Legging Legs: Ein alter Trend im neuen Gewand

von Theresa Eder 

Keine Falten im Gesicht, große pralle Lippen, eine schmale Taille, und vieles mehr. Das alles sind – zum Teil unrealistische - Schönheitsideale, die uns in Zeiten von den Sozialen Medien begleiten. Doch all diese Trends sind scheinbar nicht genug. Vor einigen Wochen setzte das Internet noch einen drauf: jetzt boomen die Legging Legs. 

Halt – da ist ein Spalt! 

Bei sogenannten Legging Legs geht es um möglichst schlanke Beine, die in einer Leggings zur Schau gestellt werden. Wichtig hierbei ist, dass sich ein Spalt zwischen den Oberschenkel abzeichnet. Ist das nicht so, zeigt die hautenge Hose, unter der sich natürlich jedes Gramm Fett abzeichnet, kein Erbarmen. 

Klingelt etwas? Der Trend ist nämlich nicht fremd. Vor etwa genau zehn Jahren war er ebenfalls weit verbreitet. Nur unter dem Namen „Thigh gap“. Um diese Lücke zwischen den Beinen zu haben, wurde viel gehungert. 

Klingt nicht nur gefährlich, ist auch so

Natürlich ist es ok, ein paar Kilo loswerden zu wollen. Gerade zum neuen Jahr hält man sich noch sehr motiviert an seine Vorsätze. Das ist auch völlig legitim und auch absolut nicht verwerflich. 

Problematisch wird es nur, wenn es krankhaft wird. Jede Portion, die man isst, wird abgewogen und den eigenen Körper schleppt man zwei bis dreimal täglich zur Körperwaage. Dazwischen rennt man ins Fitnessstudio, um so rasch wie möglich „überschüssige“ Kalorien zu verbrennen. Spaß hat man jedoch keinen dabei. 

Das Wahrheit ist, dass kein Training jemals einen Thigh Gap verschaffen wird. Die Hüftbreite bestimmt nämlich ganz allein, wie weit die Beine voneinander entfernt sind. Der Knochenbau kann demnach nicht einfach mithilfe von Training verändert werden. 

Was soll das genau bringen? 

Jetzt mal Hand aufs Herz: welchen Mehrwert hat der Trend der Oberschenkellücke denn eigentlich? Würde man sich so viel wohler fühlen, hätte man diesen Spalt zwischen den Beinen. Die Antwort ist Nein. Nicht nur psychisch, sondern vor allem die körperliche Gesundheit betreffend würde man sich nicht besser fühlen. 

Der Gedanke „Die hat einen Thigh Gap und ist sehr schlank – die muss demnach sehr gesund leben“, trifft nämlich ganz und gar nicht zu. Der Körper speichert nämlich nicht um sonst Fett an bestimmten Stellen, wie eben dem Bauch, den Oberschenkeln oder dem unteren Rücken! Dieses gespeicherte Fett dient oftmals nämlich als Schutz für darunterliegende Organe oder auch einfach als Notreserve, bei Krankheiten und Co. 

Es geht auch ohne 

Statt sich also krankhaft runterzuhungern und jede freie Minute ins Fitnessstudio zu rennen, würde man der eigenen Gesundheit – sowohl psychisch als auch physisch – entgegenkommen, wenn man diesen Trend einfach mal auslässt und auf die Bedürfnisse des eigenen Körpers hört. 

So vermeidet man nicht nur die Gefahr an einer Essstörung zu erkranken, sondern spart sich auch ganz beiläufig unnötige Anfahrtszeit zum Fitnessstudio, in dem man sowieso keinen Spaß hat. 

Schluss mit lustig 

Nachdem sich tausende von Nutzern – darunter auch Therapeuten und Influencer – gegen den „Trend“ ausgesprochen haben, reagiert TikTok. Der Hashtag #legginglegs wurde mittlerweile von der Plattform blockiert. Auch Videos, die die Lücke zwischen den Beinen anpreisen, wurden von der Plattform genommen. Mittlerweile kommen jedoch wieder neue Beiträge zu dem Thema auf. Diese sind jedoch überwiegend positiv und raten von einem Thigh Gap ab. Die Menschheit scheint also doch noch zur Vernunft gekommen zu sein. 

Zusätzlich zu den Maßnahmen, versucht der Streamingriese nachhaltig Hilfe anzubieten. Sucht man also nach „Legging Legs“, so erscheinen keine Videos, sondern ein Pop-up mit Informationen zum Thema Essstörung und Beratungsstellen, an die man sich wenden kann.