
Warum verlieben wir uns im Urlaub leichter als sonst?
Warum wir uns in den Ferien spontan unsterblich verlieben - eine Psychologin erklärt, warum.
Liebe kann so einfach sein. Zwei Blicke, die sich treffen und erwidert werden. Man findet jemanden attraktiv, erst fühlt man sich voneinander angezogen, dann will man sich gegenseitig ausziehen. Gespräche entstehen, Emotionen blühen, und die Hormone tanzen Samba. Im Alltag jedoch gehen die vielen Möglichkeiten, sich zu verlieben, oft unter. Es fehlt die Muse dafür, die Zeit sowieso.
Und dann, im Urlaub, steht plötzlich SIE vor uns, oder ER: eine schwarz gelockte Chiara mit Rehaugen in Bari, oder ein braun gebrannter Nikos auf Kreta – manchmal auch jemand aus deutschen Gefilden mit zusammengerolltem Handtuch in der Hand auf dem Weg zur Pool-Liege, aber das ist egal – es ist um uns geschehen.
Tor zur Sinnlichkeit
Warum fällt uns das so leicht, sich im Urlaub unsterblich zu verlieben? Weil in den Ferien die Uhren einfach anders ticken. Und damit ist nicht nur eine etwaige Zeitumstellung gemeint, weil wir uns mehrere Flugstunden entfernt von der Heimat befinden. Auch unsere innere Uhr stellt sich um.
„Urlaub bringt uns wieder mit uns selbst in Kontakt“, erklärt die Psychologin Birgit Maurer von liebeskummerpraxis.at. „Wir brechen aus gewohnten Routinen aus, kommen in einen neuen Rhythmus. Die Alltagsroutine rückt in den Hintergrund, die Lockerheit in den Vordergrund, das schafft Platz für Entspannung und öffnet das Tor zur Sinnlichkeit.“ Sesam öffne dich!
Auf allen Ebenen werden die Sinne angeregt, wir bewundern pittoreske Landschaften und fremde Kulturen, neue Gerüche und Geräusche stimulieren unser Empfinden – all das wiederbelebt unsere Sehnsüchte und weckt die Lust auf ein Abenteuer. Manchmal spielt auch der eine oder andere Piña Colada eine Rolle. Und die begrenzte Zeit für die große Liebe verstärkt sowieso unsere Emotionen.
Kann man seinen Gefühlen im Urlaub also trauen? Jein. Wichtig ist, Liebe nicht mit Begehren zu verwechseln. Ansonsten gilt: „Verliebtsein ist unabhängig von Ort und Umständen ein kritikloser Verschmelzungszustand“, so Maurer, „eine Illusion, die es mit der Zeit zu überprüfen gilt, ob daraus eine tiefe Liebe entstehen kann.“ Und das gilt, ob man diese nun vom Heurigen kennt oder vom Strand.
Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.
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