Taylor Swift als Studienfach? An dieser Universität ist das möglich

Eine belgische Hochschule startet einen neuen Literaturkurs. Inhalte dieser Lehreinheit sollen die Texte der US-Musikerin Taylor Swift sein.

Die Universität Gent in Belgien startet einen neuen Literaturkurs. Was zunächst nicht sonderlich ungewöhnlich klingt, wird spannend, sobald man erfährt, welche Inhalte dieser Kurs behandeln soll. Denn statt Werke von Schiller und Goethe werden die Texte der US-Musikerin Taylor Swift behandelt. "Literature: Taylor’s Version“ so der Name des Seminars, der eine Anspielung auf die neu aufgenommenen Albumtitel der Künstlerin ist. Geführt wird die Einheit von Assistenzprofessorin Elly McCausland.

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McCausland ist die Autorin des Blogs "Swifterature“, der die Themen, Bilder und den Sprachgebrauch des Popstars mit Schriftstellern wie Sylvia Plath, Charles Dickens und William Shakespeare vergleicht. Die Analyse von Swifts Werken soll schließlich dafür genutzt werden, um sich mit der Literatur "vom Mittelalter bis zum viktorianischen Zeitalter“ auseinanderzusetzen. "Swift ist in ihrem Songwriting äußerst produktiv und autobiografisch und spielt in ihrer Musik häufig auf kanonische literarische Texte an“, heißt es im Lehrplan.

"Wir werden Swifts Arbeit als Ausgangspunkt nutzen und uns unter anderem mit literarischem Feminismus, Ökokritik, Fanstudien und Tropen wie dem Antihelden befassen. Swifts anhaltende Popularität ist zumindest teilweise auf den stark intertextuellen Aspekt ihrer Arbeit zurückzuführen, und dieser Kurs wird tiefer in die Erforschung ihrer literarischen Wurzeln eintauchen.“ Laut Lehrplan dürfe sich jeder für den Kurs registrieren – auch all jene, die sich nicht als Fans von Taylor Swift sehen. "Der Zweck des Kurses besteht darin, kritisch über Swift als Künstlerin und Autorin nachzudenken und die Popularität ihrer Musik als ‚Einstieg‘ in ein Literaturkorpus zu nutzen, das ihre Arbeit möglicherweise geprägt hat“, heißt es weiter.

McCausland machte sowohl ihren Bachelor- als auch Masterabschluss in englischer Literatur und mittelalterlicher englischer Literatur an der Universität Oxford und promovierte außerdem an der University of York im Vereinigten Königreich. Gegenüber CNN sagte sie, dass sie sich schon eine ganze Weile mit Taylor Swifts Songwriting auseinandersetzt. Allerdings kristallisierte sich das Ganze erst mit der Veröffentlichung von Swifts Album "Midnights“ richtig heraus.

„Da gibt es ein Lied mit dem Titel ‚The Great War‘, das den Ersten Weltkrieg als Analogie für Herzschmerz verwendet … Das ließ mich an Sylvia Plaths Gedicht ‚Daddy‘ denken, in dem sie den Holocaust nutzt, um über ihre problematische Beziehung zu ihr zu sprechen Vater“, erklärte McCausland. "Diese Aneignung von historischem Schmerz und Krieg als Metapher (für Liebe und Verlust) – ich begann über andere literarische Parallelen nachzudenken und daraus entstand der Kurs.“

Studierende, die diesen Kurs belegen, werden anhand eines Reflexionsberichts, der in Liedform vorgetragen werden kann, sowie eines Aufsatzes mit 4.000 Wörtern bewertet. Obwohl es sich vermutlich um den ersten Kurs dieser Art in Europa handelt, werden Swifts poetische Refrains bereits an anderen Colleges in den Vereinigten Staaten gelehrt. So bietet etwa die New York University spezielle Kurse an, die lyrische Entwicklung der Musikerin untersuchen.

Zudem ist Taylor Swift nicht der erste Superstar, dessen Arbeit akademische Aufmerksamkeit erhält. Im Jahr 2016 startete beispielsweise die University of Texas einen Englisch-Literaturkurs, der sich mit Beyoncés Album "Lemonade“ und seiner Beziehung zum schwarzen Feminismus befasste. Im folgenden Jahr begann dann die Universität Kopenhagen mit dem Kursangebot "Beyoncé, Gender and Race“.

Über Janet Teplik

Digital Producer bei freizeit.at. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte zog die gebürtige Deutsche nach Wien und studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Zuletzt war sie stellvertretende Chefredakteurin bei der MG Mediengruppe.

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