Hispanic businesswoman carrying cardboard box in office - Stock-Fotografie

Phänomen "Great Resignation“: Darum kündigen so viele junge Menschen ihre Jobs

Der Begriff Great Resignation ist seit der Pandemie populär geworden. Was hinter dem Phänomen steckt und warum es keine revolutionärer Akt ist.

Die Wahrnehmung der beruflichen Tätigkeit hat sich seit der Pandemie bei vielen Personen verändert. Das hat viele Gründe. Einige haben beispielsweise für sich festgestellt, dass ihr Beruf ihnen in Krisenzeiten zu unsicher ist, andere wiederum haben die Freizeit lieben gelernt, auf die sie so oft verzichtet haben und möchten diese nicht wieder abgeben. Und ganz andere möchten einfach nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten, weil sie festgestellt haben, dass sie etwas anderes mehr reizt. So hat eine Untersuchung aus dem Jahr 2021 gezeigt, dass über 40 Prozent der globalen Arbeitnehmer über eine Kündigung nachdachten. Von dieser Aufbruchsstimmung besonders betroffen sind dabei jüngere Menschen. Alles keine Einzelfälle, sondern Teil der sogenannten Great Resignation, ein Phänomen, das auch als Big Quit bezeichnet wird.

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Der Corona-Virus hat unser aller Leben auf den Kopf gestellt und uns dazu gezwungen, uns mit unserem bisherigen Dasein auseinanderzusetzen. Dabei rückte vor allem die berufliche Wahl in den Fokus. So machten sich einige Menschen Gedanken darum, ob sie ihr Job noch erfüllt und ob ihre Leistungen gerecht entlohnt werden. Die Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft haben dieses Phänomen nochmals befeuert. Das ist auch einer der Hauptgründe, der Arbeitnehmer im Zuge des Umdenkens dann zur Kündigung bewegt hat: stagnierende Löhne bei weiter steigenden Kosten. Aber auch das unflexible Arbeitsumfeld, fehlende Aufstiegschancen und eine generelle Jobunzufriedenheit sind Auslöser dieser Bewegung.

Doch vor allem die jüngeren Arbeitnehmer aus der Generation Y und der Gen Z sind Vertreter dieses Phänomens. Sie legen Wert auf Flexibilität, eine ausgewogene Work-Life-Balance und Wertschätzung. Wenn diese Faktoren nicht gegeben sind, scheuen sie sich nicht, den Job zu wechseln – was sie eindeutig von den älteren Generationen unterscheidet. Laut der Global Gen-Z and Millennial Survey von Deloitte aus dem Jahr 2022 planen nur 23 Prozent der Gen-Z-Arbeitnehmer, ihren aktuellen Job länger als fünf Jahre zu behalten. 40 Prozent waren sich zudem sicher, ihren aktuellen Job innerhalb der nächsten zwei Jahre wechseln zu wollen.

Keine Revolution, dennoch ein Statement

So revolutionär diese Bewegung der Great Resignation auch scheint – ganz so System sprengend ist es nicht. Laut Experten gehen die Zahlen der Kündigungen wieder zurück und pendeln sich ein. Der Grund ist allerdings keine Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt, sondern schlichtweg der Teuerungsschub in vielen Lebensbereichen. So trauen sich wieder weniger Menschen ihre Jobs einfach zu kündigen oder sich neu zu orientieren. Lediglich die, die finanziell abgesichert sind, können das Wegbrechen finanzieller Einkünfte verschmerzen. Das heißt, man muss es sich leisten können. Somit wird das Phänomen der Great Resignation zu einem Privileg für Wohlhabende.

Auch wenn die Great Resignation die sogenannte Hustle Culture nicht bekehren kann, ist sie ein mutiges Statement in einem zutiefst kapitalistischen System, in dem Unternehmen den Arbeitsmarkt bestimmen und nicht diejenigen, die ihre Kraft und Zeit dafür hergeben. Doch auch wenn es vielen nicht möglich ist, ihre Arbeit von heute auf morgen aufzugeben, die massive Kündigungswelle hat einigen die Augen geöffnet und ihnen einen Denkanstoß gegeben, dass man sich vom Arbeitgeber nicht alles gefallen lassen muss. Damit bringt das Phänomen zwar keinen direkten Umschwung, lässt aber hoffen, dass es Veränderungen zum Besseren gibt.

Über Janet Teplik

Digital Producer bei freizeit.at. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte zog die gebürtige Deutsche nach Wien und studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Zuletzt war sie stellvertretende Chefredakteurin bei der MG Mediengruppe.

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