The Blacklist

Warum fallen uns Namen genau dann nicht ein, wenn wir sie brauchen?

Fragen der Freizeit ... und Antworten, die euch überraschen werden.

"Du weißt schon, dieser Schauspieler!“ – „Wer?“ – „Na der aus der Serie! Den du so mochtest ...“ – „Welche Serie?“ – „Na die mit den Anwälten! Und dann ... das mit der Verschwörung!“ – „Wer soll das sein?“ – „Na der ... hilf mir doch, vorne mit M oder N. Nein, hinten mit S!“ 

Manchmal liegt uns ein Name auf der Zunge. Und da bleibt er dann leider auch. Willkommen im „Tip-of-the-Tongue“-Phänomen, einem der charmantesten Streiche unseres Gehirns. 

Was da passiert, ist kein Gedächtnisverlust, sondern ein Abruf-Problem. Unser Gehirn hat Namen sehr wohl gespeichert  – nur kann es in dem Moment keine Verbindung dazu herzustellen.

Stattdessen liefert es uns absurde Alternativen: den Namen des Zahnarztes, einer Ex-Freundin oder irgendeines C-Promis mit ähnlicher Silbenstruktur. In der kognitiven Psychologie gilt das Phänomen als Klassiker. Der US-Psychologe Roger Brown prägte den Begriff „Tip of the Tongue“ bereits in den 1960er-Jahren. 

Inzwischen weiß man: Der Effekt entsteht, wenn das semantische Netzwerk im Gehirn – also die Verbindung zwischen Bedeutung, Klang und Erinnerung – kurzzeitig blockiert ist. 

Frage der Freizeit

Hier schreiben Autoren und Redakteure der freizeit abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.

Besonders betroffen sind dabei sogenannte „eigennamengebundene Informationen“: also Namen, Ortsbezeichnungen oder Filmtitel. Denn sie haben im Vergleich zu Wörtern wie „Stuhl“ oder „Baum“ deutlich weniger semantische Andockstellen.

Eine Studie der University of Virginia unter der Leitung von Bennett Schwartz zeigte: Je höher der soziale Druck, desto häufiger versagt unser Erinnerungszugriff. 

Menschen, die wussten, dass sie in einem Test schnell antworten sollten, erlebten das Phänomen deutlich häufiger als jene, die in entspannter Umgebung arbeiteten. Auch Müdigkeit, Lampenfieber oder Multitasking gelten als klassische Auslöser.

Was hilft?

Ironischerweise: aufhören zu suchen. Wer sich zwingt, jetzt! sofort! den Namen zu finden, blockiert sich selbst. Die bessere Strategie ist das Abschweifen: Duschen, spazieren gehen, kochen. 

Plötzlich taucht er wieder auf – ganz beiläufig, ohne Einladung. So wie … na, wie hieß er doch gleich?  … Ach ja: James Spader

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

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