Nicht alle Balkonpflanzen sind winterhart wie Erika
Balkonpflanzen überleben die Eiszeit im Stiegenhaus. Was noch zu beachten ist...
von Hedwig Derka
Das natürliche Ablaufdatum ist beinahe erreicht, mancherorts ist es bereits überschritten: Ab 5 Grad Celsius wird es Balkonpflanzen zu kalt im Freien. Zuerst zerstören die niedrigen Temperaturen das wasserreiche Gewebe der Blätter und Triebe, dann trifft es die verholzten Teile, zuletzt das Wurzelwerk. In der Regel ist nach dem ersten Frost nichts mehr zu retten.
„Pflanzen im Kisterl sind – so brutal das klingt – im Grunde Einweg-Konsumgüter“, sagt Andreas Fellner von der HBLFA für Gartenbau Schönbrunn. Ob Fleißiges Lieschen oder Schwarzäugige Susanne – einjähriges Grünzeug bzw. Importware aus wärmeren Gefilden hat hierzulande keine längere Überlebenschance. Dabei „kann man grundsätzlich sehr viel überwintern“, sagt der Zierpflanzen-Experte.
Das Stiegenhaus eignet sich als Zwischenlager. Garagen oder Keller dagegen kommen wegen Lichtmangels nicht in Frage. Auch die Temperatur am neuen Standort muss passen. Fuchsie (verträgt 3C bis 8C), Bougainville (verlangt mehr als 8C), Hibiskus (schätzt mindestens 14C) u. a. sind wärmeliebend, sie kommen nur indoor über die Eiszeit. Agave, Oleander und Olivenbaum wiederum sind robuster, den Kalthauspflanzen reicht eine frostfreie Umgebung.
„Bevor man die Töpfe ins Winterquartier holt, muss man sie auf Schädlinge untersuchen“, rät Marianne Ganger von der gleichnamigen Gärtnerei in Wien Donaustadt. Krankheiten gehören behandelt, die Plage breitet sich sonst im Warmen rasch aus. Alternativ werden die Patienten sofort entsorgt.
Dämmstoff
„Jute ist eher etwas für Kübel auf Terrassen. Durchsichtige Noppenfolie hält die Wärme extrem gut“, nennt Bundesgärtner Fellner zwei Dämmstoffe. Vorsicht ist mit dem luftgefüllten Schutz trotzdem geboten. Die Sonne heizt das Plastikhäuschen rasch auf, schwitzt die Pflanze, kann sie überhitzen. Gartenvlies liegt vom Isolierwert zwischen der umweltfreundlichen Jute und der Kunststoff-Lösung.
„Wichtig ist, dass man Pflanzen vor dem Einwintern zurückschneidet“, sagt Gärtnerei-Chefin Ganger. Zum einen braucht das Gewächs weniger Energie während der Winterruhe; gegossen wird äußerst sparsam, gedüngt keinesfalls. Zum anderen benötigt der reduzierte Umfang weniger Platz.
„Die Frage ist, ob sich der Aufwand lohnt. Rare Züchtungen, die im nächsten Jahr nicht mehr zu bekommen sind, oder toll zusammengestellte Kisterl wird man weiter pflegen“, sagt Fellner. Er empfiehlt, noch schnell die Samen von Tagetes, Ringelblume & Co. zu sammeln, zu trocknen und im Papiersackerl für die Saison 2022 aufzubewahren. „Man soll alles ausprobieren, so geht Gärtnern, das macht Spaß.“
Wer nicht bis zum Frühling warten will, setzt Erika in Moorbeeterde oder Stiefmütterchen aus. Die Winterharten bleiben rund ums Jahr frisch.
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