Ein seltenes Rendezvous - Venus und Jupiter auf "Kollisionskurs"

Die hellsten Himmelskörper stoßen scheinbar zusammen. Dazu gibt es auch eine geringe Chance, Polarlichter zu beobachten

Etwa alle 25 Jahre kommt es zu einem ungewöhnlichen Rendezvous am Himmel: Venus und Jupiter tanzen zunächst einige Tage um die Mondsichel, bevor sie dann – aus Sicht eines irdischen Beobachters – beinahe zusammenstoßen. Zu sehen ist der Höhepunkt des Spektakels am 1. und 2. März, garniert mit der kleinen Chance, auch Polarlichter über Österreich zu sehen.

Die Venus ist ohnehin einer der hellsten Punkte am Himmel und hat momentan ihre stärkste Sichtbarkeit. Sie ist im Westen kaum zu übersehen. Jupiter verabschiedet sich hingegen vom Himmelsfirmanent und ist nicht mehr lange zu beobachten. Er verliert derzeit täglich an Strahlkraft.

Ohne Jupiter kein Leben

Jupiter ist der vermutlich wichtigste Planet im Sonnensystem. Astronomen gehen davon aus, dass er mitverantwortlich dafür ist, dass es überhaupt Leben auf der Erde gibt. Denn Jupiter ist ungefähr elfmal so groß wie unser Planet und seine Schwerkraft wirkt wie ein Staubsauger für Kometen und allerlei andere Himmelskörper, die unser Sonnensystem unsicher machen. Ohne Jupiter würde es Einschläge wie jene, die zum Aussterben der Dinosaurier geführt haben, häufiger geben. Er ist der große Retter der Menschheit.

Jupiter

©APA/AFP/NASA/HANDOUT

Jupiter ist nach Mond und Venus der dritthellste Punkt am Himmel. Der Gasplanet (inklusive einiger Monde) kann mit einer handelsüblichen Spiegelreflexkamera fotografiert werden. Auf dem Foto ist oft sogar der berühmte rote Punkt zu sehen, ein Wirbelsturm in der Größe der Erde. Nur mit Raumsonden oder dem James-Webb-Teleskop sind seine vier Ringe zu beobachten, die nicht so spektakulär wie beim Saturn sind.

Ein Zusammentreffen zweier Planeten nennen Astronomen Konjunktion. Tatsächlich passieren solche Konjunktionen mehrmals im Jahr, allerdings sind diese oft nicht gut sichtbar. Bei den gut zu beobachtenden Ereignissen spielt die Venus häufig eine Rolle, weil sie als einziger Planet jeden Abend und jeden Morgen (aber nie um Mitternacht) zu sehen ist. Ist sie der Erde ganz nah, kann man mit einem guten Teleobjektiv sogar ihre Wolken fotografieren. In den giftigen Wolken wollten Astronomen vor einigen Monaten sogar Hinweise auf Leben gefunden haben – ein peinlicher Irrtum, wie sich später herausstellte. Somit bleibt der Jupitermond Europa der heißeste Kandidat für Leben außerhalb der Erde.

Polarlicht bei Budapest

Der Blick auf das Venus-Jupiter-Rendezvous lädt jedenfalls zum Nachdenken über das Leben außerhalb der Erde ein. Wer dabei etwas Grünes schimmern sieht, muss aber nicht gleich an grüne Männchen denken. Denn heute Nacht besteht eine (freilich noch geringe) Chance auf Polarlichter, sogar über Österreich.

Ursache ist eine massive Sonneneruption am vergangenen Samstag. Regelmäßig werden dann Schreckensszenarien an die Wand gemalt, bei denen die Erde in Folge der Strahlung in die Steinzeit zurückgeworfen wird. Ebenso regelmäßig gibt es aber als einzige sichtbare Auswirkung grün-rote Polarlichter. Tatsächlich wurde die Aurora Borealis so weit südlich wie selten gesehen – etwa in Göteborg, Helsinki oder auf Sylt. Sogar aus Stuttgart und Budapest gab es in der Nacht auf Dienstag Fotos mit dem Himmelsphänomen. In Österreich wurden Polarlichter zuletzt 2015 beobachtet, über Wien im Jahr 2000.

Dominik Schreiber

Über Dominik Schreiber

Chefreporter, erreichbar unter [email protected] Dominik Schreiber hat im Alter von acht Jahren bereits eine Häuserblockzeitung gegründet, später bei einer täglichen Schülerzeitung mitgewirkt. Seit 1995 arbeitet er beim KURIER als Reporter vor Ort - von Afghanistan bis Kongo, von Tasmanien über Sao Tome und Principe bis Island. Der mehrfach ausgezeichnete Journalist hat über 60 Länder besucht. Er ist spezialisiert auf: Investigativbereich, Innenministerium, Polizei, Kriminalität, Flug- und Bahnverkehr, Raumfahrt, Astronomie sowie Reisereportagen...

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