Boten einer neuen wachsenden Fülle. Dann werden sich auch die von ihm betreuten Menschen vom Rande unserer Gesellschaft, die hier warme Suppe und Brot, weitere Lebensmittel und Kleidung bekommen, bald wieder "wie früher“ fühlen. Damals haben manche gerne im Garten mitgeholfen, indem sie, wie der Obdachlose Kurti, selbst Salate anpflanzten, auf deren Ernte sie dann stolz waren.   

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