Frau allein im Restaurant

Warum essen manche Menschen gern allein – und andere lieber nicht?

Fragen der Freizeit ... und Antworten, die euch überraschen werden.

Kaum zu glauben, die Furcht davor, alleine zu essen, hat einen Namen: Solomangarephobia. Und der bereitet einigen von uns vielleicht mehr Angst, als sich in einem Lokal an einen Tisch zu setzen und sich einfach etwas Gutes zu bestellen.

Was sind das für Menschen, die mit einer Suppe und sich selbst zufrieden sind? Ein Kollege und Familienvater versichert: "Ich mag das. Da hab ich meine Ruhe." Eine Kollegin erzählt: "Als Single bin ich oft ohne Begleitung im Restaurant gesessen. Warum soll man auf den Genuss verzichten, wenn man alleine ist?" Aber ist das nicht traurig, fühlt man sich nicht einsam und fürchtet, dass alle glauben, man habe keine Freunde, finde keinen Anschluss? Die geübten Solo-Esser unter uns finden, es ist egal, was andere denken. Außerdem sei man eh unter Leuten.

Universitätsprofessor und Psychologe Anton-Rupert Laireiter: "Natürlich befällt uns ein unangenehmes Gefühl, wenn wir Menschen alleine an einem Tisch essen sehen. Und auch, wenn wir es selbst tun." Man könne zwar trainieren, sich nicht unwohl zu fühlen. Aber: "Der Mensch ist ein soziales Wesen, auch Tiere fressen gemeinsam." Woran das liegt, scheint klar: "Wir sind von Geburt an bei der Nahrungsaufnahme nicht alleine, da würden wir verhungern." 

Dass es dabei nicht nur darum geht, satt zu werden, sieht man auch daran, dass zu vielen Anlässen zumindest Häppchen gereicht werden. Der Psychologe: "Essen ist ein Familienereignis, auch jedes Fest ist mit Essen verbunden. Es bringt die Menschen zusammen." Dabei gehe es um den Austausch miteinander, darum, etwas gemeinsam zu erleben. Dennoch scheint es einen Trend zum Dinner for one zu geben. Wer googelt, findet für jede Stadt Tipps dafür. Auch als Service für Alleinreisende.

In Wien ist es eigentlich nichts Neues, mit sich allein am Tisch zu sitzen, man nehme die Kaffeehauskultur, der beste Ort für alle, die es noch nie ausprobiert haben: Platz nehmen und zum Kaffee einen Apfelstrudel bestellen. Wie hat es der Schriftsteller und Feuilletonist Alfred Polgar (1873-1955) so schön gesagt: "Ins Kaffeehaus gehen Leute, die allein sein wollen, aber dazu Gesellschaft brauchen."

Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.

Annemarie Josef

Über Annemarie Josef

stv Chefredakteurin KURIER freizeit. Lebt und arbeitet seit 1996 in Wien. Gewinnerin des Hauptpreises/Print bei "Top Journalist Award Zlatna Penkala (Goldene Feder)" in Kroatien. Studium der Neueren Deutschen Literatur in München. Mein Motto: Das Leben bietet jede Woche neue Überraschungen.

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