Zanotta mit der Neuauflage seines Sessels (rechts) aus 1966

Sixties bis Palisander-Eleganz: Highlights der Mailänder Möbelmesse

In Mailand ging die wichtigste Möbelmesse der Welt über die Bühne. Interieur-Experten fassen die beherrschenden Trends zusammen – die unterschiedlicher nicht sein könnten

Es ist das Mekka für Interieur-Fans: Der Salone del Mobile in Mailand. Die bedeutendste Möbelmesse der Welt konnte statt im April nun endlich im Juni stattfinden und zog Tausende Besucher an. So wie die österreichischen Innenarchitekten Nina und Gerhard Sachs, die gemeinsam mit dem KURIER die Trends aus den neuen Kollektionen der mehr als 2.000 Aussteller zusammenfassen.

Farbenfrohe Retro-Stücke

Zum einem regieren derzeit die bunten Sechziger- und Siebzigerjahre das Interieur Design. Hier sind skandinavische Marken stark vertreten. Gleichförmige Muster, intensive Farben und wild-gewagte Kreationen sind gefragt.

Zanotta legte beispielsweise einen Entwurf aus 1966 von Liisi Beckham neu auf (siehe Titelbild). Auf den wellenförmigen Sesseln (Karelia) in Grasgrün und Magenta sitzt man nun aber auf einer durchlässigen Stoffpolsterung anstatt auf Vinyl.

Fratelli Boffi

©Boffi

Gediegene Eleganz

Den starken Gegensatz zu den farbigen Spaß-Möbeln bilden elegante und extrem hochwertig verarbeitete Kollektionen aus Holz und Naturstein.

Luxusmarken wie Rimadesio zeigen perfekt gearbeitete Stücke aus Metall, Holz und Glas und wollen sich mit dunkler und zurückhaltender Eleganz ganz bewusst von günstigen Entwürfen der Diskonter unterscheiden, die den Möbel-Markt seit einigen Jahren fluten.

Rimadesio

©Rimadesio

Neue Möbel von Armani. Das Edelholz Palisander ist im Kommen

©Armani Interior

Lampen wie Skulpturen von Lee Broom

©Lee broom

Viele Kooperationen

Sich gegenseitig zu pushen und für Aufmerksamkeit zu sorgen, gelingt derzeit nicht nur in der Mode mit prestigeträchtigen Kooperationen. In Mailand hat sich Dior mit dem legendären Designer Philippe Starck für eine Sesselkollektion „gepaart“ und Kristallriese Swarovski mit Porzellan-Urgestein Rosenthal für farbenfrohes Geschirr gesorgt, das auf der Messe begeisterte. Ähnlich interessiert wurde Alessis Kooperation mit dem verstorbenen Designer Virgil Abloh aufgenommen.

Gemeinsame Sache: Das bonbonfarbende Prozellan von Swarovski und Rosenthal. Ab 27. Juni erhältlich.

©Swarovski

Mehr Gartenmöbel

Möbelmarken konzentrieren sich immer stärker auf den Outdoorbereich, um neue Märkte zu erobern. Ziemlich bunt wird der Garten, wenn es nach Paola Lenti geht. Seit Jahren sorgt das italienische Label für gefeierte Außen-Kollektionen. Heuer vorzugsweise in Rosa und Grün.

Paola Lenti

©Paola Lenti

Wer auf mehr Naturfarben und viel Holz setzt, ist bei Gloster richtig. Für die exklusiven Terrassen-Sofas muss man tief in die Tasche greifen – ab 3.500 Euro gibt es Zweisitzer.

Neue Materialien

Neben neuen Designs werden auch die Materialien der Entwürfe für die Endverbraucher wichtiger. Viele Firmen zeigten in Mailand ihre Versuche, nachhaltiger zu produzieren. Von der Messe selbst gab es zusätzliche Mindestrichtlinien. Neben Natursteinen präsentierte etwa Laminam recycelte und wiederverwertbare Keramikplatten.

Das Label Natuzzi (neue Entwürfe wurden im Shop gezeigt) hat sich Terra-Poufs von dem Kunstdesigner Marcantonio entwerfen lassen – der Stoff wird aus Mais hergestellt und hat eine weiche Leder-Haptik.

Terra-Pouf aus Mais von Natuzzi

©Natuzzi
Christina Michlits

Über Christina Michlits

Hat Theater-, Film- und Medienwissenschaften studiert. Nach Kennenlernen des Redaktionsalltags bei Profil und IQ Style, ging es unter anderem zu Volume und dem BKF. Seit 2010 bei KURIER für die Ressorts Lebensart und Freizeit tätig. Schwerpunkte: Mode, Design und Lifestyle-Trends.

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