Warum der Rasenmäher im Mai getrost in der Gartenhütte bleiben darf

Aus stammt die Idee des No-Mow-May – im Mai soll man die Wiese nicht mähen. Und das nicht nur, weil sie zu faul zum Mähen sind.

Der englische Rasen ist der Inbegriff des gepflegten Grüns. Doch es ist viel Arbeit, diesen dicht und unkrautfrei zu halten – und ist ohne Chemie nicht möglich. Zudem hat er ökologisch so gut wie keinen Wert, weil er Krabbeltieren keine Nahrung bietet.

In Zeiten des Insektensterbens gar nicht gut. Deshalb wird in Großbritannien seit 2019 der No-Mow-May ausgerufen – im Monat Mai soll der Rasenmäher in der Gartenhütte bleiben.

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Auch in Österreich rufen Garten- und Umweltverbände dazu auf, den Rasen seltener zu mähen, damit Wildkräuter darin wachsen und vor allem blühen können. Allerdings bringt es wenig, nur einmal im Jahr den Rasen der Natur zu überlassen, wie Bernadette Pokorny von der Umweltberatung weiß: „Ein Blumenrasen braucht einen nährstoffarmen Boden und sollte nicht gedüngt und nur in Ausnahmefällen gegossen werden – nur dann, wenn es wirklich über Wochen nicht geregnet hat und es sehr heiß war.“

Der No-Mow-May kann also nur der Anfang sein. Wer einen möglichst naturnahen Blumenrasen will, der sollte häufiger auf den Mäher verzichten: „Es reichen in der Regel fünf bis sieben Schnitte pro Saison – wie oft hängt vom Boden und dem Standort ab“, sagt die Expertin. „Ganz aufs Mähen verzichten sollte man allerdings nicht“, gibt sie zu bedenken. Denn eine Wiese, die nie gemäht wird, verbuscht – zudem ist es für manche Blumen wichtig, dass sie nicht allzu sehr im tiefen Gras verschwinden – schließlich brauchen sie genug Sonne, um Blüten zu entwickeln.

Mit der Sense

Um Falter, Bienen und Heuschrecken zu schützen, sollte man nur mähen, wenn wenige Insekten unterwegs sind – also am Abend oder an kühlen bedeckten Tagen. „Am insektenschonendsten ist natürlich die Sense. Das ist aber nicht jedermanns Sache“, weiß Pokorny. Auch Handrasenmäher sind eine ökologische Alternative.

Doch nicht jeder hat seine Freude, wenn Gänseblümchen, Ehrenpreis, Klee oder Löwenzahn prächtig gedeihen. Insbesondere Nachbarn, die Fans des englischen Rasens sind, sind oft wenig erfreut, wenn die „Unkraut“-Samen sich über die Grundstücksgrenzen hinweg ausbreiten. Manchmal hilft miteinander reden und den Nutzen für Bienen, Schmetterlinge und Vögel aufzuzeigen. „Eine andere Möglichkeit ist, dass man nur einen abgegrenzten Teil des Gartens der Natur überlässt und den anderen Bereich häufiger mäht“, rät Pokorny. Überhaupt sei es gut, irgendwo im Garten ein „wildes Eck“ zu lassen, in dem man alles stehen lässt, und die Pflanzen nur im Frühling einmal zurückschneidet: „Raupen haben hier dann ausreichend Zeit, sich zu entwickeln und zu überwintern“.

Ohne Chemie

Dass man auf chemischen Pflanzenschutz verzichten sollte, wenn man viele Insekten bewundern will, ist logisch: „Wenn eine Pflanze Läuse hat, muss man nicht immer gleich mit der Keule kommen. Wer nichts tut, erlebt oft schnell, wie sehr sich die Population von Marienkäfern und Nützlingen, die die Blattläuse fressen, vergrößert.“

Übrigens: Wer einen Rasen anlegt, der kann gleich einen Blumenrasen anlegen – so kann eine bunte Pflanzengemeinschaft schneller entstehen. Werden zusätzlich Zwiebeln von Frühlingsblühern gepflanzt, finden Bienen und Schmetterlinge schon im Frühling einen reich gedeckten Tisch vor (mehr dazu siehe Infokasten)

Blumen für den Rasen

Wer den Rasen häufiger der Natur überlässt, der macht ihn zu einem Festmahl für Tiere. Die Menge an Nektar für bestäubende Insekten  wird auf das Zehnfache erhöht, zeigen Untersuchungen. Wild- und Honigbienen, Hummeln, Schwebfliegen und Schmetterlinge finden somit weitaus mehr Nahrung und sorgen für ein besseres Ökosystem vor der Haustür.
Wer mehr als nur Löwenzahn und Gänseblümchen im Rasen will, der kann im Herbst Zwiebeln wie die von Krokus, Schneeglöckchen, Blaustern  oder Traubenhyazinthen setzen. Auch der Winterling  – ein Hahnenfußgewächs – ist schön anzuschauen und bei Bienen sehr beliebt.  Aber Achtung: Letztere sind giftig. Wer Kleinkinder hat, sollte entsprechend vorsichtig sein.    

Den Mäher stehen zu lassen, tut nicht nur den Insekten gut, sagt Felicity Harris von der Naturschutzorganisation Plantlife, die den No-Mow-May ins Leben gerufen hat: „Es gibt Gartenliebhabern Zeit, sich zu entspannen und sich wieder mit der Natur zu verbinden. Die Stunden, die zuvor mit dem Mähen verbracht wurden, können also sinnvoller genutzt werden.“

Ute Brühl

Über Ute Brühl

Meist schreibe ich über so ernste Dinge wie Schule und Wissenschaft. Daneben widme ich mich immer wieder den schönen und heiteren Dinge des Lebens - dem guten Essen oder dem Gärtnern zum Beispiel.

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