Viel Glas und noch mehr Glitzer: Der Vintageladen von Katharina Husslein

In der Josefstädter Straße betreibt Katharina Husslein im einstigen Antiquitätengeschäft von Susie Haneke ein Vintage-Geschäft voll schöner Dinge

Susie Haneke sei, nun ja, rigoros gewesen. 1979 hat sie ihr Antiquitätengeschäft in der Josefstädter Straße eröffnet, da wollte sie mehr als 40 Jahre später auf Nummer gehen, was die Nachfolge betrifft. Irgendwem, erzählt Katharina Husslein, habe sie ihr Geschäft nicht geben wollen, Katharina Husslein schon.

„Ein eigenes Geschäft zu haben, war immer mein Lebenstraum“, sagt Husslein. Aber wie das so ist mit Träumen, weiß man oft nicht, ob man sie tatsächlich verwirklichen will und kann und was danach ist, wenn man keinen Traum mehr hat.

Im Lockdown vor einem Jahr hat Husslein, studierte Kunsthistorikerin, begonnen, einige ihrer Stücke zu fotografieren, auf Instagram zu posten und zu verkaufen. Ein Paar Vintage-Ohrringe aus den 1950er-Jahren, zwei Art-Déco-Mokkalöffel, eine Halskette aus den 1940er-Jahren. „Peu à peu“ hat sich das Geschäft entwickelt, sagt Husslein.

Aber so gut, dass Husslein das mit dem Traumverwirklichen probieren wollte. Eine Freundin hatte sie angerufen und erzählte ihr von Susie Haneke, die einen Schlussverkauf mache und jemanden für die Nachfolge suche. Also rief Husslein Haneke an, man redete und kam überein. Zu Ostern sagte Husslein zu, renovierte dann noch ein wenig und eröffnete Anfang Juli ihr eigenes Geschäft.

©Kurier/Gilbert Novy

Sherry und Shaker

Das war vor einem Jahr.

Mittlerweile hat sich das Geschäft etabliert. Ramsch und Trödel bekommt man bei Katharina Husslein nicht, dafür alles, was man nicht unbedingt braucht, aber unglaublich schön ist. Digestif-Gläser mit irisierender Schicht von Josef Hofmann zum Beispiel. Oder hochstielige Eisbecher aus den 1950er-Jahren. Oder eine versilberte Zitronenpresse aus den 1920er-Jahren. Oder einen Zuckerlöffel in Muschelform, ebenfalls aus den 1920er-Jahren.

Außerdem: Champagner- und Sherry-Gläser, Cocktail-Shaker, Bowle-Schüsseln und Champagner-Schalen.

©Kurier/Gilbert Novy

„Ich hatte immer eine Affinität zu schönen Dingen. Ich bin damit aufgewachsen“, sagt Husslein, Tochter der Kunsthistorikerin und Managerin Agnes Husslein-Arco und des Gynäkologen Peter Husslein. Zu Hause seien die schönen Dinge in den Alltag integriert worden.

Um Tischkultur allein geht es Husslein nicht. „Ich mag Material“, sagt sie. Sie mag es, ein Glas in der Hand zu halten und zu fühlen – ob das Glas dünn- oder dickwandig ist.

Husslein mag aber auch das Spiel mit den Formen. Abgesehen von schönen Deko-Artikeln gibt es in ihrem Geschäft deshalb auch: Schmuck. Und vor allem amerikanischen Modeschmuck aus den 1960er-Jahren. Opulent – mit schwülstigen Blüten, riesigen (Strass)Steinen und in knalligen Farben. „Alles ist ein bisschen zu groß, ein bisschen zu bunt, fast kitschig“, sagt sie.

Ihren Schmuck, den müsse man mit einem „Augenzwinkern“ tragen. Die Earclimber (Ohrclips, die entlang des Ohres liegen, Anm.) mit den großen, blauen Blüten verkauft Husslein aber nur, wenn „der Preis auch stimmt “ – so gut gefallen sie ihr.

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Experimentierfläche

Jetzt, nach einem Jahr, soll Hussleins Geschäft mehr und mehr zu einer Experimentierfläche werden. Künstlerinnen und Künstler sollen hier ausstellen, „Dinge in einen anderen Kontext setzen“ können; aktuell zieren etwa die Eisheiligen von Künstlerin Nives Wildauer die Auslage. Mit dem Josefstädter Künstler Alex Schattovich lässt Husslein aus Vintage-Seidenpapier aus den 1920er-Jahre Verpackungen für ihre Schmuckstücke fertigen.

Ihren Traum während einer Pandemie zu verwirklichen, sei „ein bisschen zäh“ gewesen, sagt Katharina Husslein. „Aber jetzt, jetzt wird’s.“

Julia Schrenk

Über Julia Schrenk

Waldviertlerin in Wien. Seit April 2011 in der KURIER Chronik. Immer interessiert an spannenden Geschichten aus und über Wien.

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