X-Faktor: Mit mathematischer Formel zur persönlichen Traumküche

Die perfekte Küche muss vieles bieten: smarte Funktionalität, viel Stauraum und praktische Wohnlichkeit. Die wichtigsten Trends.

Die Küche gewinnt immer mehr an Bedeutung – sie ist Lebensmittelpunkt, Wohnraum, Home-Office. Ein Ort, an dem man kommuniziert, kocht, feiert und sich gerne aufhält. Individuelle Planung, Langlebigkeit, Qualität und durchdachtes Design sind dabei ebenso wichtig, wie Individualität: Die Traumküche sieht für jeden anders aus.

Anna Steffl, Küchenpassion

©Felix Büchele, Felixfoto

Mit mehr als dreißig Jahren Erfahrung in der Küchenplanung, versteht Anna Steffl von Küchenpassion, worauf es immer ankommt: „In erster Linie ist die Küche eine Werkstätte. Sie sollte deshalb praktisch sein. Darauf lege ich großen Wert. Aber genauso wichtig ist die Optik: Nur ein stimmiges Gesamtbild erzeugt auch den nötigen Wohlfühlcharakter.“ Farben und Oberflächen sind dabei Geschmackssache. Durch innovative Lösungen gibt es die gewünschte Optik inzwischen für (fast) jedes Budget.

©PeterSchumacher

Planungsgeschick gefragt. „Nach oben hin gibt es bekanntlich kaum Grenzen. Zu jedem teuren Produkt gibt es meist eine günstigere Alternative.“ so Steffl. Interessant sind vor allem die technischen Innovationen, die Küchen heute so multifunktional machen. Steffl: „Pflegeleichte Oberflächen sorgen für weniger Putzaufwand, smarte Geräte vereinfachen das Arbeiten. Toll sind auch z. B. Tandemschränke, die den Platz maximal ausnützen.“

Deshalb sind es auch die kleinen Räume, die Anna Steffl besonders gerne ausstattet: „Ich mag die Herausforderung. Eine gute Küchenplanung ist wie eine mathematische Gleichung. Mein „x“ ist die praktische Wohlfühlküche. Der Weg dorthin ist nicht immer einfach, aber alles andere ist keine Option.“ Im Trend liegen minimalistische Küchen, die meist ohne Griffe auskommen oder überhaupt hinter großflächigen Platten versteckt werden. Dank technischer Innovationen sind unzählige Gestaltungen möglich. Von realistischer Stein- und Holzoptik bis hin zu echtem Naturmaterial. Wir haben die wichtigsten Trends zusammengefasst.

Persönlichkeit und Ordnung

©Plum Living

Oberstes Ziel bei Küchenplanungen ist, ein Maximum an Komfort zu schaffen.  „Der zweite Gang des Tages führt in die Küche. Deshalb sollte man dabei das Gefühl haben: Hier kann ich gut starten“, verrät Anna Steffl ihr Geheimrezept für die perfekte Küche. Deshalb darf gerade dieser Raum mit Farbe spielen und dadurch Persönlichkeit erzeugen. Gerade von der Natur inspirierte Farbtöne sind im Trend, etwa zartes Grün oder rostiges Rot, die an Beeren, Herbstlaub  und Wälder erinnern.    

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„Das sind zeitlose Farben, an denen man sich nicht sattsieht“, so die Expertin. Generell gilt aber auch hier: „Erlaubt ist, was gefällt. Wichtig ist nur ein harmonisches Gesamtbild und in einer Farbfamilie zu bleiben bei den unterschiedlichen Materialien.“  Auch Ordnung schafft den nötigen Wohlfühlcharakter: Intelligente Lösungen für Schubladen und  Kästen erleichtern das Aufräumen. Tandemkästen nutzen Platz optimal aus. 

©Westwing

Interessante Optik

©Fiandre

 

Waren in den letzten Jahren glänzende Oberflächen angesagt, so sieht man nun verstärkt matte Oberflächen und gebürsteten Edelstahl.  Innovativ: matte Oberflächen mit Antifingerprint (z. B. Fenix).

Mit Marmor bzw. Marmoroptik sieht jede Küche hochwertig aus. Da das Naturmaterial relativ empfindlich (und auch kostspielig) ist, empfehlen sich für die Küche Alternativen wie Quarzstein oder Keramik in Marmoroptik (z. B. von Fiandre).  Diese Keramikfliesen sind in unzähligen Farbvarianten, in matt und glänzend erhältlich und können sowohl als Platte, Wandverkleidung, Boden oder am Möbelstück selbst verwendet werden.

 

©PeterSchumacher

Absolut im Trend sind auch Rillenstrukturen oder Lamellenoptik. Diese geben der Küche elegante Höhe. Unterschiedlich breite Stäbe aus verschiedenen Holzarten sorgen für eine warme, dreidimensionale Struktur. Prinzipiell eignen sich viele Holzarten für die Rillenstruktur, aktuell sind Eiche und Nussbaum angesagt.  
 

