Subway Shirts: Wie ein kontroverser TikTok-Trend auf sexuelle Belästigung aufmerksam macht

Aufdringliche Blicke, körperliche Übergriffe oder belästigende Sprüche im Sommer kennen wohl einige Frauen. Ein neuer TikTok-Trend zeigt nun die traurige Lebensrealität.

Auf der chinesischen Videoplattform TikTok geht gerade ein neuer Trend viral. Diesmal ist es aber nicht der ultimative Schmink-Lifehack oder ein Rezept eines beliebten Prominenten. Hinter dem neuen Trend steckt etwas viel Bedeutsameres. Dabei geht es nämlich um die traurige Lebensrealität von Frauen im Sommer. Kurze Shorts, Röcke oder Kleider bleiben nicht selten von Männern unkommentiert. Doch das wollen sich diese Frauen nicht mehr gefallen lassen und tragen sogenannte Subway Shirts. Wie Frauen auf sexuelle Belästigung aufmerksam machen.

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Die sogenannten Subway Shirts, was einfach übergroße Shirts sind, sollen die darunter liegende Kleidung sowie den Körper verhüllen und so dafür sorgen, dass man sicher und ohne jegliche Form von Belästigung aus dem Haus gehen kann  mit besonderem Augenmerk auf die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Doch genau das hat eine Kontroverse ausgelöst. Kritiker geben zu bedenken, dass es von den Tätern ablenke, die so ungestört ihren Sexismus und ihre Dominanz weiter ausleben können. Es wird wieder der Frau überlassen, sich zu schützen, statt diejenigen zu tadeln, die das wahre Problem darstellen. Frei nach dem Motto "Boys will be boys“ (zu dt. Jungs sind eben Jungs) wird der Alltagssexismus von den meisten Menschen einfach akzeptiert. Im schlimmsten Fall wird sogar der Frau die Täterrolle zugeschrieben, weil sie ja mit ihren Reizen "provozieren“ würde.

Die Wahrheit ist doch, auch wenn die Subway Shirts eine Möglichkeit sind, die traurige Lebensrealität von Frauen aufzuzeigen und Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken, so bedeutet das nicht, dass Frauen auch  wirklich durch weite Kleidung geschützter sind. Die meisten Vergewaltigungsopfer tragen nämlich keine "sexy“ Kleidung, sondern ganz normales Alltagsgewand. Möglicherweise nehmen Bemerkungen zur Kürze der Röcke oder Kleider ab, aber auch ein extra großes T-Shirt befreit Frauen nicht davon, als Sexobjekt betrachtet zu werden. Das Problem ist ein strukturelles, das sich tiefverwurzelt in unserer Gesellschaft hält. 

Deswegen gilt für Männer: Hinterfragt euer Verhalten. Kommentiert nicht ungefragt das Aussehen oder die Kleidung von Frauen, haltet etwas Abstand, damit kein falscher Eindruck entstehen kann. Dann müssen sich Frauen vielleicht nicht immer wieder neue Ideen einfallen lassen, um sich vor verbalen und körperlichen Übergriffen zu schützen. 

Über Janet Teplik

Digital Producer bei freizeit.at. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte zog die gebürtige Deutsche nach Wien und studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Zuletzt war sie stellvertretende Chefredakteurin bei der MG Mediengruppe.

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