Kräftige Farben, verspielte Designs: Das sind die neuen Wohntrends
Kreative Beispiele für schöne Räume, private Inseln und nachhaltiges Mobiliar als Anregung für die eigenen vier Wände.
Lieber sachlich natürlich oder grell-bunt und künstlerisch verspielt? Wer sich heute mit dem Thema Wohnen beschäftigt, reist beim Blättern durch Zeitschriften und Interior-Bücher oft durch die kreativsten Wohnzimmer der Welt. Da kann es schon schwer fallen, den eigenen Stil zu finden. Dabei ist es gar nicht so kompliziert, ihn herauszufiltern. In Zeiten der Pandemie ändern sich vor allem unsere Bedürfnisse, die mit dem Wohnen einhergehen. Wir verbringen viel mehr Zeit zu Hause als früher. Die Couch im Wohnzimmer dient dabei zum Arbeiten mit dem Laptop genauso wie zum Sofasurfen bei einem guten Film. Und auch der Küchentisch wird vielleicht öfter als Bürotisch funktionieren müssen, als ursprünglich gedacht.
Neue Verspieltheit & bunte Vielfalt
„Ich träume gerne von einem lebenden, stillen Haus, das sich ständig neu an unser veränderliches Leben anpasst ...“, schrieb der italienische Kult-Designer Gio Ponti 1973. Zeilen, die heute wieder aktuell sind. Egal ob klappbar, faltbar, ausziehbar oder einfach modular, moderne Möbel passen sich unseren jeweiligen Ansprüchen an. Sitzmöbel und Sofas werden zu Betten, Sideboards zum Schreibtisch. Diese „neue Verspieltheit“, nämlich zu Hause neue Spielplätze mit modularen Möbeln einzurichten, schafft individuelle Plätze. Wer seine Gewohnheiten zu Hause kennt, hat den ersten Schritt zur Planung getan. Besonders im Interior-Bereich macht sich eine Kehrtwende zum Wohnen wie in den 1960er-Jahren bemerkbar. Wir bilden wieder private Inseln, wie Lese- oder Spielecken, die den persönlichen Rückzugsort als „glücklichen Raum“ definieren, wie ihn der französische Philosoph Gaston Bachelard 1957 in seiner Poetik des Raumes beschrieb.
Trend Redesign
Weiß man, welche Möbel man wie nutzen will, werden Farben und Materialien dann im zweiten Schritt gewählt. Auch Möbel mit Geschichten gewinnen wieder an Bedeutung. Wer gerne seinen Rückzugsort mit Möbelstücken einrichten will, die Design-Geschichte schrieben, setzt etwa auf Möbelstücke aus Redesign-Kollektionen. Ein großer Trend, der nie endet und jährlich um neue Wohnaccessoires in anderen Farben erweitert wird. Der Wohntrend „bunte Vielfalt“ verbindet Farbe mit künstlerischen Aspekten. Die Möbel von Ray und Charles Eames für Vitra sind dabei genauso begehrt wie Frank Chou’s Signature Armchair aus der Objets-Nomades-Kollektion für Louis Vuitton oder Möbel, die an die Eleganz der Wiener Moderne erinnern, aber allen heutigen Anforderungen entsprechen, wie etwa die Sofakollektion von Luca Nichetto.
„Die Menschen verbringen jetzt viel mehr Zeit zu Hause als früher. Daher entwickeln sie auch ein Gespür für Interior, kaufen Möbel, für die sie eine gewisse Empathie entwickeln und die ihren individuellen Bedürfnissen entsprechen“, so der neue Chefdesigner der Möbelmanufaktur Wittmann. Auch die Verbindung von Mensch und Natur ist in der Pandemie spürbarer geworden. „Ein Plastiksessel kann sogar nachhaltiger sein als einer aus Holz, wenn dieser schlecht designt ist und nach kurzem Gebrauch zerbricht“, so Nichetto. Wichtig für nachhaltigen Konsum sind kurze Transportwege, langlebiges Design, das vererbt werden kann, sowie natürliche Materialien und Zimmerpflanzen. Indoor-Pflanzen sorgen zudem für gute Luft und machen sich hübsch auf Instagram-Postings.
Lassen Sie sich inspirieren von sechs verschiedenen Einrichtungskategorien:
BUNTE KLASSIKER:
Hier dominieren nicht nur kräftige Farben, sondern vor allem viele Sitzgruppen, die alle unterschiedlich genützt werden können. Der brasilianische Architekt Fernando Brando kombinierte in seinem Haus in Shanghai traditionelle China-Motive mit bunten Redesign-Klassikern.
FARBENVIELFALT:
Mit Pop und Humor verwandelte Architektin Teresa Sapey einen alten Palazzo in Palma de Mallorca in ein mediterranes Sommerhaus. Auf dem Cover: Modedesignerin Ágatha Ruiz de la Prada bringt mit Farben und Kunstobjekten Leben in ihr Madrider Penthouse.
Beistelltische Thierry aus Glas von Piero Lissoni für Kartell. Preis auf Anfrage, kartell.com
Signature Armchair von Frank Chou für Louis Vuitton, Kollektion Objets Nomade. Preis auf Anfrage, louisvuitton.com
NEUE VERSPIELTHEIT:
Für ihren Berliner Bungalow auf Stelzen plante Architektin Tanja Lincke ein modules Sofa und ein Regal aus Zebranoholz, das gleichzeitig als Raumteiler und Vitrine fungiert. Die Inneneinrichtung stammt von ihrem Mann, dem Künstler Anselm Reyle. Der Luster hing früher im Palast der Republik
Luca Nichettos modulares Sofa Andes mit Stoffen von Rubelli für Wittmann. Preis auf Anfrage, wittmann.at
Rollcontainer 360° von Konstantin Grcic für Magis. Preis auf Anfrage, magisdesign.com
INDOOR-DSCHUNGEL:
Das Möbel Para Vert für Indoor-Pflanzen wurde als beste Innovation 2021 ausgezeichnet. Der begrünbare Raumteiler ist ab 1.318 € erhältlich
Ein Klassiker von Eames im Redesign, heuer mit grünem Leder. Alu-Chair von Vitra, 2.190 €, vitra.com
In den Servierwagen können Blumentöpfe eingesetzt werden. Von USM Haller, ab 604 €, usm.com
ALPINES WOHNEN:
Wohngefühl wie im Chalet: dabei kommen Naturmaterialien wie Leder, Holz, Wolle und Fell zum Einsatz. Das moderne Feeling, mit spacigen Wandmodulen aus Holz gestaltete Interior-Designerin Ushi Tamborriello für die Residenza Piz Staz im Engadin
Tischlampe Caribou mit Schwemmholzsockel von Loberon, 59,95 €, loberon.at
NEUE SACHLICHKEIT:
Schlicht, maßgeschneidert und mit viel handverarbeitetem Holz gestalteten die Designer Ariel Ashe und Reinaldo Leandro in New York City ein Duplex mit acht Zimmern
Auch dieser Tea-Trolley von Alvar Aalto für Artek ist ein Klassiker. 2.560 €, artek.fi
Die Textilien von Casalis sind aus edler Merino-Wolle, das Muster ist vom Bauhaus inspiriert. Pouf Velden, Preis auf Anfrage, casalis.be
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