Immer eine neue Masche: Warum wir Stricken sollten

Stricken liegt wieder im Trend – kein Wunder ist es doch ein raffiniertes  Beruhigungsmittel in turbulenten Zeiten.

Ein  Hobby, dem nicht nur Großmütter nachgehen: Stricken entspannt, senkt den Blutdruck und beruhigt. Und am Ende hält man auch noch ein ganz persönliches Gesamtkunstwerk in den Händen.

WENN DIE NADELN KLAPPERN. Stress spiegelt sich häufig in besonders stramm gestrickten Maschen wider. Um die eigene Anspannung abzubauen, ist es daher gut, die Maschen ganz bewusst sehr locker zu stricken – diesen Trick verrät Betsan Corkhill. Die britische Physiotherapeutin ist mit dem Gedanken, dass man mit  Nadel und Wolle  das eigene Wohlbefinden steuern kann, nicht allein. Das traditionelle Hobby, das in den vergangenen Jahren wieder an Beliebtheit gewonnen hat, ist durchaus gesund für Geist und Körper.

Denn gemeinsam mit dem artverwandten Häkeln vermag Stricken nicht nur  die Herzfrequenz und den Blutdruck zu senken. Die sich ständig wiederholenden  Bewegungen –  beim Stricken zusätzlich  unterstrichen  durch das rhythmische Klappern der Nadeln –  sind   mit    Meditationstechniken wie Yoga vergleichbar und können  eine ähnliche stressreduzierende Wirkung erzielen. Zudem  ist es ein gutes Training für das Gehirn, da die komplexen Bewegungen viel Konzentration benötigen. Im Kopf bleibt so auch  wenig Raum für aufwühlende Gedanken. Strick- und Häkelfans wissen: Mit jeder   gesetzten Masche lassen Grübeleien,  innere Unruhe und   Ängstlichkeiten  nach. Und durch die einsetzende Entspannung fangen die  Nervenzellen zudem an, das Glückshormon Serotonin zu produzieren –  was will man mehr?

MEHR ACHTSAMKEIT.  Geht es um die  therapeutischen Vorteile des Strickens und Häkelns, hat sich Physiotherapeutin Corkhill  mit dem Zusammenspiel von  Kreativität und Wohlbefinden, von  mentaler   Flexibilität und der Fähigkeit, den  Herausforderungen des Lebens zu begegnen, auseinandergesetzt. „In unserer geschäftigen Welt müssen wir uns Momente der Ruhe, in denen wir uns ganz auf uns selbst und unser Wohlbefinden fokussieren können, oft hart erkämpfen“, schreibt sie in ihrem Buch „Das Achtsamkeits-Häkelbuch“ (erschienen im Knaur Verlag): „Stress, Ärger, Angstzustände und mangelndes Selbstvertrauen sind die Kennzeichen des hektischen Lebens, das wir in der Regel führen.“ Es sei  daher ganz entscheidend für die   eigene physische und psychische Gesundheit im Alltag  ruhige Momente der Achtsamkeit zu finden. „Nur dadurch können wir unsere Produktivität und unsere geistige Leistungsfähigkeit verbessern.“ In ihrem Buch kombiniert Corkhill   daher  Häkelprojekte mit  10- bis 15-minütigen Entspannungs- und Meditationsübungen. 

Wer  nun mit  dem Stricken als persönliches   Anti-Stressprogramm anfangen will, aber sich vor Fehlern fürchtet, dem sei   mitgegeben: Wie so oft im Leben kommt es auf die Perspektive an. Am Ende einer Handarbeit sind es die unzähligen Maschen, die sich zu einem ansehnlichen Gesamtwerk  zusammenfügen. Die ein oder andere „falsch“ gestrickte Masche, fällt da nicht auf. 

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