Storch überwintert in Neusiedl am See
Zehn Weißstörche sind heuer nicht in den Süden geflogen. Sie verbringen die kalte Jahreszeit lieber im Burgenland.
Die Überraschung war groß, als Anfang Dezember plötzlich ein Weißstorch in Neusiedl am See gelandet ist. Denn die rund 240 burgenländischen Störche sind bereits Ende August zur alljährlichen Reise in ihre afrikanischen Winterquartiere aufgebrochen. Besorgte Neusiedler hegten den Verdacht, das Tier könnte verletzt sein und verständigten Tierärztin und Feuerwehr. Beim Versuch, ihn einzufangen, stellte der Storch aber seine Flugtauglichkeit unter Beweis.
Er flog nicht weit. Der Weißstorch hat sich die Stadt am Neusiedler See offenbar als Winterquartier ausgesucht. Zuvor soll er im Nationalpark Donauauen gesichtet worden sein.
Für Josef Karassowitsch, Obmann des Storchenvereins in Rust (30 Kilometer südlich von Neusiedl), sind gefiederte Wintergäste längst keine Seltenheit mehr. Auch heuer haben wieder vier Vögel auf die Reise in den Süden gepfiffen und sind lieber in Rust geblieben. Auch in der Buckligen Welt bei Krumbach wurden im heurigen Winter bereits Storchen-Sichtungen gemeldet.
Wenn der Zugtrieb erlischt
Karassowitsch schätzt, dass heuer insgesamt zehn Störche im Burgenland überwintern. Der Grund dafür liegt meist in der Kindheit: „Wenn den Altstörchen etwas zustößt oder die Jungen zu spät geschlüpft sind, dann muss man sie über den Winter in einem Freigehege einsperren, weil sie den Flug in den Süden zu 99 Prozent nicht überstehen würden“, erklärt der Storch-Experte. Das führe in seltenen Fällen dazu, dass der Zugtrieb erlischt. Manche Störche werden so dauerhaft sesshaft.
Die Kälte macht den Wintergästen grundsätzlich nichts aus, ihr Federkleid bietet auch bei Minusgraden ausreichend Schutz. Zusätzlich wärmen sie sich, indem sie beispielsweise über Schornsteinen kreisen. Das einzige Problem im Winter stellt das Futterangebot dar: Liegt eine Schneedecke oder sind Gewässer zugefroren, tun sich die Störche bei der Nahrungssuche schwer. „Dann muss man dazu füttern“, erklärt Karassowitsch.
Das Wintermenü für Meister Adebar
Seine Empfehlungen für den winterlichen Menüplan: Geflügelinnereien (außer Leber, die schlägt dem Storch auf den Magen), Fische und Faschiertes. Wichtig: Alles sollte ungewürzt und roh serviert werden, und zwar dort, wo der Storch sonst auch sein Futter findet.
Randnotiz: Im Seewinkel hält sich hartnäckig die Erzählung, dass Frauen mit Kinderwunsch einfach nur auf einen Storch zeigen müssten, um die Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen. Was in Neusiedl am See derzeit wohl öfter vorkommt. Ein Blick auf die Geburtenstatistik im Herbst 2022 könnte sich zur Überprüfung dieses Gerüchts lohnen.
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