Die Küche als Wohnraum

©Stefano Gabriotti

„Die Küche sollte ein Ort des Wohlfühlens sein. Wir verstehen sie als zusätzlichen Wohnraum, wo die Grenzen zwischen Arbeiten, Leben und Genießen verschwimmen“, erklärt Dario Presotto, Präsident des italienischen Küchenherstellers Modulnova. Deshalb werden hier die Arbeitsbereiche hinter luxuriösen Fassaden versteckt.  Hinter großflächigen Türen jeder Preisklasse kommen smarte Systeme zum Vorschein.  

©Modulnova

In die Lieblingsküche wird dementsprechend viel investiert – im Vergleich mehr als in jeden anderen Wohnraum – daher wünschen sich die Nutzer auch ihre ganz persönliche, individuelle Küche. „Eine Küche muss die Person, die darin arbeitet, widerspiegeln und in jeder Lebenslage unterstützen und das am besten so lange es geht“, ist etwa Mirjam Luketic, Küchenarchitektin bei Eskole, überzeugt.   

 

Smarte Geräte 

Großzügige Flächeninduktions-Kochzonen für große Töpfe, kombiniert  mit  Kochfeldabzug in Form einer  Einströmdüse mit Filter (Bora X Pure)
 

©Bora Pure X

Die neuen Modelle der Küchengerätehersteller bieten einige neue Funktionen. 
So sind neue Kühlschrankmodelle bei  Liebherr mit dem Wasserspender „Infinity Spring“  ausgestattet. Vorteil: Man muss keine Wasserflaschen mehr schleppen und im Kühlschrank lagern und gewinnt so Stauraum. Mittels Filter und Tank können Sie etwa einen Liter kalt zapfen, ein  Festwasseranschluss ist Voraussetzung. Das gilt auch für den Liebherr  Ice Maker, der Eiswürfel produziert.

Kühlschrank von Liebherr mit eingebautem Wasserspender 
 

©Liebherr

Der Dunstabzug über dem Kochfeld war einmal.  Die neuen Modelle verschiedener Anbieter  (zum Beispiel Bora) sind in das Kochfeld  integriert und  verfügen eine Einströmdüse, sodass sich Küchengerüche gar nicht erst ausbreiten können.

Im Micro Garden von Hailo kann man Keimpflanzen ernten 

©Hailo

Das Backrohr unter dem Herd ist selbstreinigend, zum Beispiel  das Modell HydroClean von Miele. Neff wiederum bietet Slide and Hide Modelle an, bei denen die Backofentüre vollständig in einem Fach unter dem Backofen verschwindet – und so für mehr Platz in der Küche sorgt.  Geschirrspüler sind besonders sparsam, manche Modelle verfügen über  personalisierte Zeitsteuerung, gleichzeitig kann man ablesen, wie ökologisch der Waschvorgang  war.

Zusätzliche Funktionen werden in Laden ausgelagert. Wie der  Micro Garden von Hailo Einbautechnik, der automatisiert belichtet und belüftet wird, sodass man das ganze Jahr über Keimpflanzen  ernten kann. Ein anderes Modell ist die Wärmeschublade von Gaggenau zum Sanftgaren, Auftauen und  Warmhalten von Speisen und Geschirr.

 

Neue Funktionalität

©Eskole

 

Nicht nur die Küche per se ist multifunktional, auch Geräte und Armaturen erfüllen unterschiedliche Aufgaben – wie etwa der Wasserhahn, der Wasser filtert, Wasser für Tee kocht oder aufsprudelt. Metallic-Effekte auf Griffen und Oberflächen setzen außerdem Akzente auf purem Design. Spülbecken und Armaturen überraschen in Gold, Kupfer, einem warmen Rosé-Gold oder gebürstetem Mattschwarz. Sie verleihen der Küche Eleganz und Luxus.

 

Das Infinity Cover der Waterbase macht das Spülbecken unsichtbar und sorgt für eine geschlossene Oberfläche und einheitliche Ästhetik 

©Solitaire Waterbase

Auch das Spülbecken selbst wird immer ästethischer und smarter: Die Solitaire Waterbase von BSH etwa sieht nicht mal mehr wie eine Spüle aus und bietet vielseitige Möglichkeiten der Wasserzubereitung. Die Armatur ist mit Hydronic Select ausgestattet und ermöglicht je nach Variante bis zu sechs verschiedene Angebote. 

Nicole Zametter

Über Nicole Zametter

Schreibt über Architektur, Immobilien, Wohnen & Design und besucht gerne Menschen in ihrem Zuhause, um Homestories zu machen. Mit Trendgespür und einem ausgeprägten Sinn für Ästhetik ist die Tirolerin auch im Alltag immer auf der Suche nach Geschichten und Themen